Nach neun Höhentrainingslagern entschied ich mich in diesem Jahr bewusst gegen das Training auf 2000m über Meereshöhe. Aber warum?
Ich habe es in den letzten Jahren mit Höhentrainingslagern in Südafrika (Dullstroom) und Amerika (Flagstaff) versucht. Jedes Mal war die Reaktion meines Körpers während und nach dem Trainingslager anders. Einmal flog ich bei der Rückkehr nur so bei den Dauerläufen und Tempoläufen über die Bahn und ein anderes Mal konnte ich meine Leistung danach erst sehr spät in der Saison oder gar nicht abrufen.
Ein weiterer Grund gegen Flagstaff war, dass ich immer auch mit der Zeitanpassung bzw. Rückanpassung Probleme hatte. Acht Stunden Zeitunterschied sind nicht leicht, die medizinische Faustregel besagt: für jede Stunde Zeitunterschied braucht man einen Tag Anpassung. Hinzu kommt dann noch das Leben auf 2000 Metern Höhe…
Ich war immer platt und müde. Hätte mich am liebsten auf die Bahn zum schlafen gelegt und mich nicht auf sie gestellt, um zu laufen.
Vier Wochen Trainingslager, die in der Höhe notwendig sind, ist ein langer Zeitraum, bei dem auch nicht jedes Training immer klappt, wie man es geplant hat. Ich konnte selten ein Trainingslager durchführen wie geplant, denn in der Mitte jedes Camps hatte ich oft mit vollständiger Müdigkeit oder Magen-Darm-Problemen zu kämpfen, was mich zu mehrtägigen Laufpausen zwang.
Es gab also genug Gründe für mich, es ohne „Höhe“ zu probieren. Versucht habe ich es bereits schon im letzten Jahr, eher unfreiwillig als gewollt! Ich hatte im Februar die Grippe und musste deshalb das Kenia-Trainingslager absagen, da ich am Abreisetag immer noch mit Fieber im Bett lag. Zu gefährlich so in die Höhe zu fahren, war das Urteil meiner Ärzte und Trainer.
Nach vollständiger Genesung kämpfte ich mich also erst durch Schnee und Glätte in Deutschland und später dann am Strand von Monte Gordo durch meine ca. 135 Wochenkilometer.
Aus meiner Sicht mit Erfolg! Ich hatte unmittelbar vor meinem ersten Wettkampf sehr gute Ausdauerwerte und hatte auch das Gefühl, dass ich in hoher Qualität über einen längeren Zeitraum trainieren konnte. Das lag meiner Meinung nach daran, dass ich keine Rücksicht auf eine Anpassung und Rückanpassung nehmen musste.
So sitze ich also derzeit wieder, nach November und Dezember 2016, im portugiesischen Monte Gordo und arbeite an meiner Form.
Ich habe mich dem Hinderniskader um Werner Klein und der Gruppe um Langstreckenbundestrainer André Höhne angeschlossen, der auch mein Training hier betreut und mich bei meinen Dauerläufen auf dem Rad begleitet.
Trainingszeiten und Trainingsinhalte haben wir alle angepasst, so dass wir zumindest alle gemeinsam starten und gewisse Dinge, wie Koordination und Krafteinheiten zusammen machen können. Das finde ich großartig, denn ich bin hier die einzige Mittelstrecklerin und muss daher in der Regel etwas andere Trainingsinhalte erfüllen.
Im Fokus meines Trainings stehen Dauerläufe, Sprints und Tempoläufe. Wobei es mir in Monte Gordo eher darum geht, an meiner Schnelligkeit zu arbeiten, denn mein Trainer und ich sind der Auffassung, dass meine Ausdauer derzeit recht gut ist und ich für die Schnelligkeitsentwicklung mittlerweile etwas mehr Zeit benötige, als in den letzten Jahren.
Wer jetzt allerdings glaubt, ich verbringe die meiste Zeit mit einem Smoothie in der Hand am Strand, der irrt. Es sind trotzdem noch 130 Kilometer pro Woche mit zusätzlichen Kraft- und Sprungeinheiten. Aber es bleibt auch genug Zeit, sich zum Beispiel mit der Mehrkampfgruppe um Claudia Salman-Rath und Cindy Roleder auf ein Käffchen zu treffen.
Leider muss ich aber auch nebenbei noch für meine Klausuren im April lernen.
So stehen wir also um 7:15 Uhr auf, gehen zum Frühstück, trainieren um 10:00 Uhr bis circa um 12:00 Uhr. Nach Mittagessen und einem kurzen Schläfchen, versuche ich jeden Tag ein wenig zu lernen, bevor es um 16:00 Uhr bis circa 18:00 Uhr ein weiteres Mal zum Training geht und dann wieder anschließend zum Essen. Am Abend habe ich öfter mal einen Physiotherapietermin bei Andreas Massong, der uns hier wieder bestens betreut.
Tja und dann ist der Tag ja auch schon fast wieder vorbei, denn dann falle ich gegen 22:00 Uhr müde ins Bett.
Noch bis zum Sonntag verbleibe ich in der Sonne Monte Gordos, bevor es nach Hause geht und es mich dann über die Ostertage an den Strand nach Zinnowitz auf Usedom ziehen wird.