Heute möchte ich euch einen typischen Tag in meinem Trainingslager vorstellen. Zusammen mit dem Erfurter Trainingspartner Sebastian Keiner verbringe ich 10 Tage an der Ostseeküste in Zinnowitz. Hier bereiten wir uns auf die kommende Saison vor. Erste kleine Standortbestimmung wird am kommenden Sonntag (09.10.16) in Berlin der Asics Grand Ten sein. Die 10km lange Strecke durch die Hauptstadt stellt gleichzeitig den Abschluss unseres Trainingslagers dar. Doch kommen wir zurück zum alltäglichen Ablauf eines Trainingstages.
Es ist 7:10 Uhr und der Wecker klingelt. Für einen Studenten dann doch ein bisschen früh. So schaue ich nach den vergangenen harten Tagen und 9 Stunden Schlaf etwas sprachlos auf meine Uhr. Der Wecker hat sich leider nicht geirrt. Warm anziehen, Laufschuhe schnüren und auf geht’s zum Auftakt. Leider ist unsere Unterkunft nicht in direkter Strandnähe und somit jogge ich nun einige Minuten durch das Wohngebiet. Anschließend gibt es noch ein bisschen Gymnastik, ein paar lockere Ausführungen aus dem Lauf-ABC-Repertoire und kleinere Steigerungen. Dadurch kommt der Körper das erste Mal auf Touren. Der Kreislauf und die Muskeln werden aktiviert. Restliche Stoffwechselprodukte aus der Muskulatur können abtransportiert werden und man kann ein bisschen Spannung für die kommenden Einheiten aufbauen.
In der Zwischenzeit ist es 7:45 Uhr – das Frühstück wartet. Was steht da so auf dem Tisch? Bei uns gibt es hochwertiges Haferflockenmüsli mit Yoghurt, Chia-Samen (ob die wirklich zum Superfood zählen, ist für mich immer noch die Frage), Honig und Kakao. Dazu gibt es meistens einen Ingwertee, um das Immunsystem zu stärken. Anschließend ist bis zur nächsten Trainingseinheit ein bisschen Zeit, die man für universitäre Zwecke (es heißt ja duale Karriere) verwenden kann. Wahlweise gibt es auch die Optionen auf Bettruhe oder das gute, alte, niveauvolle, deutsche Fernsehen. 🙂
9:50 Uhr – erschrocken schaue ich auf die Uhr und muss mich innerhalb von 10 Minuten umziehen und die Sachen für das bevorstehende Training einpacken (Wechselkleidung, Getränk und was für den plötzlichen Heißhunger danach). Punkt 10 Uhr geht es los Richtung Start. Auf dem Trainingsplan stehen 10km GA2, also ein Tempodauerlauf. Dafür eignet sich die Strandpromenade der Insel am besten. Auf ebenem Waldboden hinter den Dünen liegt die relativ windgeschützte Strecke. Der Weg zum Start dient gleich zum entspannten Einlaufen und der Erwärmung. Das Wetter ist gut – 18 Grad, kaum Wind, leichter Sonnenschein. Am Start angekommen geht es jedoch nicht gleich los. Leichtes Dehnen, Lauf- ABC und ein paar lockere Steigerungen gehören ebenfalls vor dem scharfen Start dazu. Nach einer guten halben Stunde Vorbereitung geht es dann endlich los. Meine heutige Radbegleitung Sebastian „räumt“ mir den Weg frei. Durch das lange Wochenende sind anscheinend viele Urlauber auf der Insel und schlendern, leider teilweise rücksichtslos, durch die Gegend. Dank seiner Unterstützung ging die Einheit dann schneller und lockerer rum als gedacht. Mal eben in 33:11min waren die 10km geschafft. Bei dem Wetter sollte man jedoch schnell die nasse Kleidung wechseln – eine Erkältung ist derzeit mein größter „Feind“. Abschließend laufe ich mich noch ein bisschen aus, um die Belastung zu verarbeiten. Das entstandene Laktat (nach der Einheit würde ich gefühlsweise nicht von größeren Mengen sprechen) und entstandene Abbauprodukte werden dadurch besser aus der Muskulatur abtransportiert. Man muss ja auch schon wieder an die nächste Einheit denken.
Nach einer gepflegten heiß-kalt Dusche wird dann in der Ferienwohnung der Kochlöffel geschwungen. Es gibt eine Selfmade-Gemüse-Reis-Pfanne und zum Nachtisch Keiner’s handgemachte Pralinen (siehe unten). Danach muss man einfach erstmal ein Stündchen schlafen. Ab und zu schauen wir in der Mittagspause auch ein kleines Filmchen. Gegen 15 Uhr wird es dann Zeit für den traditionellen Trainingslager-Espresso. Als Wachmacher für die zweite Trainingseinheit oder einfach nur als Gaumenschmaus gedacht. Wieder frisch und munter folgt am Nachmittag der zweite Teil des Trainingstages.
Nach Abschluss meines ersten Belastungsblockes in Zinnowitz mit dem Tempodauerlauf am Vormittag, geht es für mich am Nachmittag auf das Mountainbike. Die Waldwege laden einfach zu einer entspannten Tour ein. Bei einem kleinen Abstecher an ein menschenleeres Stück Strand, gibt es ein kleines Päuschen und einen Moment zum Innehalten. In den vergangenen vier Tagen habe ich das Meer eigentlich immer nur aus der Ferne gesehen. Eigentlich schon fast unvorstellbar, aber ich bin ja nicht als „Tourist“ auf Usedom. Der Trainingsalltag lässt nicht viele Lücken um die Region zu erkunden oder einen Strandspaziergang zu machen. Nach dem Training ist man teils einfach nur froh die Beine hochzulegen. So kommt die Kompensationseinheit auf dem Rad geradezu ideal, um die Umgebung mal aufzunehmen. Auf dem Rückweg verfolgt mich dann das Pech. Zu erst fängt es an zu regnen und dann schaffe ich es, in einen Nagel zu fahren und innerhalb von 10 Tagen meinem Mountainbike den zweiten Platten zu bescheren. Zum Glück hat Sebastian seine Einheit schon beendet und kann mich einsammeln. Endlich Feierabend? – Noch nicht.
Um 19 Uhr geht es für uns ins Schwimmbad. Auf dem Weg zur Sauna liegt dann noch zufällig das Sportbecken. Eine abschließende, lockere Aquajoggingsession kann noch gemeinsam absolviert werden. Entspannt geht es zum Schwitzen in die Finnische Sauna. Gegen 21:30Uhr finden wir uns entspannt, aber geschafft am Tisch zum Abendbrot wieder. Hier werden nochmal ordentlich die Speicher für den nächsten Trainingstag gefüllt. Geschafft!