Es ist sicher nicht immer einfach – das Leben an der Seite eines Leistungssportlers…
…so begann Laufticker.de im Jahr 2015 eine kleine Serie, in denen die Partner von professionellen LäuferInnen zu Wort kamen: In den Gesprächen stellten sie dar, wie der Alltag mit einem Profiathleten aussieht, welche Nach- aber vielleicht auch Vorteile dies mit sich bringt.
Wir haben die Interviews nochmal für Euch hervorgekramt. Denn nun, drei Jahre später, stellt sich natürlich die Frage: Ist alles so geblieben wie damals? Oder hat sich seitdem etwas zwischen den Partnern verändert? Nach Ende des Textes klären wir auf…
[Anm. d. Red.: Das Interview ist, wie bereits erwähnt, ein Archivtext und gibt daher nicht den aktuellen Stand wieder!]
Anne Schroth, die Lebensgefährtin des derzeit mit Abstand besten deutschen Langstreckenläufers Arne Gabius, hat mir bereitwillig meine Fragen beantwortet. Die beiden, die im Vornamen nur ein Buchstabe trennt, sind seit 9 Jahren ein Paar.
Kennengelernt haben sie sich im gemeinsamen Studienort Tübingen. Medizinstudent Arne hielt im „Kenia-Haus“ einen Vortrag, Jurastudentin Anne hörte zu, man kam ins Gespräch und „die Sache“ nahm ihren Lauf. Arne gehörte damals schon zur erweiterten deutschen Spitze. Dass sie sich einen Leistungssportler „geangelt“ hatte, war Anne also von Anfang an klar. Das erste Jahr ihrer Beziehung war geprägt von Telefonaten aus der Telefonzelle, denn Anne hielt sich in Aix-en-Provence und Berlin auf, nicht in Tübingen.
Gemeinsam war den beiden von Anfang an das Laufen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau – Anne ist Hobbyläuferin im Breitensportbereich. Gemeinsame Läufe gibt’s daher nur, wenn Arne sich nach einer schnellen Einheit noch ein bisschen ausläuft. Und beide waren schon als sie sich kennenlernten Vegetarier.
So ist es für Anne selbstverständlich, sich Arnes Essverhalten anzupassen. „Man rutscht da ganz selbstverständlich mit rein“ meint sie und erzählt, dass die beiden inzwischen sogar ihre Gels selbst herstellen. Gekocht wird im Hause Schroth/Gabius frisch aus nach Möglichkeit regionalen Lebensmitteln. Nur beim Thema Alkohol gehen die Gewohnheiten etwas auseinander: Während Arne wegen der Regeneration komplett auf Alkohol verzichtet, trinkt Anne in Gesellschaft ab und an auch mal ein Glas Wein.
Seit Februar ist sie als Rechtsanwältin in einer international tätigen Großkanzlei angestellt, nebenbei beendet sie gerade noch ihre Doktorarbeit. Mit dem Promotionsstudium hat sie seinerzeit aber nicht nur aus Karrieregründen begonnen, sondern auch um in ihrer Zeiteinteilung flexibler zu sein und Arne öfter mal auch ins Ausland begleiten zu können. Seit er sein eigener Trainer ist, ist sie sogar beim DLV offiziell als seine Trainerin akkreditiert. Außerdem ist sie seine Hausjuristin und seine Beraterin in Sachen Presse und übrige Medien. Nur das Management haben die beiden abgegeben. „Outgesourced“ wie es auf Neudeutsch so schön heißt.
In Arnes Trainingslager fährt sie von jeher eigentlich nur mit, wenn sie selbst auch etwas davon hat: „Man darf sich so ein Trainingslager nicht als Aktivurlaub vorstellen. Arnes Tag ist strukturiert und besteht aus Training, essen und schlafen“. Also macht sie sich ihr eigenes Programm, wenn sie mit in Kenia, St. Moritz oder auch schon mal in den USA ist. Am meisten bewundert sie Arne für seine ungeheure Disziplin. Er ist einer der diszipliniertesten Menschen, die sie je kennengelernt hat (was Christian Poppitz ja auch über Heike Bergmann sagt).
Seit Arne von der Bahn auf die Straße gewechselt ist, hat sie auch die Gelegenheit, ihn im Wettkampf zu betreuen. Bei seinem ersten Marathon in Frankfurt war sie auf einem von Nachbarin Siggi geliehenen Rennrad unterwegs – für seinen zweiten Marathon im Oktober hat sie sich jetzt einen eigenen zweirädrigen Flitzer zugelegt. Theoretisch muß sie 20 km/h radeln, praktisch aber zwischendurch deutlich schneller, denn sie muß immer schon in den Verpflegungszonen stehen, wenn Arne angerannt kommt und springt natürlich erst wieder aufs Rad, wenn er schon von dannen gezogen ist.
Ob sie etwas gegenüber einem „normalen“ Zusammenleben eines Arztes mit einer Rechtsanwältin vermisst? Die Antwort kommt schnell, klar und deutlich: nein! „Ok, wir können nicht einfach mal spontan übers Wochenende weg – aber wir führen ein sehr abwechslungsreiches und tolles Leben, bereisen die Welt, haben einen internationalen Freundeskreis.“ Ihr gefällt es jedenfalls extrem gut so, wie es ist.
Und heute??
Noch im selben Jahr, in dem das Interview geführt wurde, gaben sich Arne und Anne das Ja-Wort. Der Deutsche Rekord beim Frankfurt Marathon machte das Glück der beiden perfekt und sie machten sich auf zur wohlverdienten Hochzeitsreise nach Hawaii.
Exakt zwei Jahre später, im Oktober 2017, startete Arne an selbiger Stelle erneut in das Rennen durch die Mainstadt. Diesmal als frischgebackener Vater, da Ehefrau Anne nur drei Tage vorher in Stuttgart Söhnchen Frederik Bosse zur Welt gebracht hatte. Somit stürmte Arne, erneut beflügelt von einem schönen Familienereignis, trotz extrem windiger Verhältnisse zu Platz sechs in erneut rekordnahen 2:09:59h.
In wenigen Wochen wird übrigens abermals die Reise nach Frankfurt angetreten. Wir wünschen Arne viel Erfolg beim Marathon und seiner kleinen Familie alles Gute für die Zukunft.