Alljährlich Ende Juli findet im Süden Frankreichs der legendäre Straßenlauf „Marvejols-Mende“ statt, der diese beiden Städte, gelegen im Département Lozère (Nr. 48) in der Region Okzitanien, miteinander verbindet. In diesem Jahr fand die 48. Auflage des Rennens statt, nachdem der Lauf im Jahr 2020 coronabedingt ausgefallen war.
Das Besondere an diesem Rennen ist sein sehr anspruchsvolles Profil. Die Streckenlänge beträgt 22,4 km, ist also etwas länger als ein Halbmarathon (dabei wird der Lauf auch als „Halbmarathon Marvejols-Mende“ bezeichnet), und die Höhendifferenz ist beachtlich. Während der Start bei etwas unter 700m über NN sowie das Ziel etwas über 700m über NN liegen, ist der höchste Punkt der Srecke mit dem Col de Goudard nach 9 km erreicht und liegt auf 1023m Höhe. Es handelt sich hier also um einen Tour de France-Pass, der hoch- und dann auch wieder bergab (!!) gelaufen wird. Die Bergab-Passage auf den folgenden rund 4,5km ist brutal, vor allem der erste Kilometer; steil und serpentinenförmig laufen die Teilnehmer hier den Berg hinunter, so wie man es eigentlich nur aus dem Radsport kennt. Die Beinmuskulatur wird hierbei dermaßen belastet, dass Läufer, welche dies nicht ausreichend trainiert haben, hierbei regelrecht „gekillt“ werden, sodass sich der gesamte Rest der Strecke nicht mehr so gut anfühlt…
So geschehen bei mir. Ich wollte mal an einem etwas anderen Lauf teilnehmen und habe mich auf die Reise gemacht. Schließlich wurde ich mit ins Elitefeld aufgenommen und die Preisgelder bei diesem Rennen sind auch nicht ganz so schlecht, sodass auch ein Läufer der zweiten Reihe davon profitieren kann.
Nach dem Start um 9 Uhr in Marvejols bei angenehmen Temperaturen im Bereich 17-18°C konnte ich mich im ersten Teil des Rennens, der flach oder nur ganz leicht ansteigend ist, ganz ordentlich platzieren, 1-2 kleine Gruppen hinter der größeren Spitzengruppe. Bei dem ziemlich anspruchsvollen Anstieg von Km 6 bis 9 konnte ich mich Platz um Platz nach vorne arbeiten und habe mich gut gefühlt. Dabei habe ich mir auch immer wieder gesagt, dass ich mit den Kräften haushalten sollte, da ich wusste, dass nach diesem Anstieg noch einiges auf uns warten würde. Die letzten paar hundert Meter bis zum Gipfel herrschte regelrechte Tour de France-Atmosphäre, mit vielen Zuschauern an der Strecke (ob das in Zeiten von Corona optimal ist, sei einmal dahingestellt..). Hier war auch so viel los, da wir Läufer allmählich auf die 1 Stunde vor uns gestarteten Wanderer aufschlossen.
Oben angekommen lag ich auf Platz 18 (was ich hinterher beim Schauen des Videos erfahren habe), also deutlich innerhalb der Top 25, für die es Preisgeld gab. Gut – das Fieseste an Marvejols-Mende sind wie bereits angedeutet jedoch die Bergab-Passagen. Und zwar insbesondere der erste Kilometer. Einfach unglaublich, wie steil wir Läufer dort hinunter laufen sollten. Ich als Flachland-Berliner hatte mich (natürlich) nicht ausreichend darauf vorbereitet; eher hatte ich längere Berganläufe auf dem Laufband trainiert..
Die ersten paar hundert Meter der Bergab-Passage liefen noch ganz gut, ich habe sogar einen Läufer überholt. Doch von da an wurde ich nur noch überholt. Ich habe dann doch etwas abgebremst, da es einfach extrem lang und steil bergab ging. Ich wurde zunächst bergab mehrfach überholt und dann leider auch im folgenden Flachstück im Bereich Km 13-15. Meine Beinmuskulatur war so sehr mitgenommen, dass ich kaum noch vom Fleck kam und das Rennen nur noch beenden wollte. Als dann endlich der zweite große Anstieg anstand, bin ich wieder etwas besser zurecht gekommen, doch auch hier standen noch 3 bis 4 km bergab, und zwar zum großen Teil ZIEMLICH STEIL BERGAB an, bevor die letzten 600m zum Ziel im Zentrum von Mende ansteigend verliefen. Auf dieser Bergab-Passage wurde ich von weiteren Läufern sowie von der Fraunsiegerin Joyce Kiplimo überholt, und rettete mich als 33. ins Ziel (Laufzeit 1h25’36“)
Irgendwie war ich froh, durchgekommen zu sein, doch zufriedenstellend war meine Leistung natürlich nicht. Bei einer weiteren Teilnahme sollte ich jedenfalls deutlich besser und spezifischer vorbereitet an den Start gehen. Wer gut berghoch UND BERGAB auf Asphalt laufen kann und ein besnderes Event mit toller Stimmung sucht, dem sei dieser Klassiker in Südfrankreich auf jeden Fall empfohlen.