Morgen ist es so weit, dann werden wieder 50 000 Läufer beim TCS New York City Marathon teilnehmen und die Millionenstadt zu Fuß erobern. Wir erzählen euch heute die Geschichte einer jener unzähligen passionierten LäuferInnen, die dort Jahr für Jahr an der Startlinie stehen. Ilka Groenewold hat sich 2015 auf den Weg nach Amerika gemacht hat, um dort das zu erleben, wovon so viele Sportler weltweit träumen. Wie es dazu kam und wie ihre Reise aussah?
„Es war für mich definitiv ein Lebenstraum.“ Wenn Ilka beginnt, von ihrem größten Marathon-Abenteuer zu erzählen, fügt sie noch im selben Atemzug hinzu: „ein Lebenstraum, von dem ich ehrlich gesagt nicht geglaubt hätte, dass ich ihn mir jemals verwirklichen könnte.“ Doch 2015 kamen die Dinge anders als gedacht – und plötzlich ging alles sehr viel schneller als gedacht. So wie immer in der Stadt, die niemals schläft: New York.
„Eine Teilnahme am New York Marathon ist ja nichts, das man so richtig planen kann. Wenn man sich wie ich als Hobbyläuferin nicht direkt über die geforderte Zeit dafür qualifiziert, kommt man nach der Anmeldung in einen Lostopf für das Teilnehmerfeld. Bis 2014 erhielt man immerhin noch die Zusage, nach drei glücklosen Ziehungen in Folge einen Startplatz für das vierte Jahr sicher zu haben“, erzählt die quirlige Moderatorin und Fitnesstrainerin, „die Chance wäre deshalb auf jeden Fall da gewesen. Die Frage ist eben immer, wann ist es so weit?“
Der Lauf im „Big Apple“ war für Ilka schon immer etwas ganz Besonderes. „Ich habe lange mit den Gedanken gespielt, hin und her überlegt, ob ich mich nicht doch einfach anmelden soll. Aber irgendwie stand mir diese Unsicherheit im Weg: Was, wenn ich einen Platz bekomme und dann nicht antreten kann? Meine Hochzeit in diesem Jahr, eine Schwangerschaft oder wichtige berufliche Ereignisse kann man dafür ja nicht einfach mal eben aufschieben. Und wie enttäuscht wäre ich gewesen, wenn ich dann trotz Startplatz nicht hätte anreisen können.“
Die Vermutung, dass Ilka beileibe nicht die einzige passionierte Läuferin ist, die sich mit diesem Dilemma herumkämpfen musste, liegt nahe. Denn hinzu kommt außerdem, dass der Weg „über den großen Teich“ nach Amerika alleine schon einiges an Organisation verlangt. Dann noch in Kombination mit einer Marathonvorbereitung, die ja schon für einen Lauf direkt vor der Haustüre nicht ganz ohne Aufwand abläuft? Und dann auch noch die Krux mit dem Termin: Klappt es noch dieses Jahr? Das Jahr drauf? Oder muss ich noch länger warten?
Ilka spielte jedoch ein glücklicher Zufall in die Hände: „Ich arbeite schon seit 2013 mit AIDA zusammen und habe im Frühjahr 2016 mitbekommen, dass für eine Amerika-Kreuzfahrt im Herbst zur Zeit des New York Marathons jemand gesucht wird, der bei dem Rennen schon einmal teilgenommen hat und darüber berichten kann. Ich habe deshalb kurzerhand vorgeschlagen, den Lauf selbst mitzumachen und dann, quasi ganz frisch, einen Vortrag darüber zu halten.“ Die Idee kam gut an, sofort war über AIDA ein Startplatz organisiert und von einem Tag auf den anderen konnte Ilka Beruf und sportlichen Lebenstraum vereinen.
