Ob Hobby- oder Profiläufer – wenn wir uns ein Ziel gesetzt haben, müssen wir auch dafür trainieren! Ganz gleich, ob drei Mal am Tag oder drei Mal die Woche, streng nach Trainingsplan oder spontan nach Lust und Zeitkontingent, mit entsprechender Ernährung oder rein nach Bauchgefühl.
Am Ende ist es für den einen ein „Alles oder nichts!“ und für den anderen ’nur‘ ein „Hauptsache schaffen“ – aber beide beschäftigt dieses Vorhaben über Wochen, beide trotzen Durststrecken und sind stolz über gemeisterte Hürden, sind vor dem Tag X auf ihre Weise nervös und gehen mit Respekt und zugleich Vorfreude an ihr DEBÜT heran!
Genau darum soll es die nächsten Wochen gehen! Ich begleite die Leistungssportlerin Laura Hottenrott und die ambitionierte Hobbyläuferin Mieke Feldmann die letzten Wochen vor ihrem ersten Halbmarathon in Köln am 02. Oktober.
Jede Woche bekommt ihr einen kleinen Einblick über das „Wie und Was“ deren Vorbereitung und den aktuellen Stand des Aufregungspegels.
Aber jetzt schauen wir erst einmal hinter die Namen und ich stelle sie euch näher vor.
Laufen ist bei beiden ein wesentliches Puzzleteil ihres Alltags geworden.
Bis der Mittelstreckenlauf Lauras Steckenpferd wurde, probierte sie in jungen Jahren alles aus, was das Sportlexikon hergab: von klassischem Ballett, Ju-Jutso und Rudern über Radfahren, Schwimmen, Skilanglauf und den leichtathletischen Mehrkampf. „Die Ausdauersportarten lagen mir aber am besten und später bei der Leichtathletik der Crosslauf und die 800 m.“ (ein paar mehr Details findet ihr hier, Hendrik Pfeiffer hat die Laura nämlich auch schon interviewt)
Mit jedem Lebensjahr mehr, stockte sie auch die Kilometer auf: „Heute sind meine Lieblingsstrecken die 5000 m, aber auch mal eine 10.000 m oder ein Straßenlauf.“
Der Halbmarathon nagt aber schon seit Längerem an ihr und mit 24 fühlt sie sich nun fit genug, sich auch an dieser langen Strecke zu versuchen.
Aber auch bei Mieke steht der HM auf der „Bucket-List“. Nachdem sie im vergangenen Herbst nach Köln gezogen ist und von vielen Leuten zu hören bekam, dass der Kölner HM ein tolles Event sein soll, hat sie sich schließlich im Mai gedacht: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ und sich Hals über Kopf trotz Bedenken angemeldet.
Die Idee mit dem HM war allerdings nicht aus der Luft gegriffen, schließlich läuft Mieke bereits seit gut sieben Jahren – mal mehr, mal weniger und stets als Schön-Wetter-Läuferin im Wald unterwegs – ganz ohne großen Leistungsanspruch.
„Für mich ist Laufen ein Sport, den man einfach und überall ausüben kann. Es ist kein teures Equipment notwendig. Erst im Laufe Zeit habe ich mir bessere Laufsachen zugelegt. Meine Laufschuhe habe ich allerdings auch schon vier Jahre. Aktuell ist das Lauftraining ein super Ausgleich zu stressigen Arbeitstagen und ich komme raus an die frische Luft.“
Und selbst wenn es nur ein Ausgleich ist, setze ich auch da die Belastungsgrenze immer Stück für Stück höher und traue mir mehr zu!
WIE gehen die beiden jetzt also ihr Ziel an?
- Wo Laura die Deutschen Meisterschaften (in Hamburg über 10km am 11. September) und eine Marathonstaffel (in ihrer Heimat beim E.On Kassel Marathon am 18. September) als Leistungstest in die Vorbereitungswochen integriert, liegt der Fokus bei Mieke allein auf dem HM in guten drei Wochen. Aktuell zweifelt sie aber an ihrem zwei-Stunden-Ziel und besinnt sich der Tatsache, dass ihr doch eigentlich „bei mehr als 8 km langweilig wird“ und ihr die kürzeren Distanzen mehr zusagen. „Hätte ich gewusst, wie anstrengend Lauftraining sein kann, hätte ich mich mit meiner ‚Ich lauf das Ding in 2 Stunden!‘-Aussage zurückgehalten…“
Aber was muss, das muss. Die nächsten vier Wochen stehen neben ein paar längeren Laufeinheiten in der Woche jeweils ein Mal kurz und schnell (etwa 7 – 8 km), einmal lang und langsamer (12 – 15 km) und ein Intervalltraining (entweder Bike&Run, Fahrtspiel oder Sprints auf kurzen Distanzen) an. „Endlich kann ich mit den Begriffen wie „Fahrtspiel“ und „Lauf-ABC“ etwas anfangen. Und ich habe jetzt eine gewisse Ahnung, wie schnell ich pro Kilometer bin.“ Eine vierte Einheit ist dann optional, je nach Tagesform! Also kein Zwang, kein Druck!
„Es geht ja nach wie vor primär ums Ankommen, alles Weitere ist ein Bonus.“ Aber um anzukommen, muss Mieke auch starten und bevor sie die Zweifel doch noch abbringen, „habe ich all meinen Freunden von dieser Idee erzählt, damit ich keinen Rückzieher mehr mache.“
Laura hingegen taktet ihr Training genau und orientiert sich am messbarem Feedback: Puls und weniger die Geschwindigkeiten! „Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht und kann mittlerweile recht genau auf mein Körpergefühl hören und reagieren.“ In regelmäßigen Abständen kommen noch Laktattests hinzu.
Morgens direkt nach dem Aufstehen geht sie meistens eine Runde laufen, ehe es weiter zur Uni geht! Am späten Nachmittag steht dann ein weiteres Training (auch Stabilisationstraining) an. Und wenn trainings- und Uni-technisch alles abgehakt wurde, gibt es den freundschaftlichen Ausgleich zum Sport: „Abende alleine vor dem Fernseher kommen eher selten vor. Ich treffe mich dann gerne mit Freunden.“
Mieke macht derzeit eine Ausbildung zur Kinder- und Jugendtherapeutin. „Ich habe wenige feste Termine, an die ich mich halten muss und kann sehr selbstbestimmt arbeiten. So versuche ich möglichst viel Arbeit auf den Vormittag zu legen und setze mich am Ende jeder Woche hin, um die nächste Einheit und die entsprechenden Läufe passend zu planen.“
Und das nimmt sie selbst in die Hand: Tipps sucht sie sich entweder aus dem Internet oder fragt ihren Schwager Dirk (ja genau, unseren Dirk Lange von larasch 😉
„Mit ihm habe ich zum ersten Mal Bike&Run gemacht und er hat mir Tipps zu meinem Laufstil gegeben. Mir war vorher absolut nicht bewusst, dass ich meine Arme viel mehr einsetzen sollte. Außerdem „schlackert“ meine linke Wade wohl irgendwie, daraufhin wurde mir Wadentraining verordnet.“ Und weitere Optimierungshinweise wie den Kniehub und den Oberkörper leicht nach vorne zu beugen – „dann sackt man wohl nicht so sehr im Knie ein und kann mehr ‚Energie nach vorne‘ bringen“ – machen sie nach jeder ihrer gemeinsamen Einheit ein Stück sicherer.
Aber zurück zum Stichwort Planung!
Am Wochenende stehen bei Mieke häufig noch ganztägige Seminare an. „Deshalb nehme ich meine Sportsachen meistens mit, um direkt nach dem Seminar trainieren zu können.“ Man muss nur wissen wann und wie 😉
Die Schönwetterläuferin setzt beim Laufen aber nicht nur auf gutes Wetter, sondern auch das Surrounding muss stimmen. „Innerstädtisch gibt es in Köln nicht besonders viele Grünflächen, deshalb fahre ich meist mit dem Fahrrad zum Stadtwald. Hier ist auch mein Fitnessstudio gelegen, wo ich bei schlechtem Wetter trainieren kann.“
Gegen Sonne und Grünflächen hat auch Laura nichts, aber Sport ist neben der Leidenschaft schlicht auch Arbeit und kostet teils Überwindung – besonders das Intervalltraining oder die Tempodauerläufe. Wenn es währenddessen dann aber einfach ‚läuft‘, sprich „dieses Flowgefühl im Training oder Wettkampf, wenn es sich trotz schnellem Tempos fast wie von alleine läuft…“ motiviert sie das jeden Tag aufs Neue, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Der Flow ist bei Mieke die Musik. „Allerdings möchte ich versuchen, mir das in den nächsten Wochen abzugewöhnen. Wirklich motivierend ist nämlich der Gedanke für eine gewisse Zeit, anstelle der lauten und vollen Stadt, nur die Natur zu erleben.“
Beide genießen dann aber das befriedigende ‚Danach-Gefühl‘ und auch die Fortschritte, die das Training mit sich bringt.
Als zusätzliche Motivation gibt es bei Mieke noch ihr Vorrat an alkoholfreien Weizen: „Das motiviert mich tatsächlich, während warmer Tage den Lauf durchzuhalten!“ Den alkoholfreien Weizen gibt es auch bei Laura – aber erst nach dem Wettkampf 😉
Um durchzuhalten, setzt Laura auch dankend auf die Unterstützung ihrer Freunde, Familie (ihr Vater ist ihr Trainer), ihr Heimatverein GSV Eintracht Baunatal und ihre Sponsoren Puma und Eisenbach Tressore, nachdem sie während ihrer Zeit in den USA noch von Nike bzw. Asics ausgestattet wurde. Bei Mieke heißt es dagegen: Hauptsache die Schuhe sitzen und die Familie feuert an 🙂
- Fern ab der Tipps von Außen setzen beide aber auch auf das, was sich über die Zeit bewehrt. Bei Laura ist „ein Eisbad nach intensiven Einheiten und viel Dehnen gegen Muskelkater, auch wenn es erst mal weh tut.“
Dehnen mach auch Mieke, aber in Punkto Regeneration ist vorrangig: „Einfach Pause!“ angesagt.
So stehen beide letztlich hoffentlich fit und munter an der Startlinie. Bis dato folgen wie versprochen noch kleine Zwischenfazits!
Aktuell begleiten Laura noch „Neugier und Vorfreude“ und der Wunsch, „meinen ersten Halbmarathon so zu beenden, dass er Lust auf einen weiteren HM macht!“
Mieke begleiten die gleichen Gefühle: „Eine wilde Mischung aus Freude (yeah cool ich pack das!!) und Nervosität (oh Gott wie peinlich, wenn ich nicht mal ankomme?!).“
Aber jetzt bloß keine Schwarzmalerei! Ganz genau! „Durchhalten, weiter trainieren und weniger zweifeln!“
Und das in den verbliebenen Tagen und schließlich auch auf den 21 Kilometern, sodass ihr zwei am Ende glücklich im Ziel ankommt und stolz auf jene Tage/Wochen zurückschaut!