“Alleine ist Scheiße!“ – Das Fazit von Philipp Reinhardts Trainer Armin Göckeritz zum gestrigen Rennen über 3000m bei den Thüringer Landesmeisterschaften in Erfurt.
Philipp rannte die 15 Runden à 200m trotz Tempomacher quasi im Alleingang. Denn bereits in der vierten Runde lief er seinem Pacemaker auf und zog das Tempo selbst an. Dieser sollte ihn eigentlich bis zur Hälfte begleiten, aber verließ bereits nach 800m das Feld.
Vor zwei Jahren stellte Philipp genau hier eine persönliche Bestzeit von 8:04,91min über die 3000m auf. Nach dem letzten Jahr, das von verletzungsbedingten Einbußen gezeichnet war, wollte er gestern an jener Vorlage ansetzen.
Das zweiwöchige Trainingslager in Monte Gordo hat schon mal gute Reize gesetzt und zuversichtlich gestimmt. Problem Nummer zwei allerdings: dieses liegt gerade Mal eine Woche zurück.
“Top oder Flop!“ lautete also Philipps Devise. Die Umstände waren ganz klar nicht optimal. Hinzu kommt, dass die Vorbereitungen auf die Hallenwettkämpfe erst frisch angelaufen sind und ein gezieltes Bahntraining bislang noch zu kurz kam.
Aber auch das ist Sport und man muss sich bestmöglichst mit den Umständen arrangieren. Zumindest die Norm von 8:16Min für die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig am 18./19. Februar sollten drin sein.
Fokussiert. In sich gekehrt. So wie man den Philipp vor wichtigen Wettkämpfen kennt. In solchen Momenten spricht man den Herrn Reinhardt lieber nicht an und lässt ihn einfach machen.
Eine gewisse Anspannung und Neugierde.
Die Erinnerung an sein Paukenschlag vor zwei Jahren – damals spektakulär im Zweikampf mit Rico Schwarz – begleiten ihn in den letzten Sekunden vor dem Start. Zu was sind die Beine heute in der Lage?
Jetzt heißt es aufs Neue: Startaufstellung. Startschuss!
Philipp setzt sich ab. Hält konstant über elf Runden die 32 Sekunden über 200m. Aber irgendwann wird es hart. Armin Göckeritz: „Du läufst quasi nur noch gegen die Uhr.“ Keine Gruppe, in der du dich reinhängen kannst und von der du dich mitreißen lässt.
Das mussten heute die Zuschauer und besonders sein Trainer, der ihn jede Runde seine Zwischenzeiten vom Streckenrand aus zurief und puschte!
2:44Min auf den ersten Kilometer.
5:27Min auf dem zweiten.
“Läuft gut! Sieht gut aus.“ Armin Göckeritz folgt akribisch den Sekunden seiner Stoppuhr, den Schritten seines Schützlings. Aber dann muss auch er feststellen, dass die letzten drei Runden hart werden.
Philipp beißt. Überholt. Umrundet. Die Uhr läuft und nähert sich bedenklich der 8:00Min-Marke. Mitfiebern. Noch einmal anfeuern.
Das letzte Mal auf die Gerade abbiegen. Wenige Sekunden bleiben. Jetzt geht es nur noch um die Norm.
Armin Göckeritz: “Genau darum ging bei diesem Wettkampf: um die Norm! Und die hat er mit seinen 8:15,03 min jetzt sicher. Für die Bedingungen eine gute Leistung! Bis Leipzig ist noch Zeit. Darauf wird jetzt aufgebaut!“
Trotzdem ist Philipp im ersten Moment sichtlich nicht zufrieden. Seine persönliche Erwartung passte nicht zu der offiziellen Endzeit auf der Anzeigetafel.
So wie man seine Leistung mit vergangenen Erfolgen vergleicht, muss man Leistungen auch in den Kontext stellen und darf die Bedingungen nicht außen vor lassen. Im Sport spielen viele Faktoren mit ein und die Kunst ist es, die Leistungen unterm Strich relativ zu bewerten.
Bedeutet für Philipp: Die DM-Norm ist im Kasten, der Titel des Thüringer Landesmeister über 3000m auch und UNTERM STRICH kann man von einem guten Start in die Hallensaison sprechen.
Also: Abhaken und Visier neu ausrichten, welches ganz klar auf die DM in Leipzig zeigt. Go for it!