1. Entstehung körperlicher Inaktivität
Seit Jahrhunderten gelten körperliche Aktivitäten in vielen Kulturen als gesundheitsfördernde Verhaltensweisen. Beispielsweise wurden gymnastische Übungen schon im antiken Griechenland zur Krankheitsbehandlung vorgeschlagen. Auch heute ist bekannt, dass regelmäßige Bewegung präventiv wirksam ist und dabei hilft, einen guten gesundheitlichen Zustand zu erhalten oder wiederherzustellen (Lippke & Vögele, 2006, S.12).
Trotz dieses Wissens erreichen mehr als 60% der erwachsenen Bevölkerung nicht das empfohlene Ausmaß an körperlicher Aktivität (Lengfelder, 2001, S. 661). Dieses Problem der körperlichen Inaktivität entstand erst in den letzten 300 Jahren mit der Entwicklung der industriellen Revolution in den westlichen Industrieländern. Grundsätzlich war der Mensch während seiner mehr als 4 Millionen Jahre dauernden Entwicklung Jäger und Sammler. Sein Dasein wurde geprägt durch körperliche Aktivität zur Nahrungssuche und durch Hunger wegen Mangelzuständen. Doch als es keine Mangelzustände mehr in den westlichen Industrieländern gab und es gleichzeitig zu einer quantitativ und qualitativ inadäquaten Ernährung kam, entstand das Problem der körperlichen Inaktivität (Lengfelder, 2001, S. 662).
Eine Möglichkeit, den negativen Auswirkungen körperlicher Inaktivität als Schutzfaktor präventiv entgegenzuwirken, ist das Lauftraining. Dabei handelt es sich um einen sehr natürlichen Bewegungsablauf, denn schon als Jäger oder Sammler hat sich der Mensch laufend fortbewegt (Stoll & Ziemainz, 2012, S.2).
Definition Körperliche Aktivität
Unter dem Handlungsfeld der „körperlichen Aktivität“ versteht man Bewegungen des Körpers und der Gliedmaßen, die durch die Skelettmuskulatur erzeugt werden und zu einem erhöhten Energieverbrauch gegenüber dem Ruheenergieverbrauch führen (Rütten & Pfeifer, 2017, S.20).
2. Körperliche Aktivität der deutschen Bevölkerung
In der folgenden Abbildung werden die Ergebnisse einer telefonisch durchgeführten Befragung zur sportlichen Aktivität in Deutschland aufgezeigt. Die Werte wurden im Rahmen des bundesweiten Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts 2003 erhoben.
Abb. 2: Anteil der Männer und Frauen, die wöchentlich zwei oder mehr Stunden sportlich aktiv sind
Die Ergebnisse der Umfrage zur Sportaktivität machen deutlich, dass es klare Unterschiede zwischen dem Alter und Geschlecht gibt. So sinkt die regelmäßige sportliche Betätigung bei den Männern von zwei oder mehr Stunden die Woche von ca. 52% im Alter von 20 bis 29 bis unter ca. 30% bei den 70- bis 79-jährigen. Bei den Frauen ist dieser Wert durchgehend geringer und sinkt von ca. 40% (20 bis 29 Jahre) auf ca. 22% (70 bis 79 Jahre) (Rütten, Abu-Omar, Lampert & Ziese, 2005, S.9). Insgesamt zeigt die Befragung, dass mit steigendem Alter Sportaktivitäten nachteiliger betrachtet werden.
3. Empfehlungen für Bewegung laut WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 2010 einige Empfehlungen für Bewegung basierend auf dem Konzept der gesundheitsförderlichen körperlichen Aktivität veröffentlicht. Kindern und Jugendlichen wird dabei eine Körperaktivität in mittlerer und hoher Intensität für mindestens 60 Minuten am Tag empfohlen. Im erwachsenen Alter gibt man ein Pensum von 150 Minuten pro Woche (mit moderater Intensität) oder wöchentlich 75 Minuten (mit hoher Intensität) als Ziel an. Zudem werden muskelkräftigende Aktivitäten empfohlen. Bei hoher Intensität handelt es um eine Bewegung wie z.B. das Laufen, bei dem es zu einem starken Anstieg der Atemfrequenz kommt. Eine mittlere Intensität lässt die Atemfrequenz leicht bis mittel ansteigen. Älteren Menschen werden Gleichgewichtsübungen und Übungen zur Sturzprävention nahegelegt (Rütten & Pfeifer, 2017, S.12-21).
Motivation und körperliche Aktivität
In der Vergangenheit haben verschiedene Metaanalytische Studien nachgewiesen, dass sich körperliche Aktivität positiv auf den gesundheitlichen Zustand einer Person auswirkt und das psychische und physische Wohlbefinden fördert. Trotz der allgemein bekannten positiven Auswirkungen kommt es jedoch immer wieder zu Motivationsproblemen bei regelmäßiger sportlicher Betätigung (Rütten, Abu-Omar, Lampert & Ziese, 2005, S.7).
Was kann man tun, um Motivationsprobleme zu vermeiden?
– Struktur in den Tag bringen: feste Trainingszeiten und einen Trainingsplan haben
– soziale Komponente: sich mit Trainingspartnern verabreden
Der Kontakt zu anderen Menschen fördert die Pünktlichkeit und die Wahrscheinlichkeit das Training durchzuführen.
– Erinnerungshilfen: Erinnerungshilfen durch den Computer, das Smartphone oder durch Klebezettel in der Wohnung, um Pläne erfolgreich zu verwirklichen
– Feedback einholen: einen Trainer haben, der den Trainingszyklus verfolgt
– Belohnung: nach besonders guten Einheiten oder Wettkämpfen ein Stück Kuchen essen 😉
Quellen:
Lengfelder, W. (2001). Körperliche Inaktivität:zu beeinflussender Risikofaktor in der primären Prävention? (11., überarbeitete Aufl.). München: Urban & Vogel.
Lippke, S. & Vögele, C. (2006). Sport und körperliche Aktivität (1., Aufl.). Heidelberg: Springer.
Pfeifer, K., Banzer, W., Ferrari, N., Füzéki, E., Geidl, W., Graf, C., Hartung, C., Klamroth, S., Völker, K., Vogt, L., Rütten, A., AbuOmar, K., Burlacu, I., Gediga, G., Messing, S., Pfeifer, K. & UngererRöhric, U. (2017). Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung. In A. Rütten & K. Pfeifer (Hrsg.), Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung – Sonderheft 03 (S. 5-81). Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Rütten, A., Abu-Omar, K., Lampert, T. & Ziese, T. (2005). Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 26 Körperliche Aktivität. Berlin: Robert Koch-Institut.
Stoll, O. & Ziemainz, H. (2012). Laufen psychotherapeutisch nutzen Grundlagen, Praxis, Grenzen (1. Aufl.). Heidelberg: Springer.
Bildnachweis:
Rütten, A., Abu-Omar, K., Lampert, T. & Ziese, T. (2005). Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 26 Körperliche Aktivität. Berlin: Robert Koch-Institut.