Eine angespannte Ruhe legt sich über die Karl-Marx-Allee Höhe Alexanderplatz. Die immer wieder durch die Wolkendecke brechende Sonne blinzelt gen Start/Ziel-Bereich, wo die Läuferinnen und Läufer immer wieder nervös auf die Zeitangabe am Handgelenk schielen. Noch bleiben knapp 15 Minuten, bis sich der mutwillige Schwarm farbenfroher Tights, Shirts und Windjacken in Bewegung setzt. 21,095km wollen die rund 34.000 Läuferinnen und Läufer heute in der Hauptstadt sammeln.
Bevor allerdings die Beine los rollten, nahmen die Rollen der rund 1.512 Inlineskater und im Anschluss die Räder der 16 Handbiker Frequenz auf.
Schließlich ging es auch für die Läuferinnen und Läufer an den Start. Ganz vorne mit dabei die Favoriten aus Kenia und unsere deutschen Langstreckler.
Five Minutes left
Kurz noch einmal Beine ausschütteln. Oberschenkel abklopfen. Die Anspannung bündeln und tief durchatmen. Konzentriert wandert der Blick nach unten Richtung Asphalt. Auf ihnen wippen auch schon die Schuhe laufbereit.
Pünktlich um 10:05 Uhr fällt dann endlich zum 37. Mal der Startschuss zum hochkarätigen Berliner Halbmarathon. Neben internationalen Stars zieht er jedes Jahr auch viele Schaulustige sowie Breitensportler an und zählt damit in Deutschland nicht grundlos als der größte Lauf seiner Art.
Die prognostizierten Wetterbedingen prophezeiten ein schnelles Rennen, was sich besonders auf den ersten zehn Kilometer bewahrheitete und das obwohl die Läufer teils schwer mit Gegenwind zu kämpfen hatten.
Bei den Männern schlug sich Homiyu Tesfaye zunächst wacker in der kenianischen Spitzentruppe, musste sich irgendwann allerdings bewusst abhängen lassen, nachdem die Pace deutlich unter drei Minuten auf den Kilometer gedrückt wurde. Trotzdem hielt der eigentliche 1.500m-Läufer sein Versprechen und blieb mit grandiosen 1:02:58h unter 63 Minuten. Platz sieben insgesamt für den gebürtigen Äthopier.
Dahinter der Regensburger Philipp Pflieger mit 1:04:04h und Marcel Bräutigam als drittschnellster Deutscher in 1:05:29h.
Die Siegprämie sicherte sich allerdings der Kenianer Gilbert Masai, der mit einem Endspurt auf die Zielgeraden abbog und unter 60 Minuten finishen konnte!
Bei den Frauen ging es ebenso rasant zur Sache. Sabrina Mockenhaupt meldete sich nach einem Jahr vieler verletzungsbedingter Rückschläge endlich wieder auf der Langstrecke zurück. Neben dem Wunsch, an ihrer Wettkampfshärte zu feilen, wollte die mittlerweile 36-Jährige sich auch wieder unter starker Konkurrenz behaupten. Von Anfang rannte sie als schnellste Deutsche vorne weg. Die ersten fünf Kilometer in 16:50min. Die ersten zehn in 34:10min.
Rein taktisch gesehen, wurde das Rennen allerdings zu schnell angegangen, was leider Katharina Heinig einen Strich durch die anvisierte WM-Norm (1:13:10h) machte. Dennoch konnte sich die erst 27-Jährige als zweitschnellste Deutsche (1:13:25h) stolz hinter Sabrina einreihen. Platz drei unter den schnellsten deutschen Läuferinnen ging an Sabrinas Vereinskollegin Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg), die als insgesamt Elfte nach 1:15:41h ins Ziel kam.
Das gesamte Frauenfeld konnte jedoch die Kenianerin Joan Melly hinter sich lassen, die bereits zuvor in Kenia in der Höhe eine 70min-Zeit auf den Halbmarathon ablieferte und damit in Berlin eine sub70 anpeilte. Die erst junge Mutter hat eine elf Monate alte Tochter, an die sie laut eigenen Worten während des Rennen denken musste, deswegen noch einmal extra Motivation gewann und mit 1:08:45h zusätzlich auch den Sieg.
Während sich die Elite bereits geduscht bei der Pressekonferenz einfand, lief das Rennen draußen natürlich weiter. Jeder Teilnehmer kämpfte und gab sein Bestes. Feierte am Ende eine neue persönliche Bestzeit oder musste sich der Unberechenbarkeit eines jeden Wettkampfes geschlagen geben.
Gleich welche Zielzeit am Ende aber Eure Urkunde ziert und auch wenn Ihr das Rennen nicht zu Ende bringen konntet, es ist und bleibt eine ehrwürdige Leistung, was ein jeder allein mit dem Mut zur Anmeldung und mit dem Fleiß im Training beweist.
Jede Erfahrung bringt uns weiter und macht uns stärker. Arbeitet an Euren Zielen und macht Erfolg immer an Euch selbst aus! Wir hoffen, dass ein Jeder gesund geblieben ist, sich nun die verdiente Erholung gönnt und im Anschluss aber auch wieder neue Ziele steckt! Wir sehen uns in Hannover…
keine Bilder von Joey Kelly