Der Weg zu den diesjährigen Deutschen Meisterschaften war ein turbulenter: Terminverschiebung, komplexes Hygienekonzept, Ausschluss und Wiederaufnahme der Laufdisziplinen, Athletenproteste, Run um die Plätze im Qualifikationsranking…
Am kommenden Wochenende ist es nun so weit: Deutschlands Leichtathlet*innen kämpfen um die Meisterschaftstitel im Braunschweiger Eintrachtstadion. Zwar vor leeren Zuschauerrängen, aber immerhin finden die Titelkämpfe statt. Die Leistungen der Athlet*innen bei diesen besonderen Deutschen Meisterschaften können Zuschauer und Fans über Liveticker und Live-Ergebnisse mitverfolgen. Zudem übertragen ARD (Samstag, 17:10 – 19:55 Uhr) und ZDF (Sonntag, 17:10 – 18:55 Uhr) live aus Braunschweig. Vor dem Hintergrund der aktuell rar gesäten Sportübertragungen im TV hätte die Leichtathletik von einer umfangreicheren Berichterstattung sicher noch deutlicher profitieren können.
Wir wollen vorab einen Blick auf die Laufentscheidungen und Titelfavoriten am Meisterschaftswochenende werfen:
800m: Reuther mit Saisoneinstieg | Münchener Duell?!
800m Männer
Halbfinale: Samstag, 13:10 Uhr, Finale: Sonntag, 17:50 Uhr
Insgesamt sind 19 Mittelstreckler über die 800m gemeldet. Angeführt wird die Liste von Titelverteidiger Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) mit 1:45,22 min. Ihm folgen Hallen-Vizemeister Julius Lawnik (LG Eintracht Braunschweig), Christian von Eitzen (AT Karben), Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg) und Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) jeweils mit 1:47er Zeiten. 800m-Halenmeister Robert Farken (SC DHfK Leipzig) kann aufgrund einer Verletzung nicht starten. Bis auf Marc Reuther sind alle Medaillenanwärter bereits in die Saison eingestiegen. Es wird also spannend, was der WM-Teilnehmer aus Frankfurt auf die Bahn bringt und der Kampf um die Plätze 1-3 denkbar eng.
800m Frauen
Halbfinale: Samstag, 12:35 Uhr, Finale: Sonntag, 17:35 Uhr
Über 800m gesellt sich zum „altbekannten Duell“ zwischen den Münchenerinnen Christina Hering (Meldezeit 1:59,41min) und Katharina Trost (2:00,36min), beide LG Stadtwerke München, eine sich in zuletzt starker Form präsentierende Matjie Kolberg (2:02,36min) von der LG Kreis Ahrweiler.
Während Christina Hering vor wenigen Tagen in Triest mit 2:00,71min schon wieder dicht an die die 2:00min-Marke heranlief, durfte auch Katharina Trost mit ihren 2:01,83min in Pfungstadt sicher ebenfalls zufrieden sein. Insgesamt werden 21 Frauen auf den 2 Stadionrunden für ordentlich Tempo sorgen.
1500m: Wer hat den besten Kick?
1.500m Männer
Halbfinale, Samstag 13:50 Uhr, Finale: Sonntag, 17:10 Uhr
Der Schnellste 1.500m-Läufer der Saison, Maximilian Thorwirth (SFD Düsseldorf Süd) wird auf der Langstrecke antreten. Sein Trainingskollege Marius Probst (TV Wattenscheid) war mit einer hohen 3:39er-Zeit nur um wenige Hundertstel langsamer als Max und führt die Meldeliste mit einer starken 3:38,98 min aus der Saison 2019 an. Ihm folgen die Hessen Marvin Heinrich (LG Eintracht Frankfurt) mit 3:40,19min und Lukas Abele (SSC Hanau Rodenbach) mit 3:41,24min. Die beiden konnten diese Saison unter anderem bei der Laufnacht der Sparkassen-Gala in Regensburg zwar noch nicht ganz an ihre Meldezeiten heranlaufen, aber die Tendenz stimmt. Auch nicht „abschreiben“ sollte man Jens Mergenthaler (SV Winnenden) und Marc Tortell (AT Karben) auf den Rankingplätzen 4 und 5. Marc Tortell hat bereits mehrfach bei Meisterschaften seine Spurtstärke auf den letzten 100-200m bewiesen und sich einen Podiumsplatz ersprinten.
1.500m Frauen
Halbfinale: Samstag, 13:30 Uhr, Finale: Sonntag, 16:50 Uhr
Über die „längste Mittelstrecke“ bei den Damen deutet sich ein erneuter Zweikampf zwischen Titelverteidigerin Caterina Granz (LG Nord Berlin) und Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) an. In der Halle hatte Klein mit einer bestechenden Endbeschleunigung auf den 1.500m die Nase vorn, Caterina Granz überzeugt mit einer schnellen 4:05,60min als Meldezeit – ihre Qualizeit für die WM in Doha aus 2019. Beide Athletinnen haben sich bislang in der Late-Season eher rar gemacht: Für Granz ist es der erste Start, Hanna Klein ist bereits mit einer 4:08,70min in die Saison eingestiegen. Beide Athletinnen haben außerdem in 2020 einen Trainerwechsel vollzogen. Wie sich das auf den direkten Leistungsvergleich auswirkt, darf mit Spannung erwartet werden. Mit einem gut 5-sekündigen Abstand folgen die weiteren 1500m-Läuferinnen; angeführt von Johanna Christine Schulz vom SC Rönnau 74.