Der einzige Nachteil: „Ich hatte dadurch nicht mal mehr ein halbes Jahr lang Zeit darauf hinzutrainieren. Eine ausreichende Vorbereitung war also nicht mehr möglich.“ Es musste stattdessen schnell gehen. „Eine Bestzeit habe ich mir darum gleich aus dem Kopf geschlagen. Das Rennen war ja ohnehin mein allererster internationaler Start. Ich habe mir deshalb vorgenommen, den Lauf vom Start bis zum Ziel zu hundert Prozent zu genießen.“
Als die Reise dann endlich losging, hielt der Stress jedoch quasi noch bis zur Startlinie hin an: „Mein Flug nach New York ging erst einen Tag vor dem Rennen. Mein Mann und ich sind also über Nacht zwölf Stunden nach New York geflogen. Viel Zeit zum Akklimatisieren und Ausruhen blieb nicht mehr. Der Jetlag in diese Richtung ist zum Glück ja nicht so schlimm, aber ich mir selbst auch ein kleines bisschen Druck gemacht: Um meinen Vortrag halten zu können, musste ich ja schließlich unter allen Umständen das Ziel erreichen.“
Für Ilka, deren Marathonbestzeit „irgendwo unter 3:30h“ liegt und die trotz der suboptimalen Wettkampfvorbereitung auf eine solide Grundausdauer und einiges an Wettkampferfahrung zurückgreifen konnte, war dies letzten Endes dann doch gar nicht so schwer, wie befürchtet: „Auf der Strecke habe ich einfach alle Eindrücke auf mich wirken lassen, habe die fremde Stadt laufend erkundet. Das ist ja auch irgendwie ein Privileg. Ich bin mehrmals stehen geblieben und als ich meinen Mann bei Kilometer 33 und 36 hinter der Absperrung entdeckt habe, bin ich sogar nochmal kurz zurückgelaufen, damit er Fotos machen kann. Ich wollte unbedingt eine Erinnerung an dieses Erlebnis.“
Die Bilder wurden nicht nur als Veranschaulichungsmaterial für ihren Vortrag verwendet, Ilka sieht sie auch heute noch besonders gerne an und denkt an die einmalige Erfahrung zurück: „Die Stimmung an der Strecke war faszinierend. In Deutschland wird man bei einem Straßenlauf vielleicht von Bekannten angefeuert, aber hier war es den Leuten völlig egal, wer gerade vorbeiläuft: Alle haben gejubelt, egal ob Zuschauer, Polizisten, Helfer. Ich hatte das Gefühl, dass mich jeder supporten möchte, gerade weil ich und viele andere Mitläufer von so weit angereist sind.“
Apropos weit weg: „Ab und zu habe ich tatsächlich sogar bekannte Gesichter auf der Strecke entdeckt“, fügt Ilka hinzu, „beim Boxenstopp auf dem Dixie-Klo ist mir ein Bekannter begegnet. Das war natürlich total lustig! Die meiste Zeit war ich aber für mich unterwegs, allein habe ich mich trotzdem nicht gefühlt, da ich mit meiner Musik gelaufen bin – obwohl man das ja eigentlich gar nicht darf“, fügt sie schmunzelnd hinzu, „ich brauche das. Wenn mich jemand verwarnt hätte, hätte ich sie natürlich abgegeben, aber es hat niemanden gestört.“
Vielleicht hatte Ilka hierbei aber auch erneut das gewisse Quäntchen Glück auf ihrer Seite, denn: „Die Sicherheit war in New York ein allgegenwärtiges Thema: Besonders aufgrund des damals nicht lang zurückliegenden Attentats beim Boston Marathon wurde in New York wirklich alles sehr streng überwacht. Die Polizei war überall an der Strecke präsent und mithilfe von Scannern wurden ständig Taschen kontrolliert, fast wie am Flughafen.“ Für viele ist fliegen ja schon das Schönste, für Ilka war der Lauf durch New York dagegen der „ganz große persönliche Traum, der sich mehr als erfüllt hat. New York ist fantastisch.“
Natürlich wusste es die Hamburgerin zu schätzen, dass ihr der Startplatzkampf durch ihren Arbeitgeber erleichtert wurde: „Danach kam ja aber dann erst noch der Vortrag, die Trainingsstunden an Deck und ein paar Lauf-Workshops mit den Passagieren der AIDA.“ Quasi erst das Vergnügen, dann die Arbeit.
