Lassen wir unsere Anreise doch einmal kurz für euch Revue passieren.
Einfach war es nicht… In Frankfurt sowieso nicht. Gerade wenn man als kurzsichtige Reporterin seinen Flieger auf der Anzeige sucht und schon Panik schiebt, wenn man trotz Brille kein „Rio“ entdeckt.
Vielleicht war ich einfach auch zu früh da – aber da gehe ich lieber auf Nummer sicher und sammle meine Kilometer notfalls schlendernd in den Terminals, anstatt filmreif zum Gate zu hetzen. Während ich also schon mal eine halbe Stunde am falschen Schalter warte – Zeit hatte ich ja genug-, nähert sich Stephs Zug aus Chemnitz. In Halle C habe auch ich dann den richtigen Check-In Posten (Condor) entdeckt und schicke meinen Koffer auf seine Laufbandreise. Steph kommt wenige Minuten danach tiefenentspannt hinzu und schickt ihren Koffer hinterher.
„Das passt!“ Schnell habe ich das Gefühl, dass sich der Kamera-Pro und die rasende Reporterin, die sich am Flughafen das erste Mal sahen, gut ergänzen würden. Und menschlich sitzt der Deckel auch luftdicht. Während Fräulein Kolumna nämlich am liebsten auf ihrem Fahrrad überschüssige Emotionen raus getreten hätte, schwappt seitens Steph eine ruhige Gelassenheit rüber. Vorfreude, Neugierde – klar! Aber eine optimistische Gewissheit, die mich auch emotional ankommen lässt. Spätestens als sie meine nervöse Hand im Flieger hält und ihre blauen Finger ignoriert (schließlich kralle ich mich bei jedem gewonnenen Höhenmeter fester), weiß ich, das wird gutes Teamwork. Einfach nur gut, dass sie da war, denn sobald die Maschine abhebt und sich in 9000km Höhe einpendelt, ist halt nicht viel dazwischen und das macht mich dezent nervös.
Irgendwie haben wir die zwölf Stunden aber halbschlafend und Nudel-Arrabiata mampfend überstanden. Die Turbulenten hielten maximal 45,36 Sekunden an und wichen schließlich einem dämmrigen Schnarchmodus.
Kurz vor fünf Uhr landeten wir dann in Rio. Aber ehe es Richtung Koffer gehen konnte – wo die Wartezeit ja ohnehin nicht gerade kurz ist – mussten wir quasi gefühlt ein erneutes Check-In aus Sicherheitsfalllen durchlaufen. Personenschein ausfüllen, Reisepass und Koffer samt Rucksäcke scannen und irgendwann endlich Richtung Taxi stolpern, weil die Beine nach den 12 Stunden irgendwie noch flapsig waren.
Dort sollten wir aber einmal extra die Augen öffnen – hatte man uns neben dem „sobald es dunkel wird, nicht mehr raus“ – warnend ans Herz gelegt. Naja… die Patrouillen am Straßenrand und allein die Sicherheitskontrolle am Flughafen haben mich schon etwas ruhig gestimmt. Gleichzeitig konnte ich auch die Laufschuhe schnüren und gefühlt auf sicherer Straße doch noch meine Kilometer laufend sammeln, denn allein das Gejage im Terminal reicht der rasenden Karla nicht unbedingt…
So wurden zugleich auch die Wetterbedingungen für unsere Marathonis praktisch auf den Prüfstand gestellt. Ich sag euch, selten bin ich aus dem ‚Sommer‘ (in Deutschland) in den ‚Winter‘ (Brasilien) gereist und wurde von einer leicht feuchten 27 Grad Wolke überrollt. Dieses bekannte Gefühl, wenn wir die Drehtür des Flughafens passieren und so den Urlaub einläuten.
Folglich ist der erste Sonnenbrand unverhofft auf die Haut gerutscht, während wir den Ort Barra zuvor noch spazierend erkundeten. Die Überführungen entlang des Olympischen Parks wirkten etwas provisorisch, werden den tausenden Füßen aber hoffentlich in den nächsten Tagen stand halten.
Denn die Vorbereitungen für das Einläuten der Sommerspiele liefen auf Hochtouren: überall sahen wir gelbe Jacken mit grünen Schriftzügen RIO2016 umherschwirren, Guides die Touristen – leider ohne einen Bruchteil Englisch – auf den rechten Weg weisen, Sportler unterschiedlicher Nationen in kontrasten Outfits durch die Straßen ziehen, gecharterte Olympia-Busse durch die Stadt fahren, die überall von dem Motto ‚It’s a new world‘ auf Bannern, Plakaten oder Flaggen umzäunt wurden. Visit Rio, wir sind bereit!
Die Stadt ist also startklar. Larasch ist es auch. Wir wünschen den Athleten ein absolutes Highlight ihrer Sportkarriere – und das fair und erfolgreich. Der Stadt wünschen wir friedvollen Zusammenhalt und Sportlichkeit auch fernab des Wettkampfs. Den Zuschauern einmalige Eindrücke. Möge jeder sicher ankommen und sein Ziel – nicht nur im Wettkampf – munter und gesund erreichen. Und allen Beteiligten einfach eine prägende Zeit, die nur schöne Erinnerungen zurück lässt.