Kann man ja mal machen. Das dachte wohl auch Larasch-Chefinterviewer Alex Pohle, als er selbige Frage an Wolfgang H. aus E. richtete. Was kann man wohl erwarten, wenn man eine solche Frage an den ehemals mächtigsten Mann im Lauf-Trainerstab des Deutschen Leichtathletik-Verbands stellt? Natürlich ein paar Worte zu seiner Tochter, die den Titel gewann, aber sicherlich auch so etwas wie eine Analyse der Leistungsentwicklung. Denn in dieser Hinsicht ließe sich einiges Positives vermerken.
Was dann folgte, waren vier Minuten Interview (Link zum Video), wie sie entlarvender kaum sein könnten. Ein Drama in drei Akten. Frei erzählt nach Wolfgang H.
Akt eins: „Wir – also ich zusammen mit meiner Frau – haben Katha super eingestellt“, es folgen Zeiten des geringer werdenden Rückstands auf Fate Tola. „Da kann man sagen: alles richtig gemacht.“ Herzlichen Glückwunsch auch von mir. Jeder Cent an Verbandsmitteln also richtig investiert.
Akt zwei: „Alle können heute 3-4 Minuten abziehen. Da ist 2:29h schon rischtisch super.“ Schade, dass Herr H. nicht mehr in Amt und Würden ist, hätte er doch Jonas Koller eine „persönliche Urkunde“ über 2:12h ausgestellt und ihn qua Amt für die EM im nächsten Jahr nominiert. Vom gabiusschen 2:05-Niveau ganz zu schweigen. Über allem thront selbstredend die Leistung der deutschen Meisterin, die wie vom Experten selbst erwähnt, die die Gegenwindpassage zwischen km 15 und 27 taktisch klug im Windschatten ihrer Tempomacher und der großen Gruppe verbrachte.
Akt drei: „Ich will ja hier nicht der Nominierung vorgreifen. Katrin, meine Frau, hat hier das alleinige Sagen.“ Zum Schluss also doch noch der Gönnerhafte. Da wird Laura Hottenrott für ihr Debüt gelobt und einer Franziska Reng noch ein wenig Lehrgeld zugebilligt. Und gar eine Männermannschaft für Berlin scheint schon fast ausgemachte Sache zu sein. Im Zweifel muss Katrin nur noch am heimischen Esstisch beim Feierabendbier gut zugeredet werden.
Wolfgang H. einer von uns, einer aus der Szene, der die Leistungen der Läufer wohlwollend begleitet und sich stets für deren Belange einsetzt. Ich wusste es schon immer. Hinter seinen Auftritten, die optisch bisweilen an jene unseres Schul-Hausmeisters in den 80er-Jahren erinnern, steckt die Liebe zum Sport, stets am Wohl des Sportlers orientiert.
Vergessen sein Einsatz für hohe Norme bei Olympia und Weltmeisterschaften. Vergessen sein gutsherrenartiges Verhalten bei der Vergabe von Plätzen in der Sportförderkompanie. Vergessen, dass Arne Gabius sein Höhentraining selbst finanzierte, während die frisch gekürte deutsche Meisterin die komplette Höhenkette finanziert bekam. Vergessen, dass Sabrina M., neuerdings aus M., bei der EM 2014 zu einem Start im Marathon genötigt wurde, damit die eigene Tochter, lediglich mit Team-Norm ausgestattet, einen Startplatz erhält.
Übrigens. Franziska Reng debütierte satte 12 Minuten schneller als die damals gleichaltrige Katharina Heinig bei ihrem ersten Marathon in Köln 2010. Ist es eine Hausmeister-Rechnung, wenn ich diese 12 Minuten mal eben auf 16 erhöhe? Das sollte der Bundestrainer a.D. direkt auf dem Schirm haben und nicht erst nach dreimaligem Nachfragen durch den Interviewer preisgeben. Oder spricht da in erster Linie der stolze Vater? Dafür hätte er mein vollstes Verständnis. Für seine offensichtlich vom familiär-persönlichen Vorteil geprägten Entscheidungen als Bundestrainer in der Vergangenheit nicht.