Der 28-jährige Friedrichshafener Richard Ringer untermauerte im Jahr 2017 mit der Bronze-Medaille bei der Hallen-Europameisterschaft über 3000m, sowie starken Zeiten von 13:13,46 min und 28:05,96 min über 5000 bzw. 10.000m seine nationale Vormachtstellung im Langstreckenbereich auf der Bahn. Und auch seine Freundin Nada Pauer (30), die in Wien aufwuchs und sowohl die deutsche als auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, machte unter anderem mit dem vierten DM-Platz über 5000m von sich reden. Wie die beiden sich gegenseitig motivieren und welche Ziele sie für die kommende Saison haben, erzählt das Läuferpaar im Interview mit Larasch.
Larasch:Hallo Nada und Richard, wie verlief aus eurer Sicht die Saison 2017 und wie zufrieden seid ihr mit dieser?
Richard Ringer: Das abgelaufene Jahr war schon etwas Besonderes für Nada und mich, da es unsere erste gemeinsame Saison war, in der wir häufig gemeinsam zu Wettkämpfen gereist sind. Besonders schön war es bei der Hallen-DM im Februar in Leipzig, wo ich den 3000m-Titel holen konnte und anschließend Nada mit persönlicher Bestzeit auf den achten Rang lief. Und Ende Mai beim Meeting im belgischen Oordegem, wo ich die WM-Norm über 5000m lief, fungierte Nada als „Trainerin“ für mich da Eckhardt krankheitsbedingt nicht mitkam und rief mir die Rundenzeiten zu, nachdem sie zuvor eine persönliche Bestzeit über die 1500m erzielt hatte. Das waren zwei sehr schöne gemeinsame Wettkampf-Erlebnisse!
Die 5000m-Norm kam für mich eher überraschend, da ich in diesem Jahr eigentlich die 10.000m in den Fokus rücken wollte. Doch anscheinend war ich vom Kopf her noch nicht ganz bereit für diese Strecke. Mir fehlte noch etwas die Geduld auf der ersten Streckenhälfte und was nach 6-8km passieren würde, war für mich noch eher Neuland. So konnte ich beim Meeting in Stanford Anfang Mai zwar eine ganz gute Leistung bringen, zur WM-Norm fehlten allerdings doch rund zwanzig Sekunden. Kurz vor der WM in London war ich dann gesundheitlich angeschlagen und musste Antibiotika nehmen, sodass ich im 5000m-Vorlauf leider nicht im Vollbesitz meiner Kräfte war. Erst zum Saisonabschluss beim ISTAF in Berlin (Saison-Bestzeit von 13:13,46 min, Anm. d. Red.) konnte ich mein Potenzial wirklich abrufen. Daran möchte ich in der neuen Saison gerne anknüpfen.
Nada Pauer: Für mich war das die erste richtige leistungssportliche Saison nach mehreren Jahren. Nachdem ich vier Jahre in Wien in einer Rechtsanwalts-Kanzlei gearbeitet habe, bin ich im August 2016 zu Richard nach Friedrichshafen gezogen und trainiere seit Herbst ’16 nun auch bei Eckhardt und Birgit Sperlich. Nach Verletzungsproblemen hat Eckhardt mich behutsam aufgebaut, erst im Dezember habe ich mehr als 100 Wochen-Kilometer laufend zurückgelegt. Die Trainingsgruppe bringt mir sehr viel, ich kann fast immer mit Jungs zusammen trainieren. Insgesamt fand ich das Training von Eckhardt relativ „lasch“, so waren die Intervall-Einheiten zumeist nicht so intensiv, eher umfangsbetont. So kam der 8. Platz bei der Hallen-DM, wo ich mich von zuvor 9:34′ auf 9:22′ verbessern konnte, für mich überraschend und das war ein tolles Erfolgserlebnis.
In der Sommersaison bin ich dann recht wenige Wettkämpfe gelaufen, konnte aber neue Bestzeiten über 1500 und 5000m aufstellen (4:22,61’/16:10,77′, die Red.). Und bei der DM in Erfurt konnte ich mit dem vierten Platz meine Saison erfolgreich abschließen.
Larasch: Und was sind eure Ziele für die kommende Saison?
Nada: Zunächst möchte ich mich gerne für die Crosslauf-Europameisterschaft im Dezember qualifizieren, wo ich für Österreich an den Start gehen würde. Im Jahr 2018 steht dann zunächst die Hallen-DM an und in der Freiluft-Saison möchte ich mich einfach weiter verbessern und über 5000 und 10.000m neue Bestzeiten aufstellen (Nada lief am 8.10. in Berlin zum Saisoneinstieg 34:43 min über 10km auf der Straße, die Red.)
