Es tut sich was in Regensburg: Bei Kinder-Wettkämpfen, die von den heimischen Vereinen ausgerichtet werden, strömen Massen an leichtathletikbegeisterten Mädchen und Jungen auf die Sportplätze und haben nicht nur unglaublich viel Freude am Sport, sondern wollen auch stets ihr Bestes geben, eine Leistung bringen, die sie selbst, ihre Eltern und Trainer stolz macht.
Das Schöne daran ist, dass Kinder dabei trotz allem Wetteifer so wunderbar kameradschaftlich sind: Sie feuern sich gegenseitig an – oder sagen wir besser: sie brüllen ihre Freunde völlig außer Rand und Band ins Ziel und jubeln begeistert, wenn es für eine Bestleistung gereicht hat. Und sollte es mal nicht so geklappt haben, trösten sie sich, nehmen sich in den Arm – „das wird schon wieder beim nächsten Mal!“
Solche Szenarien kennt Julia Kick mittlerweile nur zu gut: Mit der Unterstützung einiger anderer Trainer betreut sie vor allem die ganz jungen Talente bei der LG Telis Finanz Regensburg. Das Besondere daran ist, dass sie sogar noch selbst aktive Läuferin ist, die zur Deutschen Spitze über 800 und 1500 Meter gehört. Die Kleinen haben also ein Vorbild direkt vor der Nase – aber dazu später mehr…
Denn nicht nur die ganz Kleinen haben die Leichtathletik für sich entdeckt: Auch Jugendliche jenseits des Grundschulalters scheint das Höher, Schneller, Weiter im Stadion wieder großen Spaß zu machen. Bei der LG Telis Finanz hatte man sich vor einigen Jahren noch ein bisschen Sorgen gemacht, dass man diese Altersgruppe der etwa 11- bis 16-jährigen ein bisschen aus den Augen verliert. Irgendwie schien das Interesse am Sport ab einem gewissen Alter nachzulassen. Regelmäßiges Training, Bewegung, Anstrengung – alles ein bisschen zu mühselig?
Am Trainingseifer mangelte es allerdings bei weitem nicht. Schuld daran sind hauptsächlich andere Belastungen, etwa durch das achtjährige Gymnasium: Die Schülerinnen und Schüler haben einfach keine Zeit mehr, wenn sie Hausaufgaben, Referate und Prüfungen vorbereiten müssen. Und geht es dann mal auf’s Abitur zu, kommt mancher ja nicht mal mehr mit dem Lernen hinterher.
Also was tun? Wie haben die Regensburger ihre Kids wieder ins Stadion gelockt?
Dafür gibt es zweierlei Erklärungen: Zum Einen hat die LG Telis Finanz seit Kurzem nicht nur viele neue Nachwuchs-Sportler, sondern auch Nachwuchs-Trainer! Das fängt mit engagierten Athletinnen wie Julia Kick an und endet bei den Sportstudenten Sabrina Egerer und Fabian Laukamp, die im letzten Jahr zum Team dazugestoßen sind. Die beiden sind verdammt motiviert und voller Ideen! Sie wollen die Faszination für „ihren Sport“ den Jüngeren wieder näher bringen – und es funktioniert!
Der zweite Grund ist da ganz anderer Natur, denn die Jugendlichen bekommen auch noch von ganz anderer Seite Motivation: Vor allem die Gruppen, die zeitgleich zu den „Top-Athleten“ der LG Telis Finanz trainieren, können dreimal in der Woche beobachten, was sich in dieser Truppe abspielt. Und das ist ja durchaus bewundernswert: Wo sonst kann man beobachten, wie sich gleich drei Profi- Athleten auf die Olympischen Spiele in Rio vorbereiten? Die Jugendlichen sind hautnah dabei:
Wie gestaltet Philipp Pflieger seine Tempoläufe? Welche Schuhe trägt er? Was trinkt er? Welche Gymnastik-Übungen macht er nach dem Training? Natürlich kann man sich da das ein oder andere abgucken – und insgeheim liebäugelt sicher der ein oder andere auch damit, es dem Regensburger Trio für Rio irgendwann einmal gleichzutun. Muss ja nicht unbedingt Marathon sein … 😉
Natürlich steht für die Kids und Jugendlichen in erster Linie noch der Spaß am Sport im Vordergrund. Aber: die Jungs und Mädels sind auch verdammt ehrgeizig und eifern den Idolen, mit denen sie im Training ja quasi direkt auf Tuchfühlung gehen können, nach.
Bestes Beispiel hierfür: Die beiden „Top-Athleten“ Felix Plinke und Tim Ramdane beendeten ihr Tempo-Training auf der Bahn mit einem flotten 300m-Lauf. Ihr Coach Kurt Ring entschied sich daraufhin spontan, die Sprinter-Jungs aus der Jungend-Trainingsgruppe einfach mal mitlaufen zu lassen. „Rennt hinterher – so schnell ihr könnt!“, forderte er sie auf und war insgesamt schon ziemlich gespannt, wie lange die Nachwuchsläufer überhaupt mithalten würden.
Was er dann zu sehen bekam, hätte er nicht für möglich gehalten: Die gesamte Truppe blieb bis auf die letzten Meter in einem Pulk zusammen. Niemand wollte abreißen lassen – weder die Großen, die ja fast schon „etwas zu verlieren“ gehabt hätten, noch die Kleinen, die jetzt unbedingt beweisen wollten, was sie draufhaben. Völlig erschöpft kamen sie ins Ziel und wurden dort von einem überwältigten Kurt Ring (und das kommt nicht so oft vor!) und allen anderen Vereinskameraden gelobt. Das anschließende Rasendiagonalen-Programm der Großen mussten die „Kleinen“ dann selbstverständlich nicht mehr komplett mitmachen. Philipp Pflieger war als Zuschauer ebenfalls an der Bahn und total begeistert. Auf seinem Marathon-Plan kommen 300m-Läufe derzeit seltener vor, aber ob er sich wohl unbedingt mit lauter höchst motivierten Jungs anlegen möchte, die ein paar Jahre Sportbelastung weniger auf dem Buckel haben?
Zu den Fotos:
Auf den Bildern sind Mitglieder der Trainingsgruppe um Fabian und Sabrina zu sehen. Sie trainieren zwei bis dreimal die Woche und nehmen auch an ersten Wettkämpfen auf Bezirks- und Landesebene teil. Sie wünschen alle den Regensburger Startern in Rio viel Glück und Erfolg bei ihren Rennen. Sie haben gerade Schulferien und schicken ihre Grüße deshalb teilweise aus dem Urlaub. Tina ist zum Beispiel gerade im Norden Deutschlands unterwegs und besucht dort einen Teil unserer „Berliner Fraktion“ – denn selbst dort trainieren ein paar Jugendliche Neuzugänge der LG, die natürlich genauso aufgeregt mitfiebern, Daumen drücken und stolz auf ihre „großen“ Vereinskameraden sind!
Na dann kann doch nichts mehr schief gehen: Danke Franzi Reng, für diese wichtigen und schönen Einblicke, die du uns mit deinem Beitrag geliefert hast!