Die Olympischen Spiele finden seit 1896 alle vier Jahre statt und 1924 stießen die Winterspiele hinzu. Seit 1994 alternieren Winter- und Sommerspiele nun im Zweijahres-Rhythmus.
Ein Weilchen können wir das sportliche Spektakel, bei dem sich die internationale Elite misst, also bereits verfolgen.
Ein Weilchen ist auch Jürgen Stephan (seit 14 Jahren der Trainer von Julian Flügel) in der Sportszene unterwegs. Einer, der seine Schützlinge warmherzig unter seine Fittiche nimmt und letztlich sogar – wie unseren Julian – bis nach Rio begleitet (stets mit dem Rad am Mann, siehe Bild).
Jetzt stehen auch bald die Leichtathletik-Wettbewerbe in Rio an und wir lassen den langjährigen Trainer des Marathonläufers mal seine Einschätzung zu den Olympischen Spielen abgeben.
Was ist das Besondere?
„Für jeden Sportler sollte eine Teilnahme bei den olympischen Spielen – sieht man einmal von Medaillen ab – der Höhepunkt seiner Kariere sein. Alle vier Jahre ist man in ’nicht so wichtigen‘ Sportarten medial verdient an erster Front. Fußball ist endlich mal nur zweitrangig.“ Endlich können wir auch live oder im TV die Wettbewerbe verfolgen und auf qualitative Berichterstattung hoffen.
Das Stichwort Medaillen fiel bereits: „Erbsenzählerei von Medaillen halte ich für nicht angebracht, da die Sportarten und erst recht nicht einzelne Disziplinen miteinander zu vergleichen sind. Medaillenspiegel unter Nationen ist unter politischen und Doping-Aspekten zu bewerten.“
Die Olympischen Spiele werden nicht nur mit dem traditionellem Feuer geöffnet, sondern lösen auch in den Athleten selber – die Jahre lang für ihren Traum gekämpft haben – ein emotionales Feuer aus, das obendrein Extra-Kraftpakete zündet.
Beides führt am Ende – unabhängig von Platzierungen – zum persönlichen Sieg!
Denn, „um eine gute Leistung zu werten, muss die Ausgangsleistung betrachtet werden,“ die am Ende rückblickend den eigentlichen Erfolg bestimmt.
„Für Julian und auch Philipp denke ich, ist eine Leistung zwischen Platz 20 und dreißig als gut zu bewerten.“ Natürlich können die Witterungsverhältnissen (30° und hohe Luftfeuchtigkeit) und die kurzfristige Anreise (Jetlag) die Karten noch einmal neu mischen, denn Vorbereitungsläufe unter ähnlichen Bedingungen waren in Deutschland dieses Jahr recht schwierig. Trotzdem: „Die Motivation dürfte bei allen deutschen Startern sehr hoch sein. Ich glaube auch, dass sie alle fünf mit dem Druck recht gut umgehen können, schließlich haben sie dies bei großen Marathons bereits öfters gezeigt.“
Bei Philipp Pflieger und Julian Flügel sieht Jürgen Stephan die Chancen einer respektablen Leistung – auf einem Niveau.
„Philipp hat zuletzt auf seiner Facebook-Seite gutes Training dokumentiert und spricht von verletzungsfreier Vorbereitung. Somit ist er für eine ähnliche Überraschung wie letztes Jahr in Berlin, als er die Norm in 2:12:50 Stunden lief, gut.“
Bei den Frauen – Anja Scherl, sowie Anna und Lisa Hahner – sieht Jürgen Stephan Anja nach ihrer Unterdistanzleistung über die Halbmarathondistanz im leichten Vorteil. Dennoch, „alle drei sind nach diversen Infos in guter Form und sollten sich gegenseitig motivieren.“
Und speziell Julian? Als Trainer kann er seine Form natürlich am besten einschätzen.
Von Jahresbeginn bis zur Bestzeit im Halbmarathon in Barcelona (1:04:17 Stunden) lief die geplante Vorbereitung auf einen Frühjahresmarathon sehr gut. Eine Verletzung zwang ihn dann aber in zwei kilometerreichen Wochen keinen Schritt zu machen. „Trotzdem entschieden wir uns als Vorbereitung auf Rio zu einem langen ‚Trainingslauf'“: der Marathon in Hamburg.
Dann kam der überraschende Schock für sie: Hendrik Pfeiffers tolle Zeit in Düsseldorf. In 2:13:09 Stunden war er deutlich unter Julians Norm von 2:13:57 Stunden geblieben.
So stand der Fokus auf der Meisterschaft im Halbmarathon (Amsterdam). Als 56. angereist und mit Platz 24 in 1:05:18 Stunden war Julian bester Deutscher. Nur wenige Tage später dann die verletzungsbedingte Absage von Hendrik.
„Für mich eine enorm positive und super menschliche Entscheidung, die noch rechtzeitig für eine Umnominierung zu Gunsten von Julian ausfiel. Hendrik wird sicherlich gestärkt aus seiner Verletzung hervorgehen und nächstes Jahr mit tollen Leistungen zurückkehren. Ich freue mich schon jetzt auf schöne Duelle mit Julian.“
Danach galt es für Julian, sich in den ausbleibenden sechs Wochen auf Rio mental und trainingstechnisch vorzubereiten. In gebündelter Form wurden Kilometer gesammelt, ehe dann auch schon die zwei Wochen – aufladen, Kraft tanken und einfach nur vorfreuen – anstanden.
Und in Punkto 30 Grad: „Ich hoffe, er kann seine mentalen Stärken, auch bei Hitze laufen zu können, ausspielen. Von Zuhause werden wir auf alle Fälle genauso schwitzen wie er.“
Apropos Schwitzen… welche Tipps würden Sie allen Startern mitgeben?
„Viel Wasser vor und während dem Rennen zu sich nehmen, absolute Ruhe bei allen Stressgegebenheiten bewahren und viel Spaß vor, während und nach dem Rennen haben!“
Und welche Worten gebühren Ihrem Schützling?
„Zeig dein Kämpferherz, habe vor allem Spaß und sammle viele positive Eindrücke!“