Hallo ihr Lieben,
ich freue mich riesig, dass ich endlich (nach zwei langen Monaten) wieder die Zeit gefunden habe, einen Blogeintrag verfassen zu können. Die letzten zwei Monate waren von 10 Klausuren und sehr hartem Training geprägt. Im Nachhinein frage ich mich immer, wie ich das nur geschafft habe.
Nun bin ich aber fertig mit den Klausuren und kann mich ganz auf meinen Sport konzentrieren. Ich muss sagen, ich könnte mich daran gewöhnen.
Die Überschrift sagt eigentlich schon alles über mein Motto für diese Saison aus. Ich habe Zeit zum Trainieren (da ich jetzt Vollzeitsportler bin) und ich habe die nötigen Ziele und Motivation. Dieses Jahr steht neben der U23-EM in Polen auch die Universiade in Taipei an (wo auch immer das ist). Mein Ziel ist es, mich für beide Events zu qualifizieren. Der Weg dorthin wird steinig und sehr schwer, da ich mich zuvor zum einen auf einen Halbmarathon vorbereiten muss und für 10 000 m (ich bevorzuge den Halbmarathon umso mehr!). Aber ich kämpfe sehr sehr hart für beide Ziele und das jeden Tag.
Nun aber zum Anfang der Geschichte: begonnen hat alles am 01.01.2017. Seitdem bereite ich mich auf diese Events vor. Das zog auch ein striktes Alkoholverbot mit sich, was ich wirklich bis heute noch nicht gebrochen habe. (Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein für einen Sportler, aber bei mir ist nichts selbstverständlich.) Zudem wurden die Kilometer akribisch erhöht, so dass ich über die 11 Wochen konstant 145 km pro Woche gelaufen bin. Unser Ziel war die Grundlagenausdauer nochmal zu verbessern und meinen Körper auch wieder an lange Laufbelastungen zu gewöhnen. Ich hatte mal erzählt, dass ich eigentlich zusätzlich noch viel Alternativsport mache, um meinen Körper nicht zu einseitig zu belasten. Dies musste ich jetzt jedoch beiseite stellen. Früher bin ich maximal 100 km-120 km die Woche gelaufen, nun sind es direkt 140 km – 160 km die ich jede Woche absolvieren musste. Das bedeutete auch für mich, keine freien Tage mehr. Früher habe ich alle zwei Wochen mal einen Tag Pause gemacht, weil ich das einfach gebraucht habe. Jetzt stehen Verschnaufpausen nicht mehr auf dem Plan. (OKAY, also vor einem Wettkampf mache ich das schon einmal, aber keinen Tag Pause hört sich besser an 😉 )
Insgesamt bin ich überrascht, da ich wirklich ohne Verletzung und Krankheit, bis jetzt sehr gut durchgekommen bin.
Meinen ersten Erfolg dieses Jahr konnte ich bei der Cross DM erlaufen. Dort wurde ich bei der U23 Deutscher Meister, worüber ich mich sehr gefreut habe. Weil ich den Lauf nicht direkt vorbereitet hatte, war ich umso mehr überrascht, dass ich mit guten 30 sec Vorsprung gewonnen konnte. Die Tatsache, dass ich mehr trainiert hatte, machte den Unterschied. Meine Beine konnten einfach rennen und wurden nicht so schnell müde. Es war für mich eine erste positive Bestätigung, dass wir einen effektiven Trainingsplan umsetzten.
Nach diesem Lauf kamen/kommen für mich die härtesten 3 Wochen meines Lebens (Ich nenne sie die „the hell“, aber keine Ahnung wieso.)
The hell
Wie hört sich das an „40 mal 400m“? Klingt vielleicht verrückt, aber nicht für mich. Das stand diese Woche wirklich auf dem Plan. Naja, das kann man mal machen. Wenn aber am Folgetag ein 25 km Longrun und einen Tag später 15 mal 1000 m anstehen, dann komme selbst ich ins Staunen. Das bedeutet jeden Tag mit dem Wissen aufzustehen, dass heute im Laufe des Tages eine Portion Schmerzen auf dich wartet (irgendwie stehe ich da aber auch drauf). Das kann man vielleicht mal 3 Tage gut ertragen, aber eine Woche durchgehend, ist definitiv sehr hart. Vor allem der mentale Aspekt wird dabei oft zu wenig berücksichtigt.
Es gibt einen Zwiespalt: auf der einen Seite muss man seinem Körper klarmachen, dass er fast jeden Tag ans Limit gehen muss und er andererseits trotzdem eine positive Stimmung erhalten soll.
Meine armen Mitmenschen leider besonders in dieser Zeit. An dieser Stelle möchte ich mich für alle Motzaktionen und die ständige Müdigkeit entschuldigen ;).
Solche Belastungen sind in dieser Abfolge neu für mich, geben aber (wenn man sich an die vorgegebenen Zeiten hält) die nötigen Wettkampfreize. In dieser Trainingsphase, in der ich mich gerade befinde, ist es wichtig, sich an die vorgegebenen Zeiten zu halten, um sich nicht abzuschießen, was sehr schnell passieren kann. Neben all den Tempoläufen stehen insgesamt 190 km an, was für den Körper noch eine zusätzliche Belastung ist.
Was ich damit sagen will ist, dass in solchen Wochen der richtige Mix aus Regeneration und Belastung einfach stimmen muss und man auf seinen Körper hören sollte. Weil etwas zu erzwingen ist nicht zielbringend.
Leistungssport ist eine Wanderung auf Messers Schneide. Man kann so schnell abstürzen, indem man zu viel macht oder man erreicht sein Ziel nicht, weil man nicht an seine Grenzen geht (das darf natürlich nicht immer sein, aber ab und zu muss es sein). Mir ist das bewusst und ich weiß auch, dass ich definitiv nicht zu wenig mache, sondern eher zu viel. Aber ich weiß auch, dass ich sehr hart für diese Ziele arbeiten muss, um sie zu erreichen und ich mich dabei permanent auf einem schmalen Grat bewege. Doch von nichts kommt nichts.
Wie heißt es noch so schön: „ALL OR NOTHING“
Und ich will „ALL“.
Euer laufender Tobi