Spaß an dem, was wir tun, ist besonders auch im Leistungssport der entscheidende Faktor, warum wir uns täglich so manch körperlicher Schinderei aussetzen.
Man könnte meinen, wir sind masochistisch veranlagt – was einerseits sicherlich zutrifft. Aber Gefallen an etwas zu haben, auch wenn es einem manchmal zuwider ist, ist der notwendige Antrieb, an einer Sache dran zu bleiben und diese zu perfektionieren. Denn Perfektion erlangt man meistens erst, wenn neben Ehrgeiz und Disziplin auch das Herz mitreden darf.
So lebst du deine Vorliebe ungezwungen aus und versuchst nicht einem Schema F zu folgen, der dich vermeintlich besser, schneller, stärker macht. Solange unterm Strich die Leidenschaft das erste und letzte Wort hat, bist du auf dem richtigen Weg – nach oben.
Diese Ehrlichkeit mit sich selbst, hilft einem nicht nur im Sport. Körpereigene Signale wahrzunehmen und zu berücksichtigen, helfen uns, uns selbst treu zu bleiben und für uns richtige Entscheidungen zu treffen. Langfristig fahren wir damit deutlich besser, weil wir es sind, die sich am Ende nichts vorzuschreiben haben.
Die Überzeugung beispielsweise, dass wir alles gegeben haben, rechtfertigt einen ‚Misserfolg‘, der dann nämlich nicht zwingend mehr einer ist. Erfolge wie Misserfolge sind schließlich relativ. Und eine objektive Niete ist zuweilen ein subjektiver Gewinn.
Das geben, was wir können und wollen – nicht müssen! Niemand wird glücklich, der einer Sache nachgeht, die ihm nicht zusagt und er wird dabei auch nicht die Leistung bringen, die ihn oder einen anderen zufrieden stellt.
Nehmen wir als Beispiel eine gute Freundin von mir – Jessica. Menschlich gesehen, sind wir auf einer Wellenlänge. Sportlich hingegen völlig gegensätzlich. Jessica bewegt sich nur, wenn sie muss (wie zu Zeiten ihrer Polizei Ausbildung) “Ich hasssssee es“ wie sie mir immer überzeugend vors Gesicht wirft.
So wie sie überzeugt davon ist, dass Sport nichts für sie ist, sollten wir Bewegungsfanatiker dasselbe vom Gegenteil behaupten. Sich freiwillig hingeben und dabei mit und nicht gegen seinen Körper arbeiten.
Selbstverständlich hat auch der Leistungssportler trotz Leidenschaft nicht immer Spaß am Training, aber die Grundintention bleibt eine Herzensangelegenheit. Und diese besänftigt so manches Nachwehen einer harten Trainingseinheit oder vertröstet schlaffe Hänger, die übers Jahr hinweg genauso legitim sind, wie in seiner Sportkarriere auch mal verletzt zu sein. Ich wünsche es keinem, aber keiner kann pausenlos Höchstleistungen erzielen. Wir dürfen schwächeln. Uns ungeplante Pausen trotz Trainingsplan gönnen. Der Körper wird es uns danken und umso stärker zurück kommen. Wie sagte ich doch: „Mit seinen Körper arbeiten“ – und doppelt hält und schlägt sich bekanntlich besser.
Also bitte kein A oder B: Sprich Sport lieben oder hassen. Grundlegend können wir uns zwar für schwarz oder weiß entscheiden, aber auch eine Leidenschaft darf mal demotiviert vor sich hin stolpern – also gerne zwischendrin eine Tendenz zu grau aufzeigen.
Wichtig ist, dass wir der Vorliebe nicht die Luft zum Atmen nehmen und den Körper nicht ignorieren, denn dann wird aus der anfänglichen Hingabe schnell eine Hassliebe und ein erbitterter Zwang, der uns nur frustriert und unglücklich stimmt. Dann funktionieren wir nur noch, solange bis unser Körper wieder menschlich auf sich aufmerksam macht.
So wie ich also ständig davon prädige, auf den Menschen hinter dem Sportler zu schauen, sollten es die Sportler manchmal selbst tun. Ich eingeschlossen!