Die Olympia-Stadt ist quasi ein Flughafengelände. Warum?
Na zum Einen treffen die unterschiedlichsten Nationen aufeinander.
Aber in Rio wird aus dem „Aufeinander“ ein „Zusammentreffen“. Denn es ist kein strenges aneinander vorbei bzw. gestresstes durcheinander Laufen, sondern ein gemeinsames Erlebnis. Es sind offenherzige Blickkontakte und kein engstirniger Tunnelblick, mit denen die Leute durchs Gelände hetzen.
Sie alle sind angereist und brechen nicht gleich zum Shuttlebus auf, um sich in ihr Urlaubsresort chauffieren zu lassen. Zwar trennen sich die Wege nach der Landung, aber spätestens bei den Wettkämpfen sieht man sich wieder. Die Unterkunft ist da nebensächlich und nur Mittel zum Zweck, um vom 05. bis 21. August zwischen den sportlichen Highlights schlafend Kraft tanken zu können, um beim nächsten Event wieder jubelnd aufzudrehen.
Sie bleiben Touristen, die sich aber nicht zwingend vor Sehenswürdigkeiten ablichten lassen. Interessanter sind die anderen Besucher, die anderen Nationen, diese Vielfalt, die ihre Kultur im Handgepäck trägt.
Ich glaube selten war die Christusstatue – Christo Redentor – auf dem Berg Corcovado erst auf dem zweiten Foto zu sehen. Das erste, was man stolz seinen Freunden nach Hause schickt, ähnelt wohl mehr diesem hier:
Die bunte Dame aus Großbritannien war das Objekt der Begierde. VIP-like wurde sie Kamera-knippsend überrannt. Und auf jedem Foto dieses Lächeln, das Menschen an Tagen wie diesen zusammenbringt.
Aber zurück zum Flughafen. Dort sind die Fluglotsen aber nicht erst seit dem 05. August im Einsatz. Damit die Landung glückt, musste im Vorwege jedes Puzzleteil konstruiert und an die passende Stelle gesetzt werden.
Sei es der Bau der Hochhäuser im Olympischen Dorf, dessen Etagen bzw. Zimmer unsere Athleten beziehen und für die der Transport- und Logistikfachmann DB Schenker (der zugleich offizieller Co-Partner der Deutschen Olympiamannschaft Rio 2016 ist) allein 1,3 Millionen Einzelteile lieferte…
Oder die Sportfracht der Athleten, die ihren Weg aus der Heimat sicher in jene Zimmer finden musste (allein 60 Tonnen Luftfracht u.a. mit den Sportgeräten für Ruderer und Kanuten). Insgesamt gezählt sind es 1030 Standardcontainer, die alle notwendigen Puzzleteile beherbergen.
Hauptsache das Puzzle wird fertig! Und das wurde es – auch wenn nur knapp. Aber das sagt man dem Land ja nach – immer mit der Ruhe. Bloß keine Eile. Im Siesta-Mood wurde auch die Wand kurz vor 12 gezogen.
Wobei, das Projekt Olympia ist noch lang nicht abgeschlossen. Selbst mit der Verleihung der letzten Goldmedaille wird erst Phase zwei eingeläutet und der Rücktransport bzw. die Planung für die Paralympics beginnt.
Zurück zum ‚Flughafen‘: die Sicherheitskontrollen! Mit doppelt so vielen Einsatzkräften als noch vier Jahre zuvor in London, betritt niemand so leicht das Land bzw. die Stadien. Überall sind sie stramm in Uniform postiert – bei Temperaturen bis zu 30 Grad.
Flughafen-Argument vier: das Ticket lösen! Ohne kommst du nicht rein. Weder in die Maschine, noch ins Stadion. Und auch die Busse, die dich von A nach B transportieren, erreichst du erst, wenn du mit einer gesonderten Karte das Drehkreuz passierst.
Eine weitere Flughafen-Charakteristik: Das Essen! Exorbitant teuer wird es, wenn du an Bord etwas zu essen orderst. An Bord bist du in Rio in jenen scheinbar harmlosen Supermärkten quasi auch, denn spätestens beim Zahlen mit deiner Visa türmen sich nicht günstige Überraschungen auf.
Die hilfsbereiten Stewardessen sind in Rio dagegen all die in gelben Jacken gehüllten Guides, von denen zwar kaum einer Englisch kann, die aber zumindest gewillt sind, dich zu verstehen und notfalls lächelnd weiterwinken.
Flughafen-Eigenheit sieben: Fließband!
Nachdem die Busse Nahe der jeweiligen Sportstätten geparkt haben, schwirren die Schaulustigen im Schwarm das Fließband alias einem weißen Brücken-Gestell entlang. Wenn man im Laufschritt drüber rennt, hat die rasende Reporterin hier und da zwar ihre Bedenken, aber noch hält es und bitte auch weiterhin!
Denn wir sind ja erst knapp bei der Hälfte und einige Tausend Fans muss das Fließband noch sicher zu den Stadien leiten. Also auf zum Flughafen… ihr Gate ist geöffnet bzw. Rio erwartet sie mit offenen Armen!
Quellen: Faz.net und Logistik-aktuell.com