Unser Olympiakalender ist aus dem Anliegen heraus entstanden, der „medialen Krise des Laufsports“ (Hendrik Pfeiffer) einen proaktiven und innovativen Ansatz zur Förderung der Laufszene und ihrer Athlet*innen engegenzustellen. Die Erlöse des Kalenders fließen unmittelbar in unsere Athletenförderung ein und ermöglichen es, unser bisheriges Engagement und die Medienpräsenz von Athlet*innen im Lauf- und Ausdauersport zu erhöhen.
Wir wollten von den „Betroffenen“, Deutschlands Top-Läufer*innen, direkt erfahren, wie sie die Problematik ihres Sports und ihrer persönliche Situation als Athlet*in einschätzen:
Dazu Aaron Bienenfeld:
Zu den weiteren Athletenstimmen
Aaron, stell Dich doch einfach kurz vor: Was waren bisher Deine größten Erfolge und welche Ziele hast Du in den nächsten Jahren?
Mein Name ist Aaron Bienenfeld, ich bin 22 Jahre alt und Student an der University of Cincinnati in den USA. Ein großer Erfolg war für mich war die Bronzemedaille im Team bei den Cross-Europameisterschaften 2019.
Wie finanzierst Du Dich aktuell, wer sind Deine Unterstützer und kannst du ein paar Rücklagen bilden oder gibst Du mehr aus, als Du durch den Sport „verdienst“? Würdest Du Deine Situation als prekär bezeichnen?
Ich kann tatsächlich durch das Stipendium ein paar Rücklagen bilden, aber reich wird man davon auch nicht. Trotzdem würde ich momentan meine Lage nicht als prekär bezeichnen. Mein größter Unterstützer ist die Uni selbst, welche für alle meine Studiumskosten und Reisekosten aufkommt. In Deutschland erhalte ich noch etwas Unterstützung durch meinen Verein, den SSC Hanau-Rodenbach und die Marke Adidas. Würde ich primär in Deutschland leben, wäre meine finanzielle Lage aber sicher angespannter.
Im Podcast von „Auslaufen“ gibt es die Rubrik „ Was müsste verbessert werden in der Leichtathletik oder im Laufsport“. Wie ist Deine Meinung dazu, worin genau das aktuelle Problem liegt und wie kann dieses behoben werden?
Leider hat der Laufsport noch keine richtige “Lobby”. Es gibt durch Straßenrennen und Marathons aber ein großes Potenzial, da auch viele Freizeitsportler den Sport ambitioniert betreiben. Ich denke, dass große Marken und Hersteller aktiver auf talentierte Athleten zugehen müssen, um diese von klein auf zu fördern und zu promoten. Es gibt so viele talentierte junge Sportler, die keine Sponsoren haben, nur weil sie nicht die richtige “Social Media Präsenz” aufweisen. Abgesehen davon finde ich auch, dass der Laufsport und die Leichtathletik gemessen an der “Massenpopularität” zu wenig staatliche Zuwendung erfahren.
Was hältst Du von der Idee, beispielsweise wie „Krautreporter“, die Laufdisziplinen über eine kontinuierliche Fördermitgliedschaft zu stützen und damit mehr mediale Reichweite und direkte finanzielle Unterstützung zu bekommen?
Ich halte das für eine gute Idee, weil gerade diese beiden Aspekte – finanzielle Unterstützung und mediale Reichweite – vielen Athleten Kopfweh bereiten. So können auch, wie bereits angesprochen, jüngere Athleten, die am Anfang ihrer Karriere stehen, gezielter unterstützt werden.
Was wären konkrete Maßnahmen? Ist es die Unterstützung in Social Media, mehr Livestreams von den Events, Attraktive Wettkampfformate oder Schaffung neuer Serien oder hast Du ganz andere Ideen?
Eine ganz wichtige Maßnahme wäre, die Live-Berichterstattung von Leichtathletik-Wettbewerben deutlich auszuweiten und besser zu bewerben. Es werden zum Teil 4. Liga-Kicks im TV gezeigt, aber die Leichtathletik erhält nur zu besonderen Anlässen Sendezeit. In den USA ist die Akzeptanz für die Leichtathletik einfach um ein Vielfaches höher, weil fast jeder Schüler zu einem Zeitpunkt in seinem Leben durch die Schule mit dem Sport in Kontakt geraten ist. Bei allem, was in den USA nicht richtig läuft, muss man trotzdem sagen, dass das Konzept der Talentförderung im dortigen Schulsystem einzigartig ist. Solche Maßnahmen müssten auch in Deutschland ergriffen werden, um den Sport zu popularisieren.
Danke Aaron für Deine offene Meinung und dass Du unser Olympiakalender-Projekt unterstützt!
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