Während wir mitfiebern, neugierig die Ergebnisliste durchgehen, den Sieger gratulieren, uns ärgern, weil die Norm knapp verfehlt wurde oder wir den undankbaren Dritten mutmachend auf die Schulter klopfen, geht so manch ein anderer unter.
Aber nicht nur einer… so viele stehen an jenem Tag an der Startlinie, nachdem sie sich Wochenlang auf den Wettkampf vorbereitet haben. Der Aufwand, der Ehrgeiz, der Erfolgshunger ist oft genauso groß, wie von demjenigen, der es aufs Podest geschafft hat.
Karsten Meier ist einer derjenigen, der sich lieber in die zweite Reihe stellt und sich konzentriert vorarbeitet. Lauftypisch dabei: seine kurzen Schritte mit wenig Kniehub. Er weiß, was er kann und lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen.
Sein persönlich größter Erfolg bislang war die Teilnahme an den U23 Cross- Europameisterschaften 2012 und seine Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften 2016 im Crosslauf.
Ich mache mir vor einem Wettkampf nicht zu sehr einen Kopf darum, wie es wohl wird. In der Regel weiß ich, was ich kann und setze das dann meistens auch um. Häufig schaffe ich es, in Wettkämpfen bis an meine Grenzen zu gehen, was man mir dann auch ansieht 😉
Obwohl er aufgrund eines Knöchelbruches Ende 2016 mit großem Trainingsrückstand in die Saison gestartet ist, hat sich der 25-Jährige ehrgeizig ins Renngeschehen zurückgearbeitet.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Jahr überhaupt nur eine Bestleistung aufstellen könnte. Stattdessen habe ich aber erst im Mai meine 10.000m PB bei den Deutschen Meisterschaften knapp gesteigert (Bautzen, 29:40,13 min, Anm.d.Red.) und meine 5000m Bestleistung im Juli sogar um 15 Sekunden (Heusden, 13:51,32 min, Anm.d.Red.).
Auch auf den anderen Strecken konnte er an seinen Bestzeiten kratzen und das obwohl deutlich weniger Tempoeinheiten als sonst auf dem Programm standen. Der Knöchelbruch hat einerseits nicht mehr zugelassen, aber auf der anderen Seite hat dieser ihm auch gezeigt, dass es manchmal nicht mehr sein muss – der Gesundheit zu Liebe.
Seit 2016 ist als ganz wichtiges Ziel dazugekommen, dass ich auch im hohen Alter noch laufen können möchte. Wenn es an einem Tag mal gar nicht geht, muss man auch den Mut haben, dann eben weniger zu machen als geplant.
Seine Hauptdisziplin bzw. Lieblingsstrecke sind aktuell die 5000m. Schon aber als kleiner Junge fand man ihn mit seinen drei Brüdern auf der Tartanbahn.
Meine Eltern haben uns alle zur Leichtathletik nach Kiel geschickt. Wir mussten schon alle das gleiche machen, sonst wäre die Fahrerei nur schwierig zu organisieren 😉 Das einzige, in dem ich einigermaßen gut war, war Laufen. Zwei meiner drei Brüder sind auch zu Läufern geworden, nur einer ist als Hochspringer abtrünnig geworden.
Das Laufen hat also auch Karsten über Jahre geprägt.
Es macht mich ausgeglichener und stressresistenter. Es kommt so oft vor, dass ich mich nach dem Dauerlauf besser fühle als vorher. Man rennt seinen Problemen und Sorgen und seiner schlechten Laune einfach davon.
Es vergeht kaum ein Tag, wo er nicht vor die Tür geht. Nicht aber, weil ihm so viele Dinge belasten, sondern damit weiter neue Bestleistungen fallen.
Ohne ein gutes Umfeld kann man aber natürlich nur deutlich schwerer Bestleistungen bringen. In meinem ersten Verein dem TSV Kronshagen wurden die Grundlagen gelegt. Auch wenn ich nicht für jede Einheit nach Kiel fahren konnte und somit häufiger alleine trainieren musste.
Mit seinem Umzug nach Hannover hatte er plötzlich für fast jeden Lauf einen Trainingspartner.
Wenn man dann einen schlechten Tag hat, tut das natürlich gut. Aber auch, bei anstrengenden Einheiten gemeinsam zu leiden. Die Trainingsgruppe ist fast wie eine Ersatzfamilie. Man sieht sich jeden Tag und weil alle letztlich für das gleiche Ziel kämpfen, hat man auch sofort eine Verbindung.
Sein aktueller Verein, die LG Braunschweig unterstützt ihn trainingstechnisch als auch finanziell.
Wettkampffahrten, Hotelübernachtungen und Trainingslager: Um alles kümmert sich der Verein. Ich möchte dabei auch gerne noch Berni Bröger erwähnen, der leider dieses Jahr im Frühjahr verstorben ist. Er hat so gut er konnte bis zuletzt das Braunschweiger Laufteam geleitet.
Wo legst du im Training deine Schwerpunkte?
Sicherlich in der Ausdauer. Insbesondere dieses Jahr hat mir gezeigt, dass ich auch ohne viele Tempoeinheiten noch schnelle Unterdistanzen laufen kann. Ich glaube, am meisten profitiere ich von Profildauerläufen. Hannover ist topfeben, deshalb fahren wir für Berganläufe und Profildauerläufe zu einer nahe gelegenen Hügelkette. Die Strecke ist sehr vielseitig und bringt damit etwas Abwechslung ins Training.
In der Vergangenheit hat Karsten bislang seltener bei internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Das hat sich in diesem Jahr allerdings geändert:
Deutsche Meetings haben, was die Leistungsdichte angeht, einfach etwas den Anschluss verloren. Internationale Rennen sind aber auch dahingehend gut, weil es befreiend sein kann, mal nicht jeden Läufer und sein Leistungsvermögen im Vorfeld zu kennen. Das gibt dem Wettkampf einfach etwas mehr Spannung.
Auch für Karsten ist die Saison mittlerweile aber gelaufen. Der Höhepunkt waren wie eigentlich jedes Jahr die Deutschen Meisterschaften. Rückblickend waren die 5000m in Heusden allerdings das Highlight.
Als nächstes bereitet er sich auf die Cross-Saison, insbesondere auf Tilburg (Holland) vor, wo im Dezember 2018 die Cross-EM stattfinden wird.
Unterm Strich lässt sich Karsten also als ruhiger Zeitgenosse beschreiben, der weiß, was er will und was er kann und trotzdem mit Bedacht an die Dinge rangeht. Ein Freund würde ergänzen: ‚Für seine Statur ein erstaunlicher Esser‘ und Karsten selbst: „Man kann sich auf mich verlassen und ich bin im Großen und Ganzen ein guter Beifahrer (Wichtig für lange Wettkampffahrten).“
Bis Tilburg ist es auch noch ein Stückchen. Wichtig deshalb, dass du dir unterwegs selbst ein guter Beifahrer bist, der sich weiterhin im Blick behält. Genauso wichtig sind die Wegbegleiter, die dir hoffentlich weiter den Rücken freihalten und dich im Training unterstützen.
Wir wünschen dir viel Erfolg, Karsten!