In Folge 1 meiner dreiteiligen Serie spreche ich mit Skilangläuferin Katharina Hennig. Die erst 20-jährige Spitzensportlerin konnte in ihrer noch jungen Karriere bereits große Erfolge feiern. Sie wird nicht nur verraten, ob sie manchmal anstelle der Skier auch gerne zu den Laufschuhen greift, sondern auch, wo Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Sportarten liegen…
Moment! Hat sich da eine Profi-Straßenläuferin nun etwa unter die Wintersportler gemischt? Diese Frage hat sich vielleicht schon so mancher beim Überfliegen der aktuellen Sport-News gestellt: Ski-Weltcup, Tour de Ski, Skiathlon… Überall fällt Insidern der Laufszene der Name von Katharina Heinig ins Auge. Nur wer ganz genau hinschaut, erkennt, dass es sich hier lediglich um eine Namens-Ähnlichkeit zwischen der bekannten deutschen Marathonläuferin Katharina Heinig und der jungen Skilangläuferin Katharina Hennig handelt.
Doch so ganz weit wie man vermuten könnte, liegen die beiden Sportlerinnen trotzdem nicht auseinander: „Laufen ist mit die wichtigste Trainingsform im Langlauf und speziell im Frühjahr bis Sommer ein sehr großer Bestandteil meiner Einheiten“, stellt Skilanglauf-Talent Katharina Hennig klar. Für sie stehen vor allem lange Läufe, fast schon wie die auf dem Marathon-Trainingsplan von Katharina Heinig und Co auf dem Programm: „Das Laufen dient mir als Trainingsmittel zur Verbesserung der Grundlagenausdauer. Ich absolviere regelmäßig Einheiten von bis zu drei Stunden, aber wir machen auch schnellere Sachen wie Intervalle im Wald oder auf der Bahn.“
Dieses umfangreiche Laufpensum erstaunt auf den ersten Blick ein wenig. Warum sollte sich eine Athletin, die ihre Wettkämpfe auf Skiern absolviert, im Sommer nicht lieber gleich zu den Skirollern greifen?
„Das machen wir natürlich auch, aber das Laufen hat gerade zur klassischen Technik eine große Ähnlichkeit. Wir nehmen dann öfter noch die Stöcke dazu, um der Wintertechnik näher zu kommen. Beim Langlauf spielt ja die Kraft der Arme eine wesentlich größere Rolle“, beschreibt Katharina das alternative Training in den Monaten ohne Schnee.
Wer bisher der Meinung war, dass Langläufer im Sommer immer nur in höher gelegene Gegenden ausweichen müssen, liegt also gänzlich falsch. Stattdessen erweisen sich die Skilauf-Spezialisten sogar als besonders kreative Köpfe: Bei Berg-Intervallen werden sie Schritte zum Stockeinsatz zusätzlich leicht angesprungen. Katharina erklärt mir, dass diese Imitation der Wintertechnik wird wegen ihrer Herkunft aus dem Norwegischen „Elgsprünge“ genannt wird.
Und als wäre das noch nicht genug, erproben die Wintersportler ihre gute Laufform regelmäßig unter Wettkampfbedingungen: „Auf dem Plan steht bei uns immer Anfang Mai der Pöhlberglauf und im Juni der Adelsberglauf. Außerdem mache ich immer noch den Zittauer Gebirgslauf mit, das ist sozusagen ein Ritual“, grinst Katharina. Sie hat tatsächlich große Freude am Laufen, dreht viel lieber drei Stunden rennend ihre Runden, wenn andere eher das Rad bevorzugen. „Es ist für mich einfach wie Langlauf eine ausgeglichene Bewegung und es fällt mir relativ leicht“, meint sie.
Doch trotz all der positiven Effekte des Lauftrainings für Skilangläufer geht natürlich auch für Katharina nichts über das Laufen auf Ski: „Einfach weil ich es liebe, durch den verschneiten Wald zu fahren. Das genieße ich, denn da kann ich am besten abschalten und da kommen mir auch meistens die besten Einfälle.“
Wenn sie nach der langen Saison dann doch einmal Lust auf etwas Anderes hat, macht sie am liebsten Skitouren in den Alpen: „Zuerst läuft man bergan durch die verschneite Hochgebirgslandschaft und danach, wenn man es geschafft hat, kann man wieder runterfahren durch den quasi unberührten Tiefschnee. Wie haben oft in der Familie an Wochenende zusammen ausgiebige Touren gemacht, ich bin also in gewisser Weise auf Ski großgeworden.“
Das kann im Übrigen auch ihre Beinahe-Namensvetterin Katharina Heinig von sich behaupten: „Ich stand das erste Mal als kleines Mädchen mit drei oder vier auf Skiern. Bis vor ein paar Jahren habe ich das Langlaufen sogar regelmäßig als Trainingsform in meine Saisonvorbereitung eingebaut“, erzählt sie und beweist damit endgültig: Wir müssen vorsichtig sein, die beiden Top-Athletinnen nicht doch irgendwann einmal zu verwechseln, sollten sie sich jemals zufällig auf der Loipe oder der Rennstrecke über den Weg laufen….