55kg ist nicht besonders schwer, oder? Liest man ein bisschen in der DLV-Teambroschüre zur EM in Berlin, findet man heraus, dass zum Beispiel Hanna Klein wohl in etwa so viel wiegt. Und Top-Läuferinnen wie sie haben ja bekanntlich eher eine zierliche Statur.
Führen wir uns aber vor Augen, dass Studien der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge ein Durchschnittsdeutscher, egal ob nun zierlich oder nicht, jährlich allein diese Menge an Lebensmitteln, also 55kg, wegwirft, bekommt die Größe im wahrsten Sinne ein ganz anderes Gewicht. Eine nicht aufgegessene Mahlzeit hier, ein paar Früchte mit braunen Stellen dort, trockenes Brot sowieso…
55kg an Nahrung, die wir umsonst gekauft haben. Die umsonst angebaut, geerntet und eventuell noch weiterverarbeitet wurde. Das entspräche einer kleinen Schale Beeren pro Tag, oder aber einer Hanna Klein pro Jahr.
Aus rein mathematischer Sicht ein Verlust für viele Beteiligte.
Aber jetzt mal alle (dennoch durchaus relevanten) finanziellen, ethischen und sozialen Faktoren ausgeblendet: Ist es nicht auch ein kulinarischer Verlust? Hat es nicht auch einen gewissen Reiz mit Nahrungsmitteln, Resten oder Obst und Gemüse, das seine besten Zeiten schon gesehen hat, noch etwas Leckeres zu zaubern? Last-Minute-Cooking sozusagen?
Wir haben ein paar Ideen gesammelt, um den 55kg den Kampf anzusagen. Vielleicht ist ja auch die ein oder andere Inspiration für euch dabei…
Alte Steinobst, Ananas, Feigen oder Mangos
Problem: Das Obst ist unter der Schale schon matschig weich, kann nur noch schlecht geschnitten werden und sieht deshalb im Obstsalat oder Joghurt schon nicht mehr besonders appetitlich aus.
Lösung: Als Basis für fruchtige Chutneys machen sich die überreifen Früchte supergut. Hierfür das Obst (ca. 1000g) kleinschneiden und zusammen mit einer Chilischote, einer Paprikaschote, ein paar Ingwerscheiben, 40g Rosinen, 4 EL Zucker, 1/2 EL Salz und 300ml Obstessig gut durchmischen und mehrere Stunden ziehen lassen. Danach eine große, geschnittene Zwiebel, eine gehackte Knoblauchzehe, etwas Zitronensaft und 1TL Curry sowie 1TL Senfkörner hinzugeben. Die Mischung bei geschlossenem Deckel zum Kochen bringen und anschließend noch ca. 30min weiter köcheln lassen. Zwischendurch umrühren, dann merkt man auch, wann das Chutney gut eingedickt ist. Entweder noch heiß in schraubfeste Einmachgläser füllen oder etwas abgekühlt sofort genießen. Dazu passen Cracker, Ziegenweichkäse, Gorgonzola, als Hauptmahlzeit zum Beispiel auch Hähnchenfleisch oder Reis.
Tipp: Auch für Smoothies eignen sich überreife Früchte besonders gut, da sie leicht zu pürieren sind und von Natur aus einen süßeren Geschmack haben. Zusätze von Honig oder anderen Süßungsmitteln sind da also überhaupt nicht nötig. Wer lieber grüne Smoothies mag, kann hierfür auch bedenkenlos noch eingefallenen Spinat oder Salat verwendet werden, der in einer Salatschüssel vielleicht nicht mehr den knackigsten Eindruck hinterlassen würde. Hier findet ihr passend dazu einen Beitrag zu Smoothies in der Ausdauersport-Ernährung.
Braune Bananen
Problem: Die Schale hat schon braune und schwarze Stellen. Manchmal hat sie ihre gelbe Farbe schon komplett verloren. Mit der Hand schälen ist schon fast nicht mehr möglich, weil die ledrige Schale nicht mehr so richtig aufreißt und im Inneren wartet nur noch eine gelbe matschige Pampe.
Lösung: Selbstgemachtes Bananeneis. Dazu die matschige Bananenmasse in einen Gefrierbeutel geben, darin den Inhalt noch weiter zerdrücken und den Plastikbeutel ins Gefrierfach legen. Kurz bevor das Eis gegessen werden soll, einige Zeit im Kühlschrank etwas abtauen lassen und im Anschluss mit Beeren, Cerealien oder pur löffeln.
