Bei Laura Chacon Biebach ist es ein unvorhersehbarer Wechsel zwischen Glanzleistungen und verletzungsbedingter Einbußen.
Das erste Mal, wo die mittlerweile 28-Jährige auf sich aufmerksam machte, war ihr völlig unvorbereiteter Marathon-Finish in Mainz 2012 in 3:27 Stunden, bei dem sie gleichzeitig zweite Frau bei den Stadtmeisterschaften wurde.
Spätestens aber mit ihrem Sieg 2015 beim Wings for Life World Run in Darmstadt, wo sie sich mit ihren 51,87 erlaufenen Kilometern obendrein den vierten Platz in der globalen Gesamtwertung sicherte, krempelte sich ihr Alltag völlig um.
Heute bestimmt das Laufen nicht nur ihre Freizeit, sondern auch ihr Berufsleben.
Anfangs lief sie nur, um abzuschalten, bis sie der Lauffieber gänzlich packte und süchtige Züge annahm – „Ich denke aber, es gibt schlimmeres.“
Laufen ist für mich Alles. Es gibt kein besseres Gefühl für mich, als über die Straßen zu fliegen. Ich liebe es auch mit anderen Läufern mein Herzblut zu teilen und so baue ich gerade meine Laufseminare aus.
In der gebürtigen Frankfurterin pulsiert venezolanisches Blut, das bei einer bestimmtes Pace zu kochen beginnt und ihr Herz Hüpfer machen lässt – sofern sie ihre Leidenschaft schmerzfrei ausleben darf.
Wenn ich aber wieder verletzt bin, dann wirft mich das aus der Bahn. Dass das Training wegfällt, lässt sich ja noch verkraften, aber wenn das nächste Laufseminar, personal Training oder auch ein Fotoshooting ansteht und ich mal wieder Tage vorher noch durch die Gegend humpele, zerrt das schon sehr an den Nerven.
Auch vor ihrem gestrigen, dritten Start beim Wings for Life Run in Breda (Holland) lief es alles andere als rosig. Erst zwei Tage zuvor lief das Training wieder ansatzweise laufend und glücklicherweise schmerzfrei. Deshalb hatte Laura keine großen Erwartungen und wollte einfach nur Spaß haben.
Wenn es dann läuft, lasse ich es natürlich rollen und schaue, wann mich das Catcher Car einholt.
Dass sie ganze 55km mit einer Pace von 4:13min/km zurück legt, macht nicht nur sie sprachlos. Scheinbar hat Laura das Talent dafür, aus dem Nichts aufzutauchen und überraschend einen rauszuhauen.
Da fragt man sich natürlich, zu was sie in der Lage wäre, wenn Verletzungen sie nicht immer wieder ausbremsen würden?!
Und von diesen verletzungsbedingten Rückschlägen gab es in den vergangenen Monaten so einige.
Wenn ich das jetzt alles aufzähle, wird das hier eine lange Story 😉 und ich rede nicht wirklich gerne darüber. Ich bin nun mal schnell sehr schnell geworden. Ich glaube, mein Körper ist das noch nicht so gewöhnt und mein Kopf sehr stark darin, Schmerzen zu ignorieren. Das einzig Gute an der Sache: Ich hatte bis jetzt jede Verletzung nur einmal und bald glaub ich alle durch… also was soll da noch groß kommen.
Ich selber habe Laura schon häufiger persönlich getroffen. Ich hatte immer aufs Neue den Eindruck, ein großes Herz trifft auf kindliche Euphorie. Ich bin überzeugt, dass ihre ehrliche Lebensfreude und ihre positive Art sie zuweilen davor schützt, dass der Boden unter ihren Füßen nicht wegsackt.
Solang ich drüber Lachen kann, bricht die Welt nicht zusammen. Mir geht es zu 90% trotzdem gut, weil ich versuche, nach vorne zu schauen. Ich arbeite jeden Tag daran, meinen Körper zu stärken und sehe Fortschritte. Zu 10% ist es natürlich der reinste Psychoterror, wenn ständig etwas Neues kommt und die Blackroll kann ich manchmal einfach nicht mehr sehen.
Jeden Tag lernt sie mehr über ihren Körper, ihren Stärken und Schwächen sowie ihr Training.
Ich kann mich mit Alternativtraining unheimlich gut fit halten und so stehen auf meinem Trainingsplan Crosstrainer, Fahrrad, Aquajogging und Schwimmen häufiger als Laufen. Dazu härten beispielsweise 120min Crosstrainer mental ganz schön ab… Marathon verfliegt dann wie im Flug 😉 !
Wenn sie dann mal Laufen kann, spricht ihre Leistung von gestern für die Qualität der da noch übrig gebliebenen Einheiten.
Vielleicht ist manchmal weniger doch mehr!
Bzw. auch im Wettkampf scheint dann noch ausreichend Luft nach oben zu sein!
Ich musste mich die ganze Zeit echt bremsen und bin bis km 35 in Zeiten zwischen 3.50 und 4.10min/km einfach nur geflogen. Dann wurde es mit jedem Kilometer anstrengender, aber ich habe mich auch bei km 55 mit Ausnahme harter Waden echt gut gefühlt.
Unfassbar eigentlich, dass sie am Mittwoch noch zur Physiotherapie gehumpelt ist.
Solche Läufe geben für die unzähligen, verhassten Stabi- und Beweglichkeitseinheiten wieder Kraft.
Besonders der Wings for Life bedeutet ihr sehr viel!
Das ist mein Baby, damit hat alles angefangen und es hat mein Leben auf eine wundersame Art bereichert. Nochmal zu gewinnen, mit so vielen Kilometern, nach einer doch recht frustrierenden Zeit, ist einfach der absolute Hammer!
Bis Kilometer 35 hatte Laura eine gute Begleitung, in dessen Flow sie Meter für Meter sammeln konnte. Die Stimmung an der Strecke war dank der Zuschauer einfach „Bombe!“
Als ich bei Kilometer 50 an der Startzone vorbeigelaufen bin, haben Hunderte Menschen mir zu gejubelt. Ein absoluter Gänsehaut-Moment und ich glaube, eine kleine Träne ist gekullert.
Nach ihrem gestrigen Triumph ist jetzt vernünftigerweise erst einmal Pause angesagt!
Dann bau ich mit Hilfe meines neuen Coaches von Sisu Training alles langsam wieder auf und arbeite weiter hart an meinen Schwächen und meinem Laufstil und bin mir sicher, irgendwann wird alles gut!
Auch wir wünschen dir gesundheitlich nur das Beste! Denn alles andere läuft ja auch so schon mehr als nur gut! Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle zu Deiner gestrigen Leistung. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was Du bei der nächsten Gelegenheit wieder spontan aus dem Ärmel schüttelst bzw. auf den Asphalt bringst!
Alles Gute Dir, Laura!