…ich weiß, es ist ganz schön lange her, dass ich das letzte Mal geschrieben habe. Eigentlich habe ich sogar ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ständig erinnere ich mich daran, dass ich dir schreiben wollte und dann kommt wieder irgendetwas dazwischen.
Aber das kannst du ja bestimmt verstehen: Jeden Tag Training und dann noch Uni, Arbeit, soziale Kontakte will man ja auch zumindest noch ein bisschen in seinem Alltag unterbringen – da bleibt dann meistens einfach keine Zeit für noch mehr Verpflichtungen.
Es tut mir ja auch echt leid, dass ich dich ständig vertrösten muss. Aber genau deshalb hab ich mir heute gedacht: Jetzt setz ich mich wirklich mal in Ruhe hin und kümmere mich nur um dich. Gut, ich muss zugeben, dass es durchaus ein paar Leute gibt, die mir hin und wieder oder auch ein bisschen öfter ins Gewissen geredet haben, dass ich das mit uns beiden jetzt mal in Ordnung bringe. Immerhin gehört es ja irgendwie zu einer guten Sportlerin dazu, konsequent und ausführlich Buch darüber zu führen, was man im Training so macht, oder? Nur da wären wir schon bei meinem Problem…
Momentan gibt es da nämlich ziemlich wenig zu berichten. Mein Knie zwickt zurzeit andauernd und da klappt das mit dem Laufen nicht so gut. Angefangen hat es am Montag. Es war nur so ein ganz kurzer Stich, hat sich gar nicht so schlimm angefühlt beim Laufen. Aber als ich abends die Treppen zu meiner Wohnung hinaufgegangen bin, war es schon ein bisschen schmerzhaft. Und dann wurde es immer schlimmer. Am nächsten Morgen beim Aufstehen war das Knie sogar angeschwollen. Verdammt ärgerlich das Ganze.
Deswegen muss ich jetzt Pause machen. Auf unbestimmte Zeit. So lange bis der Sehnenansatz eben nicht mehr weh tut. Also bleibt mir zurzeit nichts anderes übrig, als den anderen neidisch dabei zuzuschauen, wie sie auf der Bahn ihre Tempoläufe machen. Alle sind sie topfit und können sich auf die anstehenden Wettkämpfe vorbereiten. Ist das nicht unfair?
Ich würde am liebsten sofort meine Laufschuhe schnüren und mitrennen. Ich halte es nämlich wirklich bald nicht mehr aus. Das Einzige, was ich machen kann, ist Radfahren. Aber das ist so furchtbar langweilig. Ein Rennrad habe ich nicht, sonst könnte ich wenigstens an der frischen Luft radeln. Stattdessen sitze ich bei Sonnenschein in einem stickigen Raum und trete in die Pedale bis mir irgendwann der Hintern vom Sitzen wehtut. Ich habe es wirklich mehr als satt.
Außerdem muss ich mir nachts immer so blöde Verbände mit Arnika-Salbe machen. Die gefühlt 100 Traumeel-Tabletten, die ich am Tag schlucke, machen das Krankenhaus-Feeling dann echt perfekt. Vor Selbstmitleid würde ich am liebsten wirklich einfach die Vorhänge zuziehen und den ganzen Tag im Bett liegenbleiben.
Immer wenn ich eigentlich Training hätte, bin ich jetzt nämlich sowieso total unterbeschäftigt. Ich versuche dann immer, zumindest alle möglichen Dinge zu machen, zu denen ich sonst nicht komme. Zum Beispiel, dir zu schreiben, liebes Trainingstagebuch.
Wenn ich wieder fit bin, könnte es allerdings eventuell sein, dass du vielleicht nicht mehr ganz so ausführlich von mir hören wirst. Aber das wird hoffentlich trotzdem sehr bald so sein!
Ja, ja ich weiß, gute Sportlerinnen sollen eigentlich…
Aber wenn ich die Wahl hätte zwischen Laufen können und Tagebuchschreiben – ich wüsste sofort, wofür ich mich entscheiden würde!
Sorry,
Deine Franzi
Kann deine Gefühlswelt sehr gut nachvollziehen! Aber lass den Kopf nicht hängen und steck deine Energie weniger in Ärger und mehr in die Schnellheilung 😉 (leicht gesagt, ich weiß!) Danke für diesen Artikel, toll, wie du schreibst!
Schöner Beitrag mit tollem Aufhänger! Es macht richtig Spaß deinen Stil zu lesen!