Ich möchte euch auf eine spannende, witzige, düstere, atemraubende und harte Reise mitnehmen. Diese beginnt in der untergehenden Abendsonne in der hessischen Finanzmetropole. Angereist per Bahn versammeln sie sich mit großen Koffern und gefährlicher Ladung. Schuhe mit spitzen Dornen, hautenge Shirts, hochdosierte Proteine und messerscharfer Verstand wollen die Sicherheitskontrolle bestehen.
Flughafen Frankfurt am Main. Es ist Dienstag der 18.05.17. Nein nicht irgendein Dienstag, sondern zeitgleich mit der Sicherheitskontrolle startete das Champions League Rückspiel FC Bayern gegen Real Madrid. Sicherlich kein absolutes must have für diese Läufer aber schon ein spannendes Highlight. Ganz offensichtlich und provokativ mussten sie der Welt zeigen, dass sie sich ein Spiel der Spitzenklasse nicht entgehen lassen können. Am Gate Z69 wurde daher eine unangemeldetes Public Viewing von ihnen veranstaltet. Mit Skygo, MacBook und Bosesound verfolgten sie die erste Halbzeit mit weiteren Reisenden. Erstmals zeigten sie sich der Öffentlichkeit. Hinaus aus Deutschland, hinein in die Nacht. Die Hindernisläufer um Bundestrainer Enrico Aßmus steigen in den Flieger Richtung Johannisburg. Wochen mit hartem Training, vielen Laufkilometern, leckerem Kaffee und witzigen Spielabenden liegen angeblich vor Ihnen.
Potchefstroom – Südafrika. Etwas verschlafen kommen sie im Trainingszentrum auf 1400m Höhe an. Im Sports Village sucht man sie vergeblich am Pool. Ob sie die Sonne meiden? Wohl eher bleiben sie aus unerfindlichen Gründen auf dem Zimmer, wo man sie ab und zu laut schreien hört. Es kommt einem so vor, als ob sie in der gesamten Freizeit Fußball schauen? Die Kräfte sind nicht wie gewohnt abrufbar. Die leichte Höhe ist bei den ersten ruhigen Dauerläufen spürbar. Langsam „rollen“ sie sich in die Trainingstage rein. Der Puls passt sich nach den ersten Einheiten an. In der Sonne verzichten sie sogar auf die Oberkörperbekleidung. Nach geschafftem Vormittag Training und dem Mittag ziehen einige von Ihnen in die Stadt um die Cafés vor Ort zu erkunden. Es sind keine absoluten Einzelgänger. Man sieht sie auch mit anderen Athleten den besten Espresso aufsuchen. Ein Getränk, dass Ihnen helfen soll, den Alltag im Trainingslager zu meistern. No coffee – no mile!
Es ist gar nicht leicht sie aus der Nähe zu bewundern. Schnell jagen sie über Asphalt, Dirtroad sowie die Grasbahn. Der scharfe Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk verrät nur eins: Die jagen Bestzeiten! Im Kraftraum werden sie jedoch ruhiger. Zwischen den deutschen Speerwerfern, sehen sie mehr als zierlich aus. Dennoch scheinen sie die Läuferwesen davon nicht beeindrucken zu lassen. Es geht hier um sie und nicht um andere. Es geht um die eigene Form und das Laufen. Volle Konzentration in den Gesichtern – gleich wird es ernst. Sie nennen es Legday. Kniebeugen mit der Langhantel und Beinpresse mit guten Gewichten. Auch ein Krafttraining gehört für die deutschen Hindernissler zum Trainingsalltag. Wer hätte ihnen das zugetraut?
Nach einem guten Trainingstag müssen einige von Ihnen noch einmal ins Handtuch beißen. Trainer und Physiotherapeut versuchen ständig das bestmögliche herauszuholen. So werden kleinere Blessuren einer entsprechenden physiotherapeutischen Behandlung unterzogen. Keiner redet von einer tollen Massage – es ist kein Wellnessurlaub. Muskuläre Verhärtungen werden schmerzhaft geöst. Man berichtet von blutigen Behandlungen?! Das müssen harte Geschöpfe sein. Ruhe kehrt erst nach getaner Arbeit und Carboloading am Abend ein. Jetzt sieht man sie aus der Nähe. Junge, dynamische Männer – in den besten Zwanzigern! Wer sind sie? Wer kennt sie? Was können sie und was wollen sie können? Zu sechst sind sie. Zwei Erfurter, zwei Leipziger, ein Ochsenfurter und ein Jenenser. Tim Stegemann und Marcel Lehmberg sind aus der thüringischen Landeshauptstadt angereist. Die beiden Studenten Nic Ihlow und Jannik Seelhöfer repräsentieren das sächsische Leipzig. Mit Patrick Karl ist sogar ein Bayer mit von der Partie. Bleibt noch meine Person aus der Saalestadt Jena.
Schon eine Woche ist vergangen. Alle können und wollen noch laufen. Der Wecker klingelte um 6:50 Uhr. Da kommen sie aus Ihren Schlafsälen gekrochen. Die Sonne steht noch tief, der Neben lichtet sich und gibt sich der Morgendämmerung geschlagen. Knappe zweistellige Temperaturen lassen die Jungs in lange Sachen einpacken. Langsam und achtsam laufen sie die ersten Schritte in den Tag. Was haben sie heute vor? Warum stehen sie so früh auf?
Stay tuned, die Geschichte wartet auf eine Fortsetzung.