Was für ein Debakel… der letztlich aber besonders für unsere Langstreckenläufer Lisa und Anna Hahner, Philipp Pflieger und Julian Flügel siegreich ausging.
Dass die Olympia-Normen nachträglich angepasst werden, gab es so bisher noch nicht. „Aber das war nicht aus freien Stücken, so wie es jetzt teilweise vom DLV dargestellt worden ist!“, sagt Philipp Pflieger. Also Pseudo-Samariter!
Denn es liegen nämlich harte Verhandlungen zurück, in denen teilweise auch Anwälte involviert waren.
„Tatsächlich drängt sich der Eindruck auf, als ob hier jemand einlenkte, als es gar nicht mehr anders ging“ schreibt Johannes Knuth in der SZ. Denn lange biss sich der DLV an seinen Normen fest und argumentierte immer wieder mit der „gesicherten Endkampfchance“. Die orientiert war an Zeiten und Weiten, die nach all den Dopingskandalen und korrupten Machenschaften erst hätten Rechenschaft ablegen müssen.
Aber wer protestierte? Die Athleten, Freunde des Sports, einsichtige „Kampfrichter“, die weiter in die Materie blickten, als jene, die gewollt blind und Profit-geil dem engstirnigen System folgten.
Läufer wie Philipp Pflieger, der die anfängliche Norm um lächerliche 35 Sekunden knapp verpasst hatte, sollte nicht nach Rio dürfen, weil er es vielleicht nicht unter die Top-10 geschafft hätte?
Kurze Frage: Ist Sport nicht auch Begeisterung und die olympischen Spiele der Inbegriff von Motivation und verdienter Wertschätzung einer Karriere, die bis dato so viel Disziplin und Kraft erforderte? Darf ein Sportler nicht einfach auch mal sein Traum leben und Vorbild sein? – unabhängig davon, dass Philipp mit einer Zeit von 2:12,50 Stunden oder Julian mit seinen 2:13:57 Stunden auch so hätte gerechtfertigt starten dürfen.
Erst als die IAAF zum Jahreswechsel hin die Normen gesenkt hat, wurde die Luft oben auf dem Legislativ-Posten knapper und die Stimmen drum herum lauter. Sodass letztlich die Bewilligung der nationalen Normanpassung mehr als fällig war.
„Es ist ein Etappensieg und für mich persönlich natürlich ein riesen Ding,“ sagte Philipp mir damals. Ein großer Schritt näher in die Richtung seines Kindheitstraums, welches er ja schon seit Jahren verfolgte und alle samt nun verdient realisieren dürfen.
Die neuen Richtlinien decken sich in fast allen Disziplinen mit denen der IAAF. Allerdings wurden die Normen der Geher (20 Km – 1:22:00 h, 50 Km – 3:53:00 h) und Marathonis (2:14:00h) lediglich aufgeweicht. Vielleicht scheinen Minuten zu lang… aber 20 Km, 40 Km oder sogar 50 Km sind es auch! Und deswegen ist ein Marathon immer für Überraschungen gut. Aber das hat der DLV beispielsweise auch nicht früher erkannt… schien ihm womöglich zu abstrakt. Dort zählten allein Zahlen – jeglicher Art.