Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) hat sich in diesem Jahr schon häufiger auf der Bahn – speziell über 800m einen Namen gemacht.
Der deutsche U23-Meister (2016 und 2017) konnte bei der Hallen-DM in Leipzig mit einem zweiten Platz trumpfen und erkämpfte sich zurecht die Teilnahme bei der Hallen-EM in Belgrad (03. bis 05. März 2017).
Der Vize-Titel aus Leipzig und sein erster internationaler Einsatz in Belgrad gehören auch zu den Dingen, die der 22-Jährige aktuell zu seinen größten Erfolgen zählt.
Auch bei der DM in Erfurt erreichte der Mittelstreckler im Vorlauf souverän als Erster das Ziel und ließ mit seinen 1:48,49 min über 800m auch alle anderen Zeiten aus den insgesamt drei Vorläufen hinter sich.
Dennoch wollte er seine Chance auf Gold nicht ausspielen und verzichtete auf das Finale. Der Grund: die U23-EM in Polen. Für seinen zweiten internationalen Einsatz in diesem Jahr wollte er sich lieber schonen.
Im Vorlauf rannte Christoph die 800m in 1:47,31min. Konnte sich damit aber leider nicht fürs Finale qualifizieren.
Fest steht aber, die 800m sind sein St(r)eckenpferd! Und das ist zum einen der starken Läufergruppe aus Karlsruhe zu verdanken, mit der er sich nach seinem studiumbedingten Vereinswechsel positiv entwickeln konnte.
Meine größte Motivation ist – neben den Zielen und Träumen, die natürlich jeder hat – meine Trainingsgruppe. Egal was für harte Einheiten auf dem Plan stehen, man freut sich trotzdem jedes Mal drauf, weil man es mit einem tollen Trainer und vielen Freunden zusammen angehen kann.
In Karlsruhe fand dann schließlich auch der Wechsel von den zunächst 3000m/2000m Hindernis auf die 800m statt.
Das schöne an der Mittelstrecke, gerade den 800 m ist der taktische Aspekt. 800m ist die schnellste Disziplin, bei der man direkt gegen seine Gegner läuft. Das bietet viel Spielraum für Taktik. Es geht darum, möglichst schnell in jeder Situation die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Entscheidungsfindung für die 800m dauerte allerdings seine Zeit:
Ich bin schon von Klein auf durch meine Eltern zur Leichtathletik gekommen. Nebenbei habe ich auch geturnt, was für meine sportliche Grundausbildung sehr hilfreich war. Zuerst probierte ich alle Disziplinen aus, war aber schon sehr früh in den Laufdisziplinen weit vorne, sodass ich mich nach und nach darauf spezialisierte.
Und jetzt liegt der Fokus ganz klar auf den 800m bzw. auf sein mittelfristiges Ziel: die Teilnahme an der EM in Berlin nächstes Jahr.
Und dafür versucht Christoph Sport und Studium gut unter einen Hut zu bekommen.
Bis jetzt ist mir das ganz gut gelungen. Das wichtigste ist einfach, dass man an beiden Sachen nicht den Spaß verliert. Manchmal aber nehme ich gewisse Situationen auch zu locker und gehe nicht immer mit dem nötigen Ernst ran, was andere Personen mir dann so auch schon mal gesagt haben.
Vielleicht nimmt einem jene Einstellung aber gerade auch den Druck. Eine zu strenge Verbissenheit kann sich nämlich auch nachteilig auswirken. Eine gewisse Leichtigkeit hingegen bringt in allen eifrigen Ambitionen die nötige Gelassenheit rein.
Da ich meinen Sport nicht wegen dem Geld oder der Aufmerksamkeit mache und ich mein Studium als zweites Standbein habe, machen mich die normalen Probleme, die man als Leichtathlet hat, nicht so wütend wie vielleicht andere Leute.
Gleichzeitig lehrt einem gerade der Leistungssport mit vielen Situation zurecht zu kommen und mit mehr Ruhe an stressige Situationen ranzugehen.
Und dank des Sports erlebt man natürlich eine Menge und trifft viele interessante Leute.
Wie seine Mittelstreckenjungs aus Karlsruhe, mit denen der Zufriedenheitspegel häufiger ausschlägt.
Da mache ich mich schon gern mal zum Kasper, was bei uns in der Trainingsgruppe aber so ziemlich jeder macht.
Und das, ohne dass das Training darunter leidet.
Ich versuche den Fokus immer so zu setzen, dass man gut trainieren kann aber nicht verkrampft. Mein Trainer weiß mittlerweile, wann und wie er sonst einzugreifen hat.
Und wenn die Tempoeinheit am Abend dann genauso ergiebig war, wie die Zeit mit Familie und Freunden bzw. Vereinskollegen, dann ist für genügend Dopamine und Endorphine gesorgt.
Fazit: Mit einer gewissen Leichtigkeit nimmt einen der teils strenge Alltag nicht völlig ein und erlaubt, dass die Leidenschaft nicht an Aufrichtigkeit verliert, sondern an Motivation und Ehrgeiz gewinnt.