Die Olympioniken kommen und gehen… dürfen teils nur flüchtig am Olympischen Feuer schnüffeln und nehmen von der einmaligen Stimmung nur einen sporadischen Screenshot mit.
Kurz vor zwölf reisen sie an… erfüllen ihr Leistungssoll… blinzeln einmal kurz und nehmen auch schon wieder die nächste Maschine zurück nach Hause. Im gestressten Ein- und Auschecken bleibt nur wenig Zeit, den besonderen Flair einzufangen. Der Traum von den Olympischen Spielen wird zu einem kurzweiligen Aufenthalt, der kaum Möglichkeit bietet, ihn auch zu realisieren.
Das Ticket lösen ist so eine Sache. Das fing schon mit dem Qualifikationsdilemma an, bei dem stur mit dem Argument „sichere Endkampfchance“ gekontert wurde. Es zählt allein die Leistung.
Stimmt sie, bist du dabei… stimmt sie nicht, musst du selbst sehen, wo du bleibst. Aber letzteres gilt eigentlich schon die ganze Zeit über. Die Athleten werden allein gelassen und können lediglich mit einer mickrigen Unterstützung seitens des DLV rechnen. Sie schlagen sich alleine durch. Aber wenn sie es schaffen, stehen die Funktionäre plötzlich stolz da und klopfen sich selber auf die Schulter.
Manchmal frage ich mich, inwiefern die zuständigen ‚Fachkräfte‘ wirklich eine Vorstellung von dem haben, was Leistungsfähigkeit bedeutet und verlangt.
Diese Engstirnigkeit oder Unbeholfenheit zeigt sich beispielsweise an unseren Marathonis. Ein Julian Flügel landet am 18. August und soll drei Tage später 42,195km in ungewohnten Bedingen rennen. Ich selbst bin die Tage regelmäßig laufen gewesen und obwohl ich gerne in der Wärme laufe, ist es hier in Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit, schon noch eine andere Belastung. Winter hin oder her, teils liegen die Temperaturen bereits morgens um 7 Uhr bei 22 Grad.
Die Athleten würden es begrüßen, im Vorwege die Möglichkeit zu bekommen, nicht nur ein wenig mehr vom Drumherum mitzuerleben, sondern sich auch an die klimatischen Bedingungen anzupassen. Wenn sich also alles immer nur um Leistung dreht, sind die Umstände doch eigentlich zu berücksichtigen.
Allein wenn wir uns den zwölfstündigen Flug aus Deutschland nach Rio ansehen, sollte einem der Begriff „Jetlag“ nicht neu sein. Die Anpassung unserer inneren Uhr an die Zeitverschiebung dauert zwar bei dem einen länger, bei dem anderen kürzer. Aber ein bis zwei Tage brauchen die meisten mindestens, um sich körperlich einzupendeln. Bis dato treten Ein- und Durchschlafprobleme, Müdigkeit und somit auch eine verminderte Leistungsfähigkeit auf. Alles Dinge, die man vor seinem großen Tag bestimmt nicht gebrauchen kann.
Deshalb, für all unsere deutschen Olympioniken, die sich nun bereits auf den Weg machen oder deren Flieger erst in ein paar Tagen startet, hier ein paar Tipps, den Jetlag klein zu halten:
→ Schon einige Tage vor dem Westflug spät schlafen gehen
→ Bereits während des Fliegens, die Armbanduhr oder das Handy der Uhrzeit des Reiseziels umstellen
→ Der Müdigkeit besonders am ersten Tag standhalten und nicht dem alten Rhythmus verfallen – also kein Nickerchen!
→ Möglichst draußen aufhalten, weil unserem Biorthythmus die Umstellung leichter fällt, wenn wir uns dem Sonnenlicht aussetzen.
→ Am Tag der Landung größere Belastungen meiden und auch keine Schlafmittel einnehmen, die sich am nächsten Tag träge auszahlen.
Damit hoffen wir euch nicht nur die Landung in Rio, sondern auch im Olympischen Dorf und schließlich an eurem Wettkampfstag zu erleichtern. Und für die knapp bemessene Zeit vor Ort: einfach gedanklich auf Slow-Motion schalten und abspeichern! Versucht es trotzdem zu genießen!
Warum reisen denn die Sportler so spaet nach Rio an…? Ich dachte, man wohnt im olympischen Dorf und ist zu Gast bei der olympischen Familie? Koennt ihr das aufklaeren?
Ja, da gehen selbst die Meinungen seitens der Athleten auseinander. Die einen reisen lieber früher an, versuchen sich auf die Bedingungen einzustimmen, lassen den Jetleg sacken und genießen vor allem so viel olympisches Trubel wie nur möglich… andere wiederum sagen, besser kurzfristig anreisen und lediglich die Leistung abrufen. Das fiele einem leichter, als mehrere Tage den ungewohnten Bedingungen ausgesetzt zu sein. Und anpassen könne man sich sowieso nur über einen deutlich längeren Zeitraum. Aber kurzweilig bedeutet natürlich auch, der Jetleg wirkt noch nach. Nun gut, wir können nur hoffen, dass unsere Athleten alle gesund und munter ins Ziel kommen bzw. ihren Wettkampf bestehen!
… Es klang bei dir so, als hätte man als Athlet keine andere Wahl.