„Ohne das Laufen hätten sich unsere Wege mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht gekreuzt. Ich bin nur mit Hilfe meines Stipendiums in die USA gekommen und Regina kam nur zu unserem Training, weil sie eine gute Läuferin war.“
Und damit kennt ihr nun schon mal die erste Protagonistin dieser Story: Regina!
Als Läuferin und Mensch das Herz am rechten Fleck. So wie sie ehrgeizig und voller Inbrunst trainiert und ihr ganzes Herzblut in ihre Ziele steckt, ist es gleichzeitig auch ihre Herzlichkeit, mit der sie andere lächelnd ansteckt.
Mit Herz an die Sache bzw. das Training zu gehen, zeugt einerseits von Leidenschaft, die bei Regina zugleich aber auch Leiden schafft, wenn beispielsweise ein Rennen nicht 100% lief, wie erhofft. „Sie ist sehr selbstkritisch und geht hart mit sich ins Gericht, was sicher auch ihre größte Schwäche ist.“
Das Laufen bedeutet ihr mehr als ein zeitweiliger Ausgleich und diese Emotionalität gepaart mit der Zielstrebigkeit und Strenge nimmt einem da oft in die Zange und dann steht gerne der Kopf im Weg.
Aber dafür ist der Partner – in ihrem Fall Philipp – oftmals derjenige, der den Stolperstein aus dem Weg rollt. Man unterstützt sich gegenseitig und baut sich auf. Nicht nur mental, sondern im Falle von Philipp und Regina auch trainingstechnisch.
„Ich habe sie dazu ermutigt, sehr viel mehr zu trainieren, da ihr Training am Anfang nicht allzu qualitativ hochwertig war. Nachdem sie mehr und härter trainiert hat, hat sie sich innerhalb von Monaten rapide verbessert.“
In den Sommermonaten in Deutschland timen sie ihr Training meistens so, dass sie sich gegenseitig mit dem Rad begleiten können. Bei harten Tempoeinheiten stoppen sie manchmal gegenseitig die Zeiten und feuern einander an.
„Wir reisen in den Sommerferien auch oft mit dem Motorrad und erkunden dann laufend unsere Reiseziele (Rom, Paris, Mailand, Florenz, Brüssel, usw). Diese Reisen waren für uns beide sicherlich Highlights unserer gemeinsamen Zeit.“
Die gemeinsame Reise begann 2011 in Texas. Regina war damals in ihrem Senior Year (letztes High School Jahr) und wurde von Coaches zu einem Probetraining eingeladen. Darunter auch Philipps und seine Trainingsgruppe von der Uni.
„Ich war damals im ersten Semester. Als wir dann einen langen Dauerlauf mit dem Team gemacht haben, sind die Mädchen für kurze Zeit vor uns gelaufen. Ich habe sie dann von hinten gemustert und mich gefragt, wer sie ist. Nach dem Lauf habe ich mich ihr dann vorgestellt.“
Regina lacht heute noch über seine erste Frage: „Was sind deine Bestzeiten?“ Tja, so kommen sich Läufer näher. Und scheinbar kam es bzw. Philipp trotzdem gut bei ihr an und nach kleinen Smaltalks auf Facebook hatten die beiden ihr erstes Date.
Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen und am kommenden Sonntag wird die Beziehung mit der Hochzeit versiegelt.
Natürlich spielt das Laufen auch dabei eine wesentliche Rolle: „Unsere Einladungen sahen aus wie Startnummern und anschliessend werden wir noch ein paar sportliche Fotos in Kleid und Anzug machen.“
Unter dem adretten Anzug finden wir Begeisterungsfähigkeit und Wissbegierde. Eigenschaften, die besonders den Philipp auszeichnen. „Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist er mit Herz, Zielstrebigkeit und 100% vollem Einsatz dabei.“ Diese Begeisterung überträgt sich in andere Lebenslagen und Situationen, wobei sich die Welt heute vor allem um das Laufen, Motorräder und dem Angelsport dreht.
Anzug aus, Shorts und Laufshirt an: Was zeichnet den Läufer Philipp aus?