Doch die Marathonbelastung konnte Ilka unerwartet gut wegstecken: „Ich bin durch das von Beginn an sehr verhaltene Tempo gar nicht in meinen roten Bereich gekommen. Dazu habe ich viel zu viel genossen und viel zu wenig gekämpft.“ Also vielleicht irgendwann nochmal eine berufsbedingte Tour mit ein bisschen mehr Speed? Ilka winkt ab: „Ich hätte im darauffolgenden Jahr sogar nochmal ein Angebot bekommen, aber ich habe abgelehnt. Es hätte für mich bei meinem Rennen in New York nicht besser sein können. Ich kann diesen Marathon wirklich nur jedem empfehlen, der die Gelegenheit dazu bekommt. Das ist etwas, das man als Marathonläufer unbedingt mal erlebt haben sollte!“
Wie komme ich an einen Startplatz beim TCS New York City Marathon?
Der New York Marathon ist der teilnehmerstärkste Marathon weltweit (über 50 000 Finisher), wobei der Ausrichter „New York Road Runners“ die Anmeldezahlen begrenzen muss, um das Event organisatorisch und sicherheitstechnisch realisieren zu können. Hoffnung auf eine der begehrten Startnummern machen sich jährlich über 100 000 Interessenten.
Um sich einen Platz im Marathonfeld zu sichern, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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- akkreditierte Reiseagenturen verfügen über ein festes Startplatzkontingent in Verbindung mit entsprechenden Reisepaketen (wie in Ilkas Fall das Kreuzfahrtunternehmen AIDA)
- Botschafter von Charity-Organisationen können gegen eine entsprechend hohe Spendensumme und bei zusätzlicher Eigenübernahme der Teilnahmegebühren ebenfalls eine Startnummer zugesprochen bekommen
- Sponsoren und Unterstützer des Ausrichters erhalten Startplatzkontingente
- beim Unterschreiten bestimmter Zeitgrenzen in einem Rennen, das von den „New York Road Runners“ veranstaltet wird; wird dieses Kontingent an Zeit-Qualifikanten nicht ausgeschöpft, können Läufer mit online abrufbaren Ergebnissen bei anderen Wettkämpfen, die ebenfalls unter den Richtzeiten liegen, berücksichtigt werden
- Mitglieder der „New York Road Runners“, die an mindestens neun Läufen des Vereins in der Vorsaison teilgenommen und sich zudem durch Mithilfe bei einem der Events außerhalb des Marathons verdient gemacht haben oder eine Zahlung von 1000 US-Dollar leisten
- Läufer, die im Vorjahr ihre Teilnahme gemäß gültiger Richtlinien nicht annehmen konnten (Achtung: Sonderregelungen bei Inhabern einer Startnummer aus dem Reise- oder Charity-Kontingent); bei zweimaliger Absage eines Startplatzes erlischt das Recht auf einen Anspruch im Folgejahr
- Läufer, die schon mindestens 15 Mal am New York Marathon teilgenommen haben
Die verbleibenden Startplätze werden über eine Lotterie vergeben, die in den ersten Monaten des Jahres geöffnet ist. Lose sind kostenlos, Bewerbern müssen allerdings bei erfolgreicher Ziehung die Stargebühr unverzüglich überweisen. Die Restplätze wurden zu einem Drittel an Bewohner von New York, zu einem Drittel an Bürger der übrigen US-Bundesstaaten und zu einem Dritten an internationale Läufer vergeben. Grundsätzlich ist die Chance, einen Platz über dieses Losverfahren zu erhalten, in den vergangenen Jahren etwas gestiegen. Früher galt zudem die Regel, dass Teilnehmer der Lotterie, die drei Jahre in Folge erfolglos blieben, im darauffolgenden Jahr garantiert einen Startplatz erhalten. Diese Regelung wurde im Jahr 2014 allerdings abgeschafft.
(Quellen: tcsnycmarathon.org und Wikipedia.org/wiki/New-York-Marathon)