Heute startet die Frauen-Elite über den Marathonkurs von 42,195km, wobei die Strecke zunächst über sieben Kilometer läuft, ehe eine 10km-Runde drei Mal gerannt werden muss. Danach geht’s für die Langstreckler über einen 5km-Endspurt hoffentlich munter ins Ziel.
Aus deutscher Sicht klatschen wir mindestens drei Mal mehr für unsere lebenseuphorischen Hahner-Twins und unserer Vorzeige-Zeitmanagerin Anja Scherl.
Mit Anna und Lisa verbinde ich ja immer eine Gazelle bzw. einen Adler. Rein äußerlich ist bei den Beiden zwar eine wage Ähnlichkeit zu erkennen 😉 aber dennoch kann man allein an der Größe, dem Alter und der unterschiedlichen Vorliebe für Schokoladensorten festmachen, dass Deutschlands schnellste Zwillinge jede für sich einen sympathischen und authentischen Platz in der Läuferszene einnimmt.
Die Gazelle alias Anna – „die läuft und springt so locker und leicht“ und Lisa, der Adler – „Ich wäre super schnell überall und hätte eine traumhafte Aussicht“ – verbindet ein entscheidender Moment: der Vortrag von Joey Kelly 2007. Damals waren sie 17 Jahre alt und „so inspiriert und motiviert“, dass sie sich in die Augen geschaut haben und wussten: Wir werden auch laufen! Gleich am nächsten Tag schnürten sie ihre Laufschuhe und rannten los…
Und nun gemeinsam durch Rio bei den Olympischen Spielen – vier Jahre lang gab es keinen Tag, an dem sie nicht für ihren Traum gekämpft haben.
Ganz nach ihrem Vorbild Haile Gebrselassie: „Once you have commitment, you need the discipline and hard work to get you there.“ Schließlich ist „Life a kind of struggle. Life is a sort of fight.“
Und heute wollen die Beiden die gestaute Vorfreude zünden und – wie es sich gehört – identisch gekleidet und mit gleicher Frisur die Twinspower abrufen – doppelt hält und schlägt sich ja bekanntlich besser.
Anja ist dagegen eine Solo-Kämpferin und hat mehr als einmal bewiesen, dass sie mit zielgerichteter Disziplin ebenso erfolgreich ins Ziel kommt! Man denke nur an ihr grandioses Rennen in Hamburg (2:27:50h), wo sie sich für Rio qualifizierte oder zuletzt in Amsterdam, wo sie nach 1:13:03 Stunden als schnellste Deutsche den 17. Platz belegte.
Die Worte ihres Trainers, die sie des Öfteren beim Tempotraining zu hören bekommt: „Langsaaaaaamer! Du bist viel zu schnell!!!“ zahlt sich augenscheinlich aus 😉
Ihr Verein – die LG Telis Finanz Regensburg – scheint ohnehin alles richtig zu machen, wenn sie gleich drei Athleten (Anja, Philipp Pflieger und Florian Orth) nach Rio schicken.
Aber ein extra Dank gebührt Anjas Ehemann Marco. Denn er ist es, der nach der Arbeit und dem Training nicht nur für das Füllen der gelehrten Energiespeicher sorgt, sondern er war es auch, der Anja von der Bahn auf die längeren Distanzen gelockt hat.
„Er ist damals schon mehrere Marathons gelaufen und hat mich damit begeistert. Mir war klar: Das will ich auch!“
Und ehrgeizig wie sie ist, konnte das aus ihrem „Dickkopf“ nicht wieder raus. Zum Glück, denn gleich steht sie neben den Weltbesten Läuferinnen an der Startlinie.
Ihr Motto: Heute ist ein guter Tag, um sich selbst herauszufordern! wird sie im Rahmen der Olympischen Spiele sicherlich einmal mehr beherzigen. Denn sie ist dabei und wird auch hier wieder unter Beweis stellen wollen, warum!