„Er ist sehr zielstrebig und arbeitet jeden Trainingsplan lückenlos ab. In harten Trainingseinheiten kann er sich auch alleine quälen und spult etliche Kilometer ab.“
Beharrlich und kontinuierlich ist er seit vielen Jahren im Leistungssport unterwegs. Verletzungen oder Krankheiten sind dabei glücklicherweise die Ausnahme, was gerade im Leistungssport wiederum ein großer Vorteil ist.
Beharrlich schon, aber geduldig ist Philipp dagegen weniger! Besonders, wenn sich der gewünschte Erfolg nicht sofort einstellt. „Da aber Training und Leistungsentwicklung ein langer Prozess ist, muss man oft Geduld haben und auch mal ein mittelgutes Rennen in Kauf nehmen.“ Das wissen und lernen beide.
Und dann kommen nämlich auch wieder jene Glanzmomente, wie die Punktegewinne für Regina für die Uni bei Southland Conference Championships oder der im Februar 2016 geknackte Schulrekord über 5000m (17:25Min) in der Halle, aber auch ihre schnellen 10.000m in 36:45Min.
Philipps größten Erfolge sind bislang der vierte Platz bei den Jugendhallenmeisterschaften 2011, mehrere Southland Conferene Championship Titel (Hindernis 2014 und 2016) und den Unirekord über 3000m Hindernis (8:59,57 min) im März 2016. Aber auch seine Zeiten über 5000m (14:13Min), 10 Meilen (49:12Min) und im Halbmarathon (1:06:00h) können sich sehen lassen.
Beide haben sich vor allem im letzten halben Jahr extrem entwickelt. Seit Juli 2016 arbeiten sie mit ‚Steppke‘ zusammen, der ebenfalls seit mehr als 14 Jahren den Marathoni und Olympioniken Julian Flügel trainiert.
„Das Training ist sehr strukturiert und persönlich. Reginas Fokus liegt im Moment auf der Entwicklung ihrer Schnelligkeit und soll deshalb im Sommer 2017 eher auf der Mittelstrecke angreifen.“
Aber auch Philipp hat an seiner Schnelligkeit gearbeitet und gleichzeitig an seiner Grundlagenausdauer gefeilt.
„Dabei tauschen wir uns viel über unser Training aus. Steppke schickt mir die Pläne und ich reiche Reginas Plan an sie weiter und erkläre die Einzelheiten.“ Schließlich ist Regina gebürtige Amerikanerin und Philipp nur dank seines Stipendiums in die USA gekommen. Von daher muss er noch ein wenig Dolmetschern. Philipp gibt dabei Reginas Gefühl, Eindrücke usw. an den Trainer weiter und schildert seine eigenen Beobachtungen.
Neben den sportlichen Zielen ist jetzt ein ebenso großes Ziel, in Deutschland ‚anzukommen‘. Nachdem beid ihren Hochschulabschluss in der Tasche haben, werden nun endlich auch die Koffer und Kisten gepackt.
„Als nächstes müssen wir nun eine gemeinsame Wohnung finden, sowie den beruflichen Einstieg schaffen.“
Reginas Traum ist es, eines Tages für die US-Botschaft in Berlin zu arbeiten. Philipp möchte vor allem einen Job, der es ihm erlaubt, auch weiterhin Leistungssport zu treiben.
Langfristig möchten sich aber beide für internationale Meisterschaften qualifizieren. Mit Steppkes Hilfe ist das sicherlich möglich, wie der Erfolg einige seiner Athleten oder ehemaligen Athleten zeigt. Irgendwann soll dann wie bei Julian der Marathon ein Thema sein.
Aber Steppkes wichtigste Lektion ist Geduld! Der Erfolgt stellt sich nicht von heute auf morgen ein, wie er den beiden immer wieder betont. Und außerdem ist „Laufen eines der einfachsten Dinge der Welt und sollte das auch bleiben. Kümmert euch nicht um jedes Details und verliert dabei das wichtigste aus den Augen: nämlich Spaß am Laufen! Mit Spass und Geduld kommen die Erfolge.“
Also dürfen auch wir gespannt sein, was die Zukunft der beiden bringt! Ob im Sport oder der Partnerschaft – wir wünschen Euch das Beste!