Zwangsläufig sehen das auch so manche Läuferinnen und Läufer ein, die ihren ersten Triathlon finishen und dann vom Rad nicht mehr runter bzw. (bei unter 21 Grad) aus dem Neo nicht mehr raus wollen.
Spätestens wenn…
dein Training durch den Faktor Zeit begrenzt ist und nicht danach richtet, wie weit du zu laufen im Stande bist,
du deinen nächsten Geburtstag nicht erwarten kannst, weil du dann in die nächste Altersklasse wechselst,
dir keiner mehr glaubt, wenn du „nie wieder“ sagst,
du beim Mittagessen aus einer Wasserflasche trinkst,
du mit den angehäuften Badekappen aneinander geklebt einen Blauwal beziehen könntest
und dein Rad pro Jahr mehr Kilometer sammelt als dein Auto,
…weißt du, dass du ein Triathlet bist!
Vielleicht kein Profi und eher der Gelegenheits-Finisher… aber ein Triathlet!
Bis dahin war es ein langer Weg! Ein langer Weg, um auch bei sich selbst anzukommen.
Aber warum gerade Triathlon? Ich hab mal die beiden aufstrebenden Neulinge in der Szene Nina Rosenbladt und Jophi Betche gefragt…
Nina: „Triathlon mach ich, da es der abwechslungsreichste aber zugleich auch anspruchsvollste Sport ist und man einen Triathlon im Wasser zwar nicht gewinnen kann, aber schon da verlieren… In langen Trainingseinheiten lernt man unheimlich gut sich selbst auszuhalten und den Kopf einfach auszuschalten. Zudem kann man sich ganz toll selber spüren und was gibt es Tolleres als abends mit schweren Beinen auf dem Sofa zu liegen und Gummibärchen zu essen.“
Jophi: „Triathlon bedeutet für mich nicht nur der Sport, sondern eine Lebenseinstellung. Dieser Sport lehrt Disziplin und Durchhaltevermögen – Dinge, die mir in jeder Lebenslage und auch im Beruf weiter helfen. Er füllt so viel… Gespräche, Freundschaften und die Freizeit. Ich liebe jede Sekunde, auch wenn sie noch so hart ist, denn die Erkenntnis aus jeder dieser Sekunden ist so viel Wert, dass ich selbst die härtesten Momente nicht missen möchte – ganz gleich wie viele Tränen geflossen sind. Denn das ist Sport – und für mich zugleich der ganz besondere Reiz – jeden Tag mit ihm, für ihn und aber manchmal auch gegen ihn zu kämpfen.“
Triathlon ist die Kombi aus drei Sportarten, die einen als Athlet komplett fordern! Nur wer ausgeglichen stark ist, punktet auch im Triathlon. Zugleich verlangt es wie jeder andere Sport auch Disziplin und ein gutes Zeitmanagement – das macht oft den großen Reiz aus, nämlich sich in jenen drei Disziplinen den konträren physischen Belastungen zu stellen und letztlich abwechselnd zu meistern.
Für den Profi unter uns – Gregor Buchholz – liegen die Beweggründe bei Hobby-Amateursportlern und Profis gar nicht so weit auseinander.
„So vielfältig der Triathlonsport ist, so vielfältig sind auch die Anreize. Bei mir haben sie sich immer wieder verändert und weiterentwickelt. Wenn ich an meine Anfänge zurückdenke, dann war Triathlon für mich vor allem ein Abenteuer. Denn im Triathlon weiß man nie was passiert, auch wenn man sorgfältigst plant – egal ob im Training oder im Wettkampf.“
Ein Triathlon ist wie der Marathon unberechenbar: „Selbst heute in großen internationalen Meisterschaften läuft es nie zu 100% richtig. Es veränderte sich auch die Wahrnehmung: Selbst die heimische Umgebung gibt mehr Action preis, als man so normal im Alltag vermuten könnte.“ Plötzlich gibt es auch im Flachland verborgene Trails und steile Abfahrten – ungeahnte Naturerlebnisse quasi vor der eigenen Haustür.
Auch für Gregor machen die drei großen Ausdauersportarten in Kombination den besonderen Reiz aus: „Diese Abwechslung bewirkt natürlich, dass man sehr sehr viel trainieren kann und muss! Wenn man sich durch einen 6-7 Stundentag durchgekämpft hat, dann gibt es einen einfach einen großen Kick. Oftmals komme ich in einen Flow, wo es richtig gut läuft. In diesen Momenten erlebst du das ultimative Fitnessgefühl und der Körper ‚verschmilzt‘ sozusagen mit der Bewegung.“
So gibt es Tage, wo du deinen Körper gefühlt an Grenzen bringst, die lange Zeit unerreichbar schienen… und Tage, wo du verzweifelst jede verbliebene Minute herunter brichst, um dem Schmerz zu entgehen. Die große Motivation ist da sein Ziel vor Augen zu behalten und zu wissen, warum man sich immer wieder aufs Neue den Strapazen aussetzt. „Einfach ein Ziel, von dem man träumt und zwar jahrelang. Es ist ein sehr erfüllendes Gefühl einen großen Traum zu haben und sich dafür jeden Tag reinzuhängen.“
Für Gregor war und ist es wohl auch noch immer der Traum von Olympia, der dieses Jahr leider aber noch nicht realisiert werden konnte. Aber wie er selbst sagt, es läuft nie zu 100% richtig und manchmal scheitert es dann an wenigen Sekunden.
Triathlon zeigt uns, was Menschen als Sportler leisten können. Was sie an Kraft und Zeit investieren, um die ganz persönliche Herausforderung zu bewältigen. Hier in Rio versammeln sich die Paradebeispiele: Athleten, die ein Leben lang für diesen einen Moment – die Olympischen Spiele – kämpften!