Für viele Läufer ist es Tradition, das Jahr mit einem Silvesterlauf zu beschließen. Die zahlreichen Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet sind der beste Beweis dafür. Auch ich schnüre jedes Jahr wieder meine Wettkampfschuhe, um dem Sportjahr noch einmal die letzte Ehre zu erweisen. Aber auch während der vorangegangenen Feiertage habe ich meine Beine nicht hochgelegt und ordentlich an der Grundlage für die neue Saison geschraubt.
Die Feiertage verbringe ich eigentlich jedes Jahr im Kreise meiner Familie in meinem Heimatdorf Garrel. Gleichzeitig nutze ich die vorlesungsfreie Zeit immer gerne, um etwas intensiver zu trainieren, da dann das Verhältnis zwischen Belastung und Regeneration besser übereinstimmt. Das kleine Trainingslager in der Heimat stellt aber gerade zu Weihnachten eine logistische Herausforderung dar. Zwei Trainingseinheiten pro Tag, zwischen Essen, Kaffeetrinken und Verwandtschaftsbesuchen. Außerdem habe ich die Kasseler Berge (Jetzt werden einige wieder lachen, denn in Kassel werden diese als Hügel bezeichnet) gegen norddeutschen Wind getauscht, der in den letzten Tagen eher stürmisch und meistens von vorne kam.
Mein Trainingsplan der letzten zwei Wochen bestand aus einer Mischung von Dauerläufen, die zum Teil als Crescendo (z. B. 5x 3km gesteigert: 3:50/3:40/3:30/3:20/3:10) aufgebaut wurden oder aus Intervalltraining auf der Bahn (z. B. 12x 400m oder 4x (1000m/2000m)). Abgerundet wurde das Training mit Kraft- bzw. Stabieinheiten an jedem zweiten Tag. Da passt es ganz gut, dass die Verpflegung meistens schon fertig auf dem Tisch stand, wenn ich vom Training nach Hause gekommen bin.
Aus dem vollen Training führte mich die Reise dann, wie eigentlich jedes Jahr, nach Dwergte, einem kleinen Dorf in der Nähe von Cloppenburg. Hier findet traditionsgemäß der Silvesterlauf „Rund um die Thülsfelder Talsperre“ statt, wo ich immer die 10 englischen Meilen, als längste angebotene Strecke, in Angriff nehme. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und profiliert, denn sie führt über teilweise asphaltierte und teils befestigte Waldwege vom Hofcafé Debbeler in Dwergte, einmal um die Thülsfelder Talsperre, zurück zum Startort.
Um 10:10Uhr wurden wir mit Böllerschüssen aus einer Kanone vom Markhausener Böllerverein auf die Strecke geschickt. Ich übernahm von Beginn an die Initiative, denn ich wollte so nah wie möglich an meinen Streckenrekord von 51:04 Minuten heranlaufen. Als ich diese Zeit erzielt habe, waren die Bedingungen jedoch ideal und heute war es sehr kalt und windig. Der einzige, der mir eine Zeit lang mit kurzem Abstand folgte war mein Trainingskamerad Michael Majewski, der sich in den letzten Monaten sehr gut verbessert hat und im nächsten Jahr sicherlich noch ein paar neue Bestzeiten aufstellen wird. Im Großen und Ganzen war das Rennen eher einsam, nur der Fahrradfahrer, der mir den Weg zeigen sollte, begleitete mich mit einem etwa 20m großen Abstand. Trotz des ungemütlichen Wetters hat es jedoch den einen oder anderen Zuschauer an die Talsperre verschlagen, die kräftig anfeuerten. Am Ende konnte ich meinen fünften Sieg in Folge feiern und mit 51:47 Minuten die zweitbeste Zeit aufstellen, die je in Dwergte gelaufen wurde. Als zweiter kam Michael Majewski (BV Garrel) in 55:56 Minuten ins Ziel, gefolgt von Christoph Paetzke (DSC Oldenburg) in 56:52 Minuten.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Wettkampf, da das Ergebnis zeigt, dass mein Training anschlägt. Im letzten Jahr war ich knapp 21 Sekunden langsamer. Natürlich ist das alles Spekulation, aber wenn es im nächsten Jahr ähnlich läuft, wie in diesem, dann kann ich mich auf die ein oder andere Bestzeit freuen.
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein friedliches und erfolgreiches 2017. Wir sehen uns sicher bei irgendeinem Wettkampf an der Startlinie oder bei Kaffee und Kuchen. Und jetzt kann auf das vergangene und das neue Jahr angestoßen werden.
Euer Jens