Richard Ringer – rein visuell wird er seinem Nachnamen zwar nicht gerecht, aber innerlich dagegen schon: er weiß die Dinge anzupacken und sich selbst auch über mehrere Runden/Jahre ins Ziel zu wuchten.
Die Olympischen Spiele waren und sind sein Kindheitstraum. Seit Jahren hat er auf „das größte Highlight eines Sportlers“ hingearbeitet: „Medaillen in der Jugend waren mir eigentlich egal, Hauptsache einmal in Rio am Start sein!“
Natürlich waren einzelne Erfolge daran nicht unbeteiligt, dass er morgen schon mal im Vorlauf über 5.000m an den Start geht. Aber sein langfristiges Ziel war immer Rio: „Da fängt die Planung also früh an. Bedeutet gleichzeitig, dass man über die Jahre nicht zu viel macht!“ Sich stetig steigert, um am Tag X alles geben zu können und sich nicht schon im Vorwege geschlagen geben zu müssen. Lieber mit Weitsicht und geduldigen Schritten nach vorn, als zu stolpern. Denn in Rio winkte doch schon die Christus Statue!
Selbstverständlich hieß das nie, im Training einen Gang runter zu schalten! Um seine Bestzeiten zu verbessern, muss man standhaft am Ball bleiben.
Und wenn ein Tag mal demotiviert beginnt, denkt sich Richard einfach: „Was ist, wenn ich nicht laufen könnte? Wenn ich beispielsweise verletzt wäre… dann würde ich doch gerade laufen wollen. Also versuche ich daran zu denken und freue mich einfach, dass ich laufen kann/darf!“
Obendrein sind es die großen Events – wie die Europa- und Weltmeisterschaften –, die ihn motivieren. Dort möchte er aber nicht nur teilnehmen, sondern wenn dann natürlich auch Medaillen in Angriff nehmen. Wie zuletzt bei der EM in Amsterdam, wo er sich in einer Tausendstel-Entscheidung Bronze sicherte.
Es scheint also effektiv, sich hohe Ziele zu stecken. Allein in den vergangenen sechs Jahren sieht man, wie er sich von seinen Zeiten jenen Zielen Stück für Stück näherte.
Vor einem Jahr wollte er dann auch wieder langfristig arbeiten und die Norm für die Olympischen Spiele rechtzeitig ins Auge fassen. Mit einer Zeit von 13:10Min knackte er also frühzeitig die einst erforderte Norm von 13:18Min (damals in Heuss), die mittlerweile aber auf 13:25Min gesenkt wurde.
Das war aber natürlich auch nicht schlecht, so rückte der einst weit entfernte Traum nämlich in zuversichtliche Greifweite.
Mit der offiziellen Nominierung über 5.000m wurde schließlich sein Kindheitstraum wahr. „Die Olympischen Spiele bedeuten mir so viel, sie sind das Größte! Ich bin einfach nur stolz, dabei zu sein!“
Es liegen Wochen zurück, in denen er sich nun also wettkampfspezifisch vorbereiten konnte. Dabei arbeitete er aber auch an seinem taktischen Gefühl, „um dann im richtigen Moment anzugreifen!“
Die EM war somit eine gute Möglichkeit, zu testen, wie sich der Ringer unter großer Konkurrenz schlägt. Und die Bilder sprechen für sich: es war ein knapper Fight bis zum Schluss!
Hoffentlich mit eindeutigeren Bildern möchte Richard Morgen ins Finale rennen. „Mit einer Zeit unter 13:20Min wäre ich sehr zufrieden. Ich hoffe, das reicht dann!“
Damit es reicht, werden am und vor dem Wettkampstag generell unnötige Störfeuer stumm geschaltet. „Ich brauche vor allem Ruhe. Genügend Schlaf und ein entspanntes Frühstück. Dann lasse ich den Tag einfach mal auf mich zukommen. Da der Wettkampf meistens erst abends ist, versuche ich tagsüber einfach drauf zu achten, dass nicht zu viel los ist.“
Seit Freitag ist Richard bereits in Rio. Zeit, sich im Olympischen Dorf einzuleben und auf den Wettkampf einzustimmen. Da „ich eigentlich für alles zu haben bin, gerne und viel mit anderen plaudere,“ sollte dies ihm also schnell gelingen.
Auch sein Gepäck wappnet ihn, denn das ist dank Olympia-Ausstattung und all den Glückwünschen seitens Familie, Freunden und Kollegen gut gefüllt.
Mental ist er ebenfalls gut gerüstet: „Eigentlich bin ich immer gut drauf. Bei Wettkämpfen geht es mir nicht um Leben und Tod! Ich will einfach Spaß haben… “
Na dann, genieße es und zeig, was du drauf hast! Wir drücken dir die Daumen!