Für alle, denen die pubertäre Wetterlaune des Nordens nichts sagt: Frühling in Hamburg bedeutet nicht zwingend Sonne, ein laues Lüftchen und angenehme 15 Grad. Es ist ein launisches Möglichkeitsspektrum – von potentiellen Sommerindizien bis hin zu winterlichen zwei Grad, kalten Böen und trist grauen Nieselwetter ist alles dabei.
Genau so wie am vergangenen Freitag.
Laut Janas Regenradar betrug die Regenwahrscheinlichkeit ab 18:30 Uhr nur magere 11%, sodass die Laufschuhe bei geschicktem Pfützen-Slalom einigermaßen trocken wieder nach Hause finden müssten.
Es muss halt alles geschickt getimt werden – also Training, Arbeit, Studium und sonstige ToDos müssen aufeinander abgestimmt werden. Wer dann unvorbereitet die Haustür verlässt, dem machen überraschende Hagelstürme und Regenfluten manchmal einen Strich durch die Tagesplanung. Entsprechende Apps können da manchmal ganz gut Abhilfe leisten 😉
Aber zurück zu Jana bzw. Jana Sussmann!
Die Wetter-App ist jetzt erst einmal nebensächlich, der Alltag dieser Leistungssportlerin dagegen nicht.
Die positiv geladene 3.000m Hindernisläuferin holte sich mit ihren zwei Mitstreiterinnen Sabrina Mockenhaupt und Tabea Themann am vergangenen Samstag bei der Cross DM in Löningen im Team Gold (Team Haspa Marathon Hamburg) und sicherte sich in der Einzelwertung obendrein Platz sechs.
Auch Jana wohnt wie Isabell Teegen bei mir um die Eck und so wie schon Isabell war das Treffen mit Jana gleich von Anfang an ungezwungen und sympathisch.
Nach wenigen Minuten waren wir zwei in einer netten Unterhaltung über Kindheit, alltägliche Herausforderungen, sportliche Ziele und Gewürzvorlieben vertieft.
Die Fragen und Antworten kullerten wie von selbst und auch die zwei Stunden überraschend schnell dahin.
Es war kein geplantes Interview, mehr eine spontane Neugierde beiderseits, ohne gleich eine Story im Sinn zu haben. Auch Jana nämlich ist das Schreiben bzw. Ausfragen im journalistischen Kontext gewohnt und so trafen zwei Lauf-Enthusiasten und Wortakrobaten aufeinander.
Letzteres kann aber auch wieder auf den Sport bezogen werden, denn früher tobte sich Jana beim Turnen aus und konnte Verrenkungen an den Tag legen, die sie rückblickend heute noch verblüffen. Aber auch für die rasende Reporterin sind diese anatomischen Verbiegungen dank Tütü und Ballerinas nicht fremd.
Während wir uns also den Ball hin und her warfen und ein Tässchen Kaffee schlürften, entlarvte ich nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch ein paar mehr Details über die 26-Jährige.
Die Gute hat sich bereits in jeglichen Disziplinen ausprobiert, ist aber letztlich durch ihre Zwillingsschwester „Mik“ (bzw. offiziell als Kim eingetragen 😉 aufs Laufen aufmerksam geworden.
Damals rannte sie ihrer Schwester lange nur hinterher. Mit 14 Jahren dann der überraschende Positionswechsel bei den Bundesjugendspielen in der sechsten Klasse.
„Eigentlich bin ich Mal wieder mit der Erwartung ‚höchstens Platz zwei‘ ins Rennen gegangen und landete dann auf einmal auf dem ersten. Damit hatte ich echt nicht gerechnet, aber danach blieb ich dann vorne.“
Von Missgunst seitens ihrer Schwester jedoch keine Spur…
„Ich glaube unter Zwillingsschwestern gibt es dieses Konkurrenzdenken nicht bzw. beide gewinnen, auch wenn der andere vorne liegt.“
Zwar gibt jeder sein Bestes, aber genau so gut gönnt jeder dem anderen den Erfolg.
