Es sind die Wochen danach: Berlin/Glasgow 2018 ist vorbei. Für viele Athleten aus insgesamt sieben Individualsportarten war es, ganz klar, das sportliche Highlight der Saison. Ob aktiv am Start oder mitfiebernd im Stadion und am Bildschirm, waren wir aber alle irgendwie Teil der European Championships. Wir konnten bei den vielen Wettbewerben wieder erleben, was Sport so reizvoll für uns macht: Das Nebeneinander von hart erkämpften Erfolgen und schmerzvollen Rückschlägen, überraschenden Glücksmomenten und Pechsträhnen, Jubel, Euphorie, aber auch Enttäuschung und Traurigkeit – ein packendes Drama! Längst ist auch das letzte Rennen beendet. Alle Ergebnisse sind fix. Die Europameisterschaften 2018 sind Geschichte. Ihre Gewinner sowie ihre Verlierer brauchen bald neue Ziele, neue sportliche Träume und ganz akut vor allem das: Pause!
Pause-Machen funktioniert direkt in der EM-Metropole Berlin besonders gut. Deswegen nehme ich Euch im August in Lila mit vor meine eigene Haustür. An ein paar Lieblingsorten zeige ich Euch nicht nur meine persönlichen Berlin-Styles, sondern auch, warum ich gerne in dieser Stadt lebe und sie für Besucher eine (lila) Pause wert ist…
Chill Out Zone am Kanal
Am Landwehrkanal sammeln sich im Sommer die Menschen zum Relaxen. Beim Nickerchen, beim Lesen, bei kaltem Getränk aus´m Späti um die Ecke. Hier treffen sich die Kreuzberger und Neuköllner nach Feierabend mit Freunden – man unterhält sich gelassen, macht Picknick, kommt mit wildfremden Leuten ins Gespräch oder beobachtet die Schwäne auf dem Wasser. Außerdem erlebt man, dass in Berlin jeder sein kann, wie er ist. Und das gilt auch in Sachen Klamotte: Es gibt nichts, was nicht geht. Angesagt sind Echt-Sein und Sich-Ausprobieren!
Mit meinem heutigen Versuch hole ich mir eigene Palmen an den Kanal. Die lustigen Statement-Socken lassen meinen bequemen roten Basic-Rock nochmal viel spannender aussehen und halten meine Füße warm, wenn es, trotz 37 Grad tagsüber, nach Sonnenuntergang am Wasser ein bisschen frischer wird.
Ungewöhnlich gewöhnlich, verboten geboten
Das echte Berlin erlebt man nur, wenn man sich an die Menschen hängt, die hier leben. So gerät man viel einfacher in die gemütlichsten Cafés, ungewöhnlichsten Bars und hin und wieder an verbotene Orte. Zum Beispiel aufs Dach. Vom Himmelblau inspiriert trage ich über den Dächern von Berlin Blau zu Blau. Das schlichte Jeanskleid aus 100% Baumwolle passt aber auch zurück am Boden in fast allen Lebenslagen und lässt sich vielseitig kombinieren. Ich mag es vor allem wegen seines 50er-Jahre-Schnitts – mein absoluter Lieblingsstil für Kleider, der in Berlin zum Glück in vielen Läden zu haben ist.
Wer übrigens zu keiner verbotenen Privatparty auf dem Dach eingeladen wird und trotzdem mit erhabenem Panorama ausgehen will, für den gibt es öffentliche Alternativen, zum Beispiel den Klunkerkranich in Neukölln, wo oft Konzerte, Kino oder andere kleine Kulturevents auf dem Programm stehen.
Ich selbst bin kulturell am liebsten bei ausgesuchten Theaterstücken und Tanzvorstellungen unterwegs. Außerdem habe ich in Berlin die Konzerte der Yellow Lounge für mich entdeckt. Dort wird ungefähr einmal pro Monat zusammengebracht, was scheinbar nicht zusammenpasst: Klassische Musik wird statt im Konzerthaus an ungewöhnlichen Locations wie Nachtclubs, stillgelegten Kaufhäusern, dunklen Kellergewölben und anderen zweckentfremdeten oder verwunschenen Orten aufgeführt. Motion Graphics an der Wand begleiten die Instrumente und Stimmen. Das aufmerksame Publikum sitzt leger auf dem Boden. Eine Kultur-Kombi, die verboten klingt – verboten gut!
Ausgemustert, eingemustert – aus alt mach´ neu
Schon mit 13 habe ich es geliebt, aus Mamas Schrank Pullis und Röcke vergangener Modezeitaltern zu suchen und sie, mit meinen aktuellen Klamotten kombiniert, wieder neu aufleben zu lassen. Oft wurde das mit Naserümpfen kokettiert. In Berlin ist das anders: Vintage und Retro werden gelebt und sind normal – und daher eine schöne Einladung, in Sachen Mode erfinderisch zu werden und individuell zu sein!
Meine neueste Retro-Errungenschaft ist das hell gemusterte T-Shirt, das mir im Arbeitskleiderschrank auf dem Bauernhof der Eltern meines Freundes in die Hände gefallen ist. Typisch 80er/90er-Jahre, ist es längst ausgemustert gewesen. Weil der Stoff angenehm auf der Haut liegt und die Farben sich gut zu meinem Sommersortiment machen, hab ich das Shirt nun wieder eingemustert. Ich trage es gern und freue mich über jeden neuen Look mit dem neuen alten Stück. Auf meinem Weg übers Tempelhofer Feld kombiniere ich das Oversize zur schlichten engen Jeans – mit den goldenen Accessoires bin ich ready für jede Art von Pause in Berlin!
Das Tempelhofer Feld ist für mich einer der magischen Berlin-Orte. Der frühere Flughafen mitten in der Stadt ist seit 2008 außer Betrieb und heute ein öffentlicher Park. Entertainment gibt es kaum. Keine großen Freizeit-Fertig-Angebote. Jeder ist aufgefordert, seine Zeit dort selbst zu gestalten. Zuhauf stößt man auf Läufer, Radfahrer, Inlineskater, Drachensteiger oder den Geruch von Gegrilltem – und manchmal auch auf eine gute Idee. Wer einmal die nostalgische Startbahn betreten hat und zuversichtlich träumend ins Weite schaut, weiß, wovon ich spreche: Ehrlich!
Persönliches PS:
Lila war heute eine kleine Liebeserklärung an Berlin und seinen offenen (Lebens-)Stil. Dass Freiheit, Kreativität, Offenheit und Lässigkeit DAS Berliner Lebensgefühl mitbestimmen, ist kein Geheimnis. Deswegen zieht es seit Jahren immer mehr junge Leute in die Hauptstadt, hoffnungsvoll und mit einem Koffer voller Tatendrang und Träumen. Und vielleicht gibt es ja auch unter Euch den ein oder anderen, der neben einer „kurzen Pause“ sogar über ein Leben in Berlin nachdenkt? All diejenigen dürfen sich auf tolle Möglichkeiten und einen ganz besonderen Zauber freuen – zugleich lässt man sich auf eine Lebensrealität ein, die ein bisschen so funktioniert wie unser Sport: Mit der Spannung zwischen Schöpferkunst und Burnout, Leidenschaft und Leidenskraft, Easy-Going und keine Zeit für nix. Leben in Berlin ist ebenso Drama, reizvoll verlockend… Wenn Du willst!