Richard: Ich möchte auch gerne zur Cross-Europameisterschaft, allerdings sind die Qualifikations-Kriterien des DLV mit einer Top-Ten-Platzierung beim Cross in Tilburg schon recht anspruchsvoll. Wenn das klappt, wäre es für Nada und mich unsere erste gemeinsame internationale Meisterschaft, das wäre wirklich schön!
Im neuen Jahr möchte dann zunächst gerne zur Hallen-WM und mich anschließend vor allem auf die 10.000m konzentrieren. Dabei halte ich mir die Option offen, mich auch über 5000m für die Europameisterschaft in Berlin zu qualifizieren, eventuell ist ja sogar ein Doppelstart möglich. Ich möchte jedenfalls beide Normen angehen und werde dann sehen, auf welcher Strecke ich besser zurechtkomme und auch wie die Konkurrenz-Situation aussieht. Gerade über 10.000m sind ja wahrscheinlich einige Afrikaner mit dabei, die im Trikot der Türkei laufen. Es ist auf jeden Fall mein Ziel, bei der EM vorne mitzulaufen, mit meinen zwei Bronze-Medaillen (EM 2016 über 5000m und Hallen-EM 2017 über 3000m, die Red.) habe ich ja schon gezeigt, dass ich das kann.
Larasch: Ihr seid beide neben dem Sport auch berufstätig. Wie leicht oder schwer fällt es euch, Beruf und Leistungssport miteinander zu vereinbaren?
Nada: Also die Arbeit in einer Rechtsanwalts-Kanzlei und Leistungssport schließen sich eigentlich aus. Jetzt unterrichte ich allerdings an der Uni, kann mir meine Arbeitszeit teilweise auch selbst einteilen, da lässt sich das mit dem Training ziemlich gut verbinden.
Richard: Ich habe nach meinem Studium der Betriebswirtchaft im Jahr 2013 eine Stelle im Controlling bei der einer Firma bekommen, wo ich nach wie vor in Teilzeit arbeite, ca. 25 Stunden pro Woche. Als „Top Team Future“-Mitglied werde ich auch von der Sporthilfe unterstützt, die mir Freistellungen für Trainingslager und Wettkämpfe ermöglicht. So kann ich Sport und Beruf ganz gut unter einen Hut bringen.
Wie motiviert ihr euch gegenseitig und inwiefern profitiert ihr voneinander beim Training?
Richard: Nada motiviert mich sehr, allein durch das gemeinsame Aufstehen und zum Training gehen. Vor allem durch die Verletzung meines Trainingskollegen Martin Sperlich hatte ich in der vergangenen Saison selten richtige Trainingspartner bei den harten Tempoläufen, da war es hilfreich, von Nada motiviert zu werden.
Nada: Da ich lange Zeit verletzt war und erst seit recht kurzer Zeit wieder ambitioniert trainiere, bin ich derzeit eigentlich immer motiviert, zu trainieren; ich brauche da also keinen speziellen Antrieb. Allerdings lerne ich in puncto Training und Verletzungsprophylaxe sehr viel von Richi, wofür ich sehr dankbar bin.
Larasch: Mal zu einem anderen Thema: wer ist bei euch zu Hause der Koch und ernährt ihr euch beide gleich? Praktiziert ihr eine spezielle Ernährungsform?
Richard: Nada kocht supertoll. Ich vertraue ihr da und lasse sie das machen. Ich übernehme dann eher das Aufräumen und den Abwasch hinterher 😉
Nada: Ich liebe es, zu kochen. In dem Jahr, in dem ich in Paris gelebt habe (2009/’10), habe ich auch aus Kostengründen immer selber gekocht und alles Mögliche ausprobiert. Ich bin da experimentierfreudig, vor allem mit vielen verschiedenen Gewürzen etc. Wir ernähren uns recht ausgewogen, mit vielen unterschiedlichen Kohlenhydratquellen und auch guten Fettquellen wie beispielsweise Avocado.
Larasch: Dann möchte ich euch zum Abschluss noch darum bitten, die jeweils bedeutendste Charakter-Eigenschaft des anderen zu nennen!
Nada: Richard ist sehr zielstrebig, organisiert und auch analysierend.
Richard: Nada ist diszipliniert, spontan und immer positiv gestimmt. Sie ist sehr aufgeschlossen, kontaktfreudig und kann mich für viele Sachen begeistern. Wir ergänzen uns da gut.
Dann danke ich euch ganz herzlich für das Gespräch und wünsche euch vor allem eine erfolgreiche Saison!
Von Volker Goineau
Titelbild: Richard bei der WM in London. (Foto: Sebastian Wells)