Sport hat die Kraft, Menschen zusammen zu bringen. Gleich welcher Kultur oder Religion du angehörst… unabhängig von Denkweisen und Riten – im Sport sind wir alle gleich. Verstehen uns blind, weil wir die gleiche Sprache sprechen.
Aber es geht noch weiter… Stichwort Inclusion! Es ist ein gegenseitiges Profitieren bei nur scheinbar konträren Voraussetzungen.
Zwei Athletinnen – die Siebenkämpferin Christina Kiffe und die Paralympionikin Anne Brießmann machen es vor. Beide zeigen uns, dass die Annäherung von vermeintlich nicht kompatiblem ‚Können‘ bereichernde Vorteile mit sich bringt.
Kennengelernt haben sie sich bei einem Basketballspiel von Brießmann. Diese holte zuletzt bei den Paralympics in London 2012 die Goldmedaille. „Ich war sofort begeistert wie athletisch und dynamisch dieser Sport ist“, so Christina.
Nachdem sie selbst im Sommer 2015 aus gesundheitlichen Gründen zurückstecken musste, war es Brießmann, die Christina wieder motivierte und den Anstoß gab, sich nicht aufzugeben.
„Eigentlich war sie es also, die mich mit meiner ‚Behinderung‘ durchzog und nicht umgekehrt! In solchen Momenten ist es nämlich nicht einfach, sich selbst anzutreiben. Warum mache ich das überhaupt? Ist es mir den Aufwand wert?“
Gemeinsam fingen sie in einem Physiotherapie- und Fitnesscenter an zu trainieren.
„Es ist zwar keine vergleichbare Situation, aber ich konnte aufgrund der Verletzung an meinem Unterschenkel ja auch nicht richtig laufen. Wir ergänzten unser Training also gegenseitig mit neuen, jeweils sportartspezifischen Übungen.“
In jener Phase also, wo es um den Wiedereinstieg und Aufbau ging, war Brießmann der entscheidende Clou:
„Ohne Anne stünde ich jetzt nicht hier!“ Nämlich an der deutschen Spitze im Siebenkampf!
„Unser Ziel ist es einfach, den anderen stark zu machen,“ sagt mir Anne mit diesem warmen Lächeln im Gesicht.
Und das schaffen sie mit Erfolg! Denn Anne startet für das deutsche Basketballteam bei den Paralympics in Rio!
Etwas, das sie nur gemeinsam geschafft haben. Sie sind ein starkes Team, dass jene starken Leistungen erzielt und sie gleichzeitig freundschaftlich zusammenschweißt!
„Das nenne ich doch Profit auf ganzer Linie,“ meint Anne. „Es lohnt sich also, unkoventionelle Wege zu gehen,“ wirft Christina nach.
Für mich war dieses Treffen ein sehr emotionales. Es war einfach schön zu sehen, wie wertvoll es sein kann, unvoreingenommen die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
Dieses Bild der beiden vor Augen zu haben, die sich gegenseitig unterstützen und menschlich prägen, zeigt mir, wie die eigene Leidenschaft, die man für seinen Sport hegt, obendrein durch andere bereichert wird. Genau dann, wenn wir offenherzig Formalien einfach mal verkehrt herum lesen.
Dasselbe gilt möglicherweise für den Wettkampf selber!
Das wurde nämlich zuletzt im Fall Marcus Rehm diskutiert. Dem Weitspringer wurde vorgeworfen, sich durch seine Beinprothese einen Vorteil zu verschaffen, wenn er gegen nicht- behinderte Sportler antreten würde. Bislang hat man als gehandicapter Athlet also kaum die Chance, sich unter gesunden Sportlern zu behaupten. Fairness ist ein unabdingbarer Teil des Sports und soll es auch bleiben. Aber wenn dies trotz Handicap gegeben ist und es nur an einer unbegründeten Skepsis scheitert, sollte man die vorligenden Prämissen einmal hinterfragen.
Denn eins steht fest: Das, was gerade behinderte Sportler beweisen – nämlich, sich selber nicht aufzugeben, Mut zu fassen, wo andere längst verzagen und Leistungen zu erzielen, die selbst gesunde Menschen oft nicht annähernd hervorbringen können – gebührt mehr Aufmerksamkeit und Respekt!
Und dann gibt es noch Menschen wie Anne, die sich nicht nur selbst dank dem Sport ins Leben zurück holte, sondern auch andere den Ansporn gab, sich nicht aufzugeben!
Hut ab!