Tipp: Viele vegane Rezepte sehen überreife Bananen als Ei-Ersatz vor (ca. 60g für ein Ei). Gerade bei Pancakes, Waffeln oder Kuchen gelingt das problemlos und ist auf jeden Fall mal einen Versuch wert – schmeckt auch überzeugten Fleischessern (sofern sie Bananen mögen 🙂 ).
Mehlige Äpfel
Problem: Die Äpfel sind nicht mehr knackig, der Geschmack ist ebenfalls nicht mehr säuerlich-süß, sondern ziemlich fad. Beim Reinbeißen sind sie alles andere als knackig, sondern ziemlich weich, die Schale an manchen Stellen schon faltig.
Lösung: Äpfel entkernen, klein schneiden und in einem Topf mit einem Spritzer Zitronensaft und Zimt (oder Lebkuchengewürz), wer mag auch ein bisschen Vanille, aufkochen. Dabei ständig umrühren, dass nichts anbrennt. Nach einigen Minuten entsteht ein geschmacksintensives Kompott, das gerade jetzt in der Herbst- und Winterzeit besonders lecker zu Joghurt, Pancakes und anderen Mehlspeisen schmeckt. In schraubfesten Einmachgläsern hält es sich auch noch eine ganze Weile.
Tipp: Äpfel und Tomaten sollten übrigens getrennt von anderen Obst- und Gemüsesorten gelagert werden, da sie deren Reifungs- bzw. Verderbensprozess beschleunigen.
Reis vom Vortag
Problem: Irgendwie bleibt doch immer ein Restreis übrig, der am folgenden Tag trocken und vor allem irgendwie traurig anmutet. So wirklich gern mag den niemand mehr essen.
Lösung: „Risi e bisi“ – oder zu Deutsch: Reis mit Scheiß. Soll heißen, im Prinzip dürft ihr kreativ sein und alles gemüseartiges dazumischen, was euch in die Finger kommt. Im Original ist „Risi e bisi“ mit Erbsen, genauso gut passen aber auch Mais, Paprika, Bohnen oder Karotten. Am besten stilecht aus der Konservendose. Bevor Reis und Gemüse zusammenkommen, wird etwas Butter oder Pflanzenöl in der Pfanne erhitzt und eine Zwiebel und eine Knoblauchzehe darin angeschwitzt. Jetzt erlebt der Restreis zusammen mit seinem auserwählten Gemüse (nehmt so viel, wie ihr Hunger habt) eine Wiedergeburt in der Pfanne, wenn ihr unter Rühren nach und nach etwa 250ml Gemüsebrühe hinzufügt, bis er die Flüssigkeit vollständig aufgenommen hat. Nun noch 40-50g Parmesan hinzugeben und wieder umrühren, bis alles schön cremig ist. Bon appetito!
Tipp: Ist es wirklich nur ein ganz kleiner Restreis, funktioniert das Ganze auch als süßes Dessert. Einfach Zwiebel, Knoblauch und Gemüse weglassen, stattdessen kleingeschnittenes Obst verwenden und statt mit Gemüsebrühe so lange mit einem kleinen Schuss Milch aufgießen, bis der Reis cremig ist. Noch ein bisschen Zimtzucker drüberstreuen, fertig.
Hartes Brot, Brötchen oder Breze(l)n
Problem: Das Brot ist an der Luft steinhart geworden, die Brötchen sind nicht nur von außen sondern auch innen superkross und wer in die alten Brezen beißt, muss befürchten, dass ein Zahn drin stecken bleibt.
Lösung: Da haben wir einen super Rezept-Tipp aus einer anderen Folge „Larasch kocht“ parat: Leckere Brezenknödel in einer süßen und einer herzhaften Variante. Schaut unbedingt mal rein, hier geht’s zum Text!
Abschließender Tipp: Selbstverständlich solltet ihr Brot und andere Lebensmittel, die verschimmelt und daher definitiv ungenießbar sind, trotz guten Willens sofort entsorgen. Weiße, grüne oder blaue Schimmelsporen sowie Staubflocken sind ein Anzeichen. Die Geruchsprobe ist aber eigentlich mit Abstand das beste Mittel zum Test: Riecht ein Lebensmittel unangenehm, ist es vermutlich auch nicht mehr genießbar.
Habt ihr auch gute Last-Minute-Ideen, andere Rezeptvorschläge oder ein unschlagbares Lieblingsgericht, das ihr unseren Lesern ans Herz legen möchtet? Dann schreibt uns gerne!