Mik hat sich mittlerweile aus dem Leistungssport zurückgezogen, während Jana sich bewusst für eine Leistungssportkarriere entschieden hat.
Nachdem sie vor vier Jahren für ihr Studium nach Hamburg gezogen ist und ihre Bachelorarbeit mittlerweile erfolgreich auf die Zielgeraden gelenkt hat, richtet sie ihren Fokus gleichzeitig auf ihre sportlichen Ziele. Eines davon ist die sub 9:40min auf 3.000m Hindernis aber auch langfristig ist die EM im eigenen Land (Berlin 2018) ein attraktiver Ansporn.
Der Eindruck, den ich vorab aus kurzen Schriftwechseln, Erzählungen anderer oder Einblicken dank Interviews hier auf LaRaSch gewonnen habe, hat sich live bestätigt.
Aber neben Janas lebensfrohen und lockeren Art, punktete sie vor allem auch mit ihrer Menschlichkeit, auf der sich ein gesunder Ehrgeiz und rücksichtsvolles Körpergefühl stützt.
„Es gab Zeiten, da bin ich im Training über mich hinausgeschossen. Ich habe verbissen nach Plan trainiert und es gab keine Ausreden.“ Ausreden bzw. Pausen, die notwendig und zielführend gewesen wären.
Mittlerweile hört sie aber auf ihren Körper und weiß, wo ihre Grenzen liegen:
„Ich bin derzeit froh, gesund zu sein und selbst meinem Physio mit lockeren Beinen einen Besuch abzustatten. Ich laufe schmerzfrei und genau das genieße ich einfach.“
Jana weiß, was sie will. Selbstsicher saß sie mir gegenüber. Bodenständig und keines Falls abgehoben. Aufrichtig interessiert und offenherzig. Dabei nimmt sie sich selbst nicht so ernst und somit gab es auch keinen Grund für anfängliche Beklommenheit.
Als rasende Reporterin werde ich in der Welt des Sports nicht nur mit den Leistungen unserer Elite konfrontiert, sondern auch mit ganz unterschiedlichen Charakteren. Der Mensch hinter dem Athleten und dessen Geschichte.
Und besonders im Sport erlebe ich immer wieder, wie aufgeschlossen, locker und nahbar unsere Athleten doch sind. Sport verbindet einfach auf eine coole und lässige Art und Weise. Ich bin dankbar, diese persönlichen Geschichten erzählt zu bekommen und manchmal im Zuge dessen auch wertvolle Kontakte, Freundschaften schließen zu dürfen.
Ich freue mich daher auf die ein und andere Laufrunde (z.B. um die Alster mit meinen Nachbarinnen Jana oder Isabell) und bin gespannt, welcher Läuferin oder welchem Läufer ich das nächste Mal bei ihrem/seinem regenerativen Dauerlauf-Tempo hinterher hetzen darf. Notfalls steige ich wieder aufs Rad, aber werde unsere Athleten bestimmt nicht einfach nur hinterm Ziel abfangen. Lieber mittendrin anstatt dank Kurzsichtigkeit mit Brille nur vom Streckenrand aus.
Für Jana geht es jetzt erst Mal nach Südafrika ins Trainingslager. Dahin hätte ich sie zu gern begleitet, aber leider kann ich nicht jedes Kapitel erzählen.
„Jetzt geht’s ans Packen! Nachdem hier in Deutschland alles soweit abgehakt wurde, kann ich mich ruhigen Gewissens auf Südafrika freuen.“
In Südafrika wird sie mit ihren Mädels drei Wochen weiter an ihrer Form feilen. Auch wenn Jana gemäß ihrer Disziplin eine Einzelkämpferin ist, sind die Momente mit der Gruppe und die Rennen im Team immer eine extra Motivation für sie.
Auf jeden Fall hoffe ich, dass du Jana, das Training gesund und effizient angehen und die Tage gut hinter dich bringen kannst.
Bleibe so authentisch und lebendig. Halte auch an deiner gesunden Einstellung fest und meistere so mit Kraft und positivem Elan jede neue Herausforderung.
Wir sehen uns!