5.000m: Heißes Rennen ohne Titelverteidigung
5.000m Männer
Finale: Samstag, 17:40 Uhr
Die zweite Laufentscheidung des Samstags fällt bei den Langstrecklern über die 12,5 Stadionrunden. Die Meldeliste lässt Titelverteidiger Richard Ringer (LC Rehlingen) und Vizemeister Sam Parson (LG Eintracht Frankfurt) zwar vermissen, trotzdem verspricht die Meldeliste ein durchaus hochwertiges Rennen um den Deutschen Meistertitel: Mit 13:22,52min führt Deutschlands schnellster Marathoni, Amanal Petros (TV Wattenscheid), die Meldeliste an. Ihm folgen Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg, 13:34,16min) und der Düsseldorfer Maximilian Thorwirth, der diese Saison eine unglaubliche Leistungsentwicklung vollzogen hat. Mit kürzlich aufgestellter Bestzeit von 13:34,82min und „Zubringerleistungen“ von 3:39,66min über 1.500m und 7:50,61min über 3.000m (Halle) geht Thorwirth mit berechtigtem Selbstvertrauen an den Start und zählt definitiv zu den Titelfavoriten. Zum erweiterten Favoritenkreis zählen Samuel Fitwi (LG Vilkaneifel), Aaron Bienenfeld (SSC Hanau Rodenbach) und Marcel Fehr (LG Filstal) mit Zeiten knapp über 13:40min.
5.000m Frauen
Finale: Sonntag, 17:00 Uhr
Alina Reh (SSV Ulm) ist unter Abwesenheit von Konstanze Klosterhalfen und mit 15:04,10min als offizieller Meldezeit die klare Favoritin. In dieser Saison ist Alina bereits eine 15:22min auf der Straße gerannt, was ihre Leistungsstärke andeutet. Hinter ihr steht mit erst kürzlich aufgestellter Bestzeit von 15:59,44min die Regensburgerin Domenika Mayer. Die Langstrecklerin hat sich dieses Jahr von 5.000m bis Halbmarathon enorm gesteigert und durfte noch den Deutschen Crossmeister-Titel Anfang März feiern. Das Feld der insgesamt 17 Läuferinnen, darunter u.a. Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin), Denise Krebs (TSV Bayer 04 Leverkusen), Lisa Oed (SSC Hanau Rodenbach), Fabienne Königstein (MTG Mannheim) und Profi-Triathletin Laura Lindemann (SC Potsdam) wird bei heiß gemeldeten Temperaturen auf die kräftezehrenden 12,5 Stadionrunden gehen.
3000m Hindernis: Titelabo vs. Schlagfinale
3.000m Hindernis Männer
Finale: Sonntag, 16:35 Uhr
Immerhin ein wenig Abkühlung durch den Wassergraben sollte den Hindernisspezialisten am Sonntagnachmittag gewiss sein. Einen heißen Kampf um die Medaillen wird es trotzdem geben, denn die Meldezeiten der Konkurrenten auf den gut 7,5 Stadionrunden liegen dicht beieinander. Martin Grau führt die Liste mit 8:26,79min als Vorleistung an. Er lief bei der Regensburger Laufnacht mit 8:37,00min knapp kurz hinter Trainingskollege Tim Stegemann (LAC Erfurt, 8:33,64min) ins Ziel. Karl Bebendorf (TV Wattenscheid) hat in der Saison noch kein Hindernisrennen bestritten, weist mit 8:27,52min jedoch die zweitschnellste Meldezeit auf. Weitere Medaillenchancen dürften sich Konstantin Wedel (LG Telis Finanz Regensburg) und Johannes Motschmann (SCC Berlin) ausrechnen.
3.000m Hindernis Frauen
Finale: Samstag, 17:15 Uhr
Ihren sechsten Titel könnte am Samstagabend Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) über die Hindernisse klar machen. Der Schützling von Trainier Wolfgang Heinig kommt frisch aus dem Höhentrainingslager in Davos und wird sich am Sonntag der nationalen Konkurrenz, die mit Zeiten von 9:43,99min aufwärts gemeldet ist, stellen. Diese wird aller Voraussicht nach um Silber und Bronze kämpfen. Hier könnte es ein spannendes Duell zwischen der Jahresschnellsten Elena Burkhard (LG farbtex Nordschwarzwald) und Sanaa Schretzmair (ehem. Kouba) (TSV Bayer 04 Leverkusen) geben. Die Leverkusenerin feiert nach längerer Wettkampfpause ein kleines Comeback in Braunschweig.
Die komplette Meldeliste sowie weitere Informationen rund um die Titelkämpfe findet Ihr auf leichtathletik.de
Übrigens:
Bewegende Momente der deutschen Laufelite bei Deutschen Meisterschaften und weiteren Top-Laufevents findet Ihr in unserem Olympiakalender.
Mit den Erlösen des Projekts möchten wir die Athlet*innen medial stärken und neue Wege zur Förderung des Laufsports gehen.
Jetzt Kalender bestellen und supporten