Im Vorfeld berichtete ich Euch über meine frühzeitige Anreise und die vielen ausgiebigen Materialtests auf verschiedenen Abschnitten der Strecke. Bis Donnerstag hatten wir wirklich prächtige Bedingungen mit schönem, festem, umgewandelten Schnee der eine richtig schnelle Spur erzeugte. Doch so sollte es nicht bis zum Wettkampftag bleiben. Ab Donnerstag wurde es erheblich wärmer und am Freitag regnete es sogar ein wenig. Es schien deutlich nasser zur werden, was mir Sorgen bereitete, da ich für´s Nasse keinen passenden Ski haben würde. Die Temperaturen blieben hoch und der Wind blies unaufhaltsam, die Strecke schwamm ab Samstag förmlich davon…
Zum Sonntag konnte ich recht gut schlafen und so fiel das Wecken um 5.00 Uhr noch recht erträglich aus. Zum Frühstück gab´s dann nicht mehr die Massen an Kalorien um den Magen nicht großartig zu irritieren. Ich esse morgens vor dem Rennen gerne eine Portion Quark mit Nüssen und Honig, ein wenig Brot und trinke dazu eine Tasse Tee. Als wir dann am Startgelände vorbei fuhren traute ich meinen Augen kaum, denn es stand wie schon im Vorjahr zur Hälfte unter Wasser. Ein Anblick mit dem ich nicht rechnete, waren die Verhältnisse einige Tage vorher noch optimal. Insgeheim hoffte ich aber schon, dass mein Ski halbwegs rutschte.
Ab 7.00 Uhr, eine Stunde vor dem Start, öffnete der Startgarten der Eliteläufer. Meine TOP-Resultate in diesem Winter bildeten die Qualifikation für den Eliteblock. Nach Aktivierung meines Zeitmesschips positionierte ich meine Ski im linken Drittel das Startbereichs. Grund dafür war die Absperrung der rechten Hälfte der Startgeraden wenige hundert Meter nach dem Start wegen der vorherrschenden Seenlandschaft. Danach begann die lockere Erwärmung, ich fühlte mich gut und war optimistisch ein guten Vasalauf hinzulegen.
Der Start beim Vasa ist der pure Nervenkitzel. Irgendwann stoppst du die Uhr ein und wartest gespannt bis die letzten Sekunden vergehen, ehe irgendwann die Leinen hochgelassen werden. Mein Herz explodierte fast, ich wusste es wären noch ca. 10 Sekunden.Doch dann ein Zucken der ersten Reihe. Die Leinen gingen halb hoch, einige Läufer starteten andere nicht. Ich drehte mich instinktiv um, um zu schauen ob der erste Block auch schon offen war. Er war noch geschlossen. Dann ging es bei mir planmäßig los, während andere Sportler mehr Probleme hatten, da das Drahtseil klemmte. Den Start empfand ich als routiniert, konnte ich ja in der letzten und in dieser Saison schon ausreichend Erfahrungen sammeln. Ich hielt Ausschau nach möglichen Vorderleuten bei denen ich mir sicher war, dass sie mich gut den ersten Anstieg hochziehen würden. Ich entdeckte den Vorjahreszweiten Johan Kjolstad und klemmte mich an seine Skienden. Den Startberg kam ich gefühlt sehr gut hoch, muskulär mit viel weniger Problemen als im letzten Jahr. Ich war am höchsten Punkt der Strecke nach knapp vier Kilometern in der Spitzengruppe dabei und optimistisch lange mitschwimmen zu können. Doch irgendwie sollte es nicht so sein! Auf dem Hochmoor in Richtung Smagan, wo der erste offizielle Zeitmesspunkt auf uns wartete merkte ich, dass der Ski nicht so recht gleitet. In der mit Wasser durchtränkten Spur noch viel weniger als außerhalb wo es teilweise noch etwas angefroren war. Ich probierte dennoch Anschluss zu halten und arbeitete mich vielleicht auf. In Smagan war ich zwar in den TOP 70, allerdings schon 30 Sekunden hinter der Gruppe. Immer mehr Sportler zogen an mir vorbei, obwohl ich ordentlich Gas gab. Ich dachte mir: „das kann doch wohl nicht wahr sein!“. Vorbei an Mangsbodarna und Risberg sammelte ich erste Verpflegungen von meinen Eltern ein. Nach 40 Kilometern, also knapp 7 Kilometer vor Evertsberg, begann meine Bauchmuskulatur zu streiken. Einzelne Teile zogen sich zu Knollen zusammen; sehr schmerzhaft! Ich war schon etwas geschockt und konnte mir schlecht vorstellen mit diesen Krämpfen noch weitere 50 Kilometer im Doppelstockschub zu bewältigen. Ich aß und trank genügend, hoffte auf eine Verbesserung der Situation. Doch es wurde und wurde einfach nicht besser. Ich quälte mich, bei jeder kleinen Steigung krampfte die Muskulatur erneut an. Schieben, Aufrichten und Strecken – unzählige Male!!! Auch wenn ich häufig mit dem Gedanken spielte, aber eine Aufgabe kam nicht in Frage. Ohne die Medaille wollte ich nicht abreisen! Gefühlt zogen Tausende andere Starter und auch Starterinnen an mir vorbei, während die Kilometer nur sehr zäh schwanden.
Irgendwann war es dann nach einer Zeit von 5:19:41 vorbei. Ein 477. Platz war schließlich mehr als enttäuschend. Dennoch blicke ich nach vorn und weiß: es kann im nächsten Jahr nur noch besser werden!
Kopf hoch 🙂 Du hast es geschafft und die Qualen überstanden! Wie heißt das? Einmal mehr aufstehen als hinfallen!