Neulich habe ich mich auf meine Daseinsberechtigung im Kreise der Larasch-Comunity zurückbesinnt. Ursprünglich wurde ich hier ja engagiert, um die bis dahin etwas unterrepräsentierte feminine Seite des Blogs zu unterstützen. Wenn ich allerdings meine bisherigen Artikel so überfliege, lässt sich da leider noch nicht so viel explizit weibliches finden – deshalb habe ich mir gedacht: Franzi, erfüll‘ doch endlich mal ein paar Klischees! Und welches Thema wählt man, wenn man weibliche Stereotype bedienen will? Richtig: Schuhe.
Warum ich das nicht schon viel früher getan habe? Nun ja, in meinem speziellen Fall kann man Schuhe als ein relativ heikles Thema bezeichnen. Genauer gesagt: Ich bin eine durchschnittlich große Frau mit überdurchschnittlich großen Füßen. Das ist mir im Laufe meines immerhin schon zwanzig Jahre andauernden Lebens durchaus bewusst geworden.
Als ich noch klein war, also ungefähr bis zur Grundschule, fand ich das super: Ständig hatte ich die neuesten Hausschuhe, weil mir die alten schon wieder zu klein waren. Aber irgendwann wurde mir die Tatsache zum Verhängnis, dass mein großer Zeh – und zwar dummerweise nur der große Zeh – einfach nicht aufhören wollte zu wachsen. Dann steht man nämlich oft mal in einem Geschäft, sieht ein Paar unfassbar schöner Schuhe und denkt sich: Niedlich, die hätten mir vielleicht in der zweiten Klasse gepasst. In meiner Größe sind sie dagegen meistens schon ausverkauft.
Weil dem so ist, sei übrigens vorsichtshalber davor gewarnt, dass ich jedem den Krieg erkläre, der die Kühnheit besitzt, dieses „kleine“ Problem meinerseits nochmals extra zu betonen (ich habe deswegen unter anderem schon den Zahnarzt gewechselt). Aber das nur am Rande.
Denn es wäre ja zu schön, wenn Quadratlatschen meine einzige Schwierigkeit wären. Hinzu kommt eine in Läuferkreisen bestens bekannte „starke Überpronation“. Ich finde allerdings, dass das ein sehr nichtssagender Ausdruck ist und nenne das Phänomen deshalb lieber „Plattfüße“.
Aber wie schlimm das nun alles auch klingen mag – Eigentlich mag ich meine Füße trotzdem ziemlich gerne. Als kleines Mädchen habe ich ihnen sogar sehr liebevolle Namen gegeben (die ich an dieser Stelle nicht verraten möchte). Und als großes Mädchen horte ich allen Beschaffungsschwierigkeiten zum Trotz ein umfangreiches Repertoire an Bekleidungsmöglichkeiten für meine zwei Schätzchen. Es sind so viele, dass ich sie in Gruppen einteilen muss:
a) Schuhe, die ich ständig trage (und denen man das auch ansieht)
b) Schuhe, die ich selten trage
c) Schuhe, die ich nicht trage (und denen man das auch ansieht)
Kategorie a) ist die kleinste Gruppe. Ihr gehören hauptsächlich Laufschuhe an – und zwar die, die am bequemsten sind, in denen man sich fühlt wie in einem Wohnzimmer und die so lange gelaufen werden, bis die Sohle durchgelatscht ist. Gerne trage ich sie dann sogar noch ein bisschen weiter. Liebe über die Grenze der Sohle hinaus quasi. Trennungen fallen mir nämlich ziemlich schwer und oft findet sich auch partout kein adäquates Ersatzpaar. Habt ihr nicht auch diesen einen Laufschuh, den ihr einfach nicht wegschmeißen könnt? Weil ihr zu ihm eine Beziehung aufgebaut habt. Weil euch etwas mit ihm verbindet.
Ich hatte zum Beispiel jahrelang meine „Einlaufschuhe“, die ich bei jedem Wettkampf zum Aufwärmen getragen habe. Ich dachte irgendwie, das bringt Glück oder ich bin dann besonders schnell. Reiner Aberglaube natürlich. Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie traurig ich war, als nicht nur die Sohle, sondern auch noch das restliche Material angefangen hat, sich nach und nach aufzulösen und schließlich ein Loch für die Schnürbänder einfach durchgerissen ist. Ich habe es bis heute nicht übers Herz gebracht, diese Schuhe wegzuschmeißen. Sie müssten immernoch irgendwo im Keller rumliegen. Ich glaube, ich muss mal kurz nachsehen, ob es ihnen gut geht…
In Kategorie a) fallen also vor allem solche Schuhe, die ich, wenn es irgendwie möglich ist, bei der nächsten Gelegenheit versuche, nachzukaufen. Einfach, damit ich das schöne Wohnzimmer-Gefühl nicht irgendwann entbehren muss. Man muss allerdings sehr vorsichtig sein: Ganz trügerisch sind da nämlich Nachfolge-Modelle. Von denen wurde ich schon viel zu oft enttäuscht. Irgendwie sind die Neuen dann doch ein bisschen anders und oft genau so verändert, dass ich sie nicht mehr mag. Das ist frustrierend und ich bekomme Sehnsucht nach den guten alten Vorgängern.
Meine Vereinskameradin Caro sagt sowieso immer: „Die besten Schuhe gab’s vor zehn Jahren. Da wurde noch nicht so viel Hype um irgendwelche technischen Neuerungen und superspezial-Materialien gemacht.“ Und wahrscheinlich hat sie da nicht ganz Unrecht. Mein erstes Paar Laufschuhe war silbergrau, ohne viel Design, ohne Hyper-boost-Gel-Sohle, ohne Fly-reflect-superflexible-foam-lightweight-wasweißich Technik. Das waren einfach nur saubequeme Laufschuhe. Getragen bis zum Auseinanderfallen. Eindeutig Kategorie a).
Kommen wir zu Kategorie b) . Darunter fällt zum einen der Großteil meiner Freizeitschuhe. Die kaufe ich nämlich meistens auf die oben beschriebene Weise: Im Schuhgeschäft, wo es meine Größe nicht mehr gibt und ich mich deshalb notgedrungen in die nächst kleinere vorhandene Größe quetsche. Dementsprechend unbequem sind die Dinger, wenn das ihre Beschaffenheit nicht ohnehin schon vorgibt (man bedenke bei Frauenschuhen: Absatz).
Außerdem befinden sich in dieser Gruppe Laufschuhe des Typs „Fehlkauf“. Manchmal passiert es nämlich, dass man einen Schuh ein paarmal läuft und irgendwann einfach feststellen muss: Wir werden keine Freunde mehr. Meistens besteht ja die Option, das Paar wieder zurückzugeben. Allerdings brauche ich länger als die Frist von vierzehn Tagen, um mir einzugestehen, dass meine Beziehung zu diesem Schuh zum Scheitern verurteilt ist. Dann liegt er meistens noch ein bisschen herum, in der hinteren Reihe meines Schrankes, bis er dann irgendwann in den Keller verfrachtet wird. Besonders schmerzlich ist es, wenn es ein außerordentlich schöner Schuh ist. Ja, ich weiß natürlich ganz genau, dass man bei Laufschuhen nie nie nie und wirklich niemals nie nach der Optik gehen darf. Aber ich tu’s trotzdem.
Bevor wir jetzt zu einer Diskussion über innere und äußere Werte kommen, mache ich lieber schnell mit Kategorie c) weiter. Denn das sind die Schuhe, die ich besitze und gar nicht so genau weiß, warum…
Warum habe ich Sandalen? Meine Läuferzehen sind doch so krumm und hässlich, dass ich sie verstecken will. Meine bereits erwähnte exorbitant monströse große Zehe darf niemals das Tageslicht erblicken und soll selbst bei dreißig Grad ihre zarte Blässe unter dem UV-sicheren Schutz eines geschlossenen Schuhwerks behalten.
Warum habe ich High-Heels mit 15-Zentimeter-Absätzen? Damit gehe ich langsamer als eine Neunzigjährige, ihr Sturzrisiko würde ich sogar noch übertreffen und die Gefahr eines Ermüdungsbruchs ist über 200 Meter vermutlich höher als bei sieben 50-Kilometer-Dauerläufen hintereinander.
Warum habe ich rosa Stoffschuhe mit Kiwis drauf? …Moment! Bitte was? Ich habe ernsthaft Schuhe mit Kiwis???
Offensichtlich ging es mir da beim Schuhkauf wohl wie den meisten Frauen: Irgendwelche Sicherungen müssen da durchgebrannt sein. Klischeearbeit erfüllt, oder?
Es war mir auch ein leseriches vergnügen… mit einigem schmunzeln auf/in den lippen.
Saugut geschrieben, liebe Franzi… Vielen Dank fuer diese sympathischen Insides!
Bitte mehr davon 😉