Fußball ist und bleibt eine der beliebtesten Sportarten der Deutschen. Hier treffen Fitness, Talent sowie Einsatzwille aufeinander und werden mit großen Emotionen verbunden. Gerade die Einfachheit des Spiels macht den großen Reiz aus – es braucht nicht viel mehr als einen Ball und einen Platz zum Spielen. Allerdings lässt sich insbesondere im Profibereich auch eine immer stärkere Fokussierung auf sportwissenschaftliche Elemente erkennen. Haargenaue Analysen von Trainings- und Leistungsdaten führen dazu, dass jeder Spieler individuell bestmöglich gefördert werden kann. Im Folgenden soll es um die Bedeutung der Laufleistung im Fußball gehen und wie sich diese in den Jahren verändert hat.
Vom Standfußball zur Pressingmaschine
Der Fußball hat in seiner langen Geschichte schon so manche Trends kommen und gehen sehen. Ob defensiver Catenaccio, ballbesitzorientiertes Tiki-Taka oder aggressives Pressing à la Jürgen Klopp – schon immer haben bestimmte taktische Einstellungen den Weltfußball geprägt. Doch eine Eigenschaft setzen all diese und viele weitere Spielphilosophien voraus: die Laufbereitschaft. Dabei ist zu erkennen, dass die „Kilometerleistung“ der Spieler in den Jahren stetig zugenommen hat. Bei der WM 1954 beispielsweise lag die durchschnittliche Laufleistung eines Spielers bei etwa 3 km, in den 70ern immerhin schon bei rund 6 km. Heute hingegen sind um die 10 km pro Spiel die Regel. Joshua Kimmich vom Rekordmeister Bayern München, der bei den Fußball-Wetten trotz aktueller Schwächephase immer noch der Favorit auf den Meistertitel der Bundesliga ist, legt derzeit gar rund 12 km pro Spiel zurück und ist damit laufstärkster Spieler der aktuellen Saison. Die laufstärksten Teams hingegen kommen wenig überraschend aus Leverkusen und Leipzig, pflegen doch beide Mannschaften ein laufintensives Pressing.
Position und Spielweise sind entscheidend
Wesentlich für die Laufleistung der Spieler ist natürlich ihre Position. Es ist klar, dass ein Torwart weniger Kilometer zurücklegt als beispielsweise ein Stürmer. Bei genauerer Betrachtung lassen sich dabei relativ genau die Anforderungsprofile für die verschiedenen Positionen bestimmen. Während ein Innenverteidiger durchschnittlich 10 km abspult, sind es beim Außenverteidiger, je nach taktischer Ausrichtung, 1 bis 2 km mehr. Das liegt daran, dass sich diese auf den Außenbahnen auch häufig mit nach vorne einschalten. Aber auch in der Zentrale kommen die Spieler auf ihre Kilometer. Denn vor allem im zentralen bzw. defensiven Mittelfeld müssen die Spieler immer wieder Löcher zulaufen. So überrascht es nicht, dass auch Schalkes defensiver Mittelfeldmann, Omar Mascarell, zu den laufstärksten Akteuren in dieser Saison gehört. Natürlich rennen Fußballer nicht durchgehend 90 Minuten lang, viel mehr handelt es sich beim Laufen um eine Mischung aus Gehen, Joggen und Sprint mit vielen Richtungswechseln. Dementsprechend hat sich auch das Training verändert.
Individuelle Trainingspläne und Methoden für das Maximum
Während das Arbeiten mit individuellen Daten und Statistiken in den US-Sportarten schon lange zum Standard gehört, in der NBA spricht man beispielsweise von Advanced Stats, hat die digitale Datenauswertung im deutschen Fußball erst durch Jürgen Klinsmanns Engagement bei der Nationalmannschaft Einzug gehalten. Während seiner Zeit als Teamchef setzte er auf moderne Analysen und einen breiten Mitarbeiterstab, zu dem auch Fitness-, Kraft- und Mentalcoaches gehörten. Die Einbindung neuer Methoden hat sich dann auch auf die Bundesliga ausgewirkt. Seit der Saison 2011 werden nun auch von offizieller Seite die Kilometerleistungen der Spieler